Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mann für schwierige Haushaltsl­agen

Simon Woywod muss als neuer Kämmerer die Herausford­erung der schwierige­n Radevormwa­lder Finanzlage angehen. Erfahrung bringt er aus Marienheid­e mit.

- VON STEFAN GILSBACH

Simon Woywod muss als neuer Kämmerer die Herausford­erung der schwierige­n Finanzlage in Rade angehen. Erfahrung bringt er mit.

RADEVORMWA­LD Kein Händedruck, kein Blumenstra­uß – wegen der Sicherheit­smaßnahmen durch die Corona-Krise fielen die Gratulatio­nen für den neuen Beigeordne­ten der Stadt Radevormwa­ld am frühen Dienstagab­end unfeierlic­h aus. An der Freude Simon Woywods über die Wahl zum zweitwicht­igsten Vertreter der Radevormwa­lder Stadtverwa­ltung änderte das nichts. „Wir haben in der Familie gestern noch ein wenig gefeiert“, sagte er am Tag nach der Wahl.

Seit 2015 ist Woywod Kämmerer von Marienheid­e – und beim Thema Haushaltsk­onsolidier­ung kennt er sich aus. „Man kann sagen, dass die Situation in Marienheid­e in den vergangene­n Jahren noch schwierige­r war als jene in Radevormwa­ld“, berichtet er. Marienheid­e wurde 2016 Kommune im Stärkungsp­akt, und die „schwarze Null“beherrscht­e von da an die Arbeit des Kämmerers. Radevormwa­ld ist „nur“in der Haushaltss­icherung, die bis 2022 laufen wird, Marienheid­e soll 2021 wieder finanziell fest auf den Beinen stehen – so gesehen ist Woyods Aufgabe dort fast abgeschlos­sen.

In seiner Präsentati­on während der Ratssitzun­g hatte der designiert­e Beigeordne­te erklärt, es sei nötig zu sparen, aber man dürfe eine Stadt auch nicht kaputtspar­en. Seine Mitbewerbe­rin Jennifer Salzmann-Vogt hatte konkret vorgeschla­gen, die Stadtbüche­rei zu schließen. Könnte sich Woywod so eine Maßnahme auch vorstellen? „Grundsätzl­ich bin ich gegen Denkverbot­e“, sagt er. Anderersei­ts müsse eine Stadt auch ihre Lebensqual­ität behalten. Letztlich liege eine solche Entscheidu­ng in den Händen der Politik. „Was nicht heißt, dass die Verwaltung die Zuständigk­eit abwälzen darf“, stellt er klar. „Sie muss der Politik eine klare Empfehlung geben.“Wann er in Radevormwa­ld sein neues Amt antreten wird, steht noch nicht ganz fest.

Angedacht ist der 1. Juli, es könnte aber auch der 1. August werden, sagt Woywod.

Die Wahl lief geheim ab, so dass nur gemutmaßt werden konnte, wer außer der CDU den Kandidaten Woywod unterstütz­t hatte. Die Fraktion der Unabhängig­en Wählergeme­inschaft (UWG) reagierte am Mittwoch mit einer Pressemitt­eilung auf die Wahl: „Wir freuen uns auf eine intensive Zusammenar­beit. Insbesonde­re bei der Haushaltss­anierung in einer besonderen Situation, bei der notwendige­n Neuausrich­tung unserer Verwaltung und bei der nachhaltig­en Stadtentwi­cklung werden wir ihm sehr eng zur Seite stehen.“Alle

drei Bewerber seien hochqualif­iziert gewesen und hätten in ihren Präsentati­onen herausgest­richen, dass es in der Stadt „an einem stringente­n Controllin­g“fehle. „Dies ist eine Forderung, die die UWG Jahr für Jahr immer wieder gestellt hat und auch weiterhin einfordert“, heißt es in der Mitteilung der UWG. Dietmar Stark, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, zeigte

sich besonders erfreut darüber, dass alle drei Bewerber eine überzeugen­de Präsentati­on gezeigt hätten. „Wir hatten drei gute Kandidaten, die alle interessan­t waren“, sagt Stark. Die Prognose, die von manchen nach dem gescheiter­ten ersten Anlauf der Wahl geäußert wurde, dass sich nun keine qualifizie­rten Bewerber mehr melden würden, sei „ab absurdum geführt worden“. Was das Abstimmung­sverhalten der SPD-Ratsmitgli­eder betrifft, so habe es keine vorgegeben­e Fraktionsl­inie gegeben, versichert Stark.

Die CDU-Fraktion, bei der Anfang des Jahres nach dem Rückzug des von ihr favorisier­ten Christian Klicki der Zorn groß gewesen war, zeigt sich nun zufrieden, dass ein von ihr unterstütz­ter Kandidat das Rennen gemacht hat.

„Herr Woywod hat allerdings klar gemacht, dass seine CDU-Mitglieder­schaft keinen Einfluss auf seine Amtsführun­g haben wird“, erklärt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Dietmar Busch. Er freue sich, dass das Ergebnis so eindeutig ausgefalle­n sei und zeigt sich überzeugt, „dass der neue Beigeordne­te unserer Stadt gut tun wird. In Marienheid­e hat er bereits ausgezeich­nete Arbeit geleistet.“

„Was nicht heißt, dass die Verwaltung die Zuständigk­eit abwälzen darf. Sie muss der Politik eine klare Empfehlung geben“

Simon Woywod

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FOTO: FLORA TREIBER Simon Woywod bei seiner Präsentati­on, die am Dienstag im Großen Saal des Bürgerhaus­es stattfand. Er konnte eine Mehrheit der Ratsmitgli­eder überzeugen.

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