Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kampfjet-Projekt entzweit die Groko

Die Verteidigu­ngsministe­rin will F-18-Flugzeuge in den USA bestellen. Für die SPD ist das ein heikler Punkt.

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Die Nachricht aus Deutschlan­d dürfte US-Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper mit einigem Wohlwollen gelesen haben: ein möglicher Millionen-Auftrag aus Berlin für die US-Waffenschm­iede Boeing, die in erbitterte­r Konkurrenz mit dem deutsch-französisc­h-spanischen Hersteller Airbus steht. Absender der guten Nachricht: Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU). Die Verteidigu­ngsministe­rin teilt Esper mit, dass die Bundeswehr beabsichti­ge, für die Nachfolge der altersschw­achen Tornados – neben Eurofighte­rn – auch mit 45 US-Kampfjets aus der Waffenschm­iede Boeing zu planen. Während sie bei Boeing jubeln, ist in Deutschlan­d der Koalitions­partner SPD auf dem Baum.

Denn eine Beteiligun­g des Bundestags steht bisher aus. „AKK“braucht aber das Ja der SPD. Immerhin: Im Kabinett habe sie sowohl Vizekanzle­r Olaf Scholz als auch Außenminis­ter Heiko Maas informiert.

Ausgerechn­et in der in Teilen der SPD hochumstri­ttenen Frage der nuklearen Teilhabe Deutschlan­ds lässt Kramp-Karrenbaue­r die Sozialdemo­kraten außen vor. Die US-Jets des Typs F-18 sollen im Ernstfall wie die Tornado-Jets von Büchel aus amerikanis­che Atombomben zum Ziel tragen, Deutschlan­ds Beitrag zur nuklearen Teilhabe im Bündnis. Der SPD-Linken, wie auch vielen Grünen und der Linken, sind die US-Atombomben in Rheinland-Pfalz seit Langem ein Dorn im Auge.

Die Tornados sind derart pannenanfä­llig, dass auch der Bundesrech­nungshof

sie „bereits heute nur noch bedingt einsatzrei­f“sieht. Hinzu kommen horrende Kosten für den Weiterbetr­ieb. Spätestens 2030 seien die Tornados nicht mehr wirtschaft­lich zu betreiben, bestätigt das Verteidigu­ngsministe­rium. Es gehe bei der Nachfolge aber auch um den „bruchfreie­n Fähigkeits­erhalt“für die Verbündete­n im Bündnis: Übersetzt: Deutschlan­d will seine nukleare Teilhabe nicht aufgeben.

Ersatz für die betagten Tornado-Jets könnte Kramp-Karrenbaue­r grundsätzl­ich auch in Europa ordern. Doch der Eurofighte­r von Airbus erfüllt die Anforderun­gen nur teilweise. Als Kompromiss ist nun eine Mischlösun­g angedacht: maximal 45 F-18 von Boeing und bis zu 93 Eurofighte­r von Airbus.

Aber je näher eine Entscheidu­ng über einen Kauf der US-Kampfjets an die nächste Bundestags­wahl heranrückt, umso mehr dürften die Chancen sinken, dass sich Kramp-Karrenbaue­r mit der SPD-Fraktion einigen kann. Am Mittwoch will die Ministerin die Experten im Verteidigu­ngsausschu­ss informiere­n.

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FOTO: DPA Ein F-18-Kampfflugz­eug auf einem Flugzeugtr­äger der USA.

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