Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mann für schwierige Haushaltslagen
Simon Woywod muss als neuer Kämmerer die Herausforderung der schwierigen Radevormwalder Finanzlage angehen. Erfahrung bringt er aus Marienheide mit.
Simon Woywod muss als neuer Kämmerer die Herausforderung der schwierigen Finanzlage in Rade angehen. Erfahrung bringt er mit.
RADEVORMWALD Kein Händedruck, kein Blumenstrauß – wegen der Sicherheitsmaßnahmen durch die Corona-Krise fielen die Gratulationen für den neuen Beigeordneten der Stadt Radevormwald am frühen Dienstagabend unfeierlich aus. An der Freude Simon Woywods über die Wahl zum zweitwichtigsten Vertreter der Radevormwalder Stadtverwaltung änderte das nichts. „Wir haben in der Familie gestern noch ein wenig gefeiert“, sagte er am Tag nach der Wahl.
Seit 2015 ist Woywod Kämmerer von Marienheide – und beim Thema Haushaltskonsolidierung kennt er sich aus. „Man kann sagen, dass die Situation in Marienheide in den vergangenen Jahren noch schwieriger war als jene in Radevormwald“, berichtet er. Marienheide wurde 2016 Kommune im Stärkungspakt, und die „schwarze Null“beherrschte von da an die Arbeit des Kämmerers. Radevormwald ist „nur“in der Haushaltssicherung, die bis 2022 laufen wird, Marienheide soll 2021 wieder finanziell fest auf den Beinen stehen – so gesehen ist Woyods Aufgabe dort fast abgeschlossen.
In seiner Präsentation während der Ratssitzung hatte der designierte Beigeordnete erklärt, es sei nötig zu sparen, aber man dürfe eine Stadt auch nicht kaputtsparen. Seine Mitbewerberin Jennifer Salzmann-Vogt hatte konkret vorgeschlagen, die Stadtbücherei zu schließen. Könnte sich Woywod so eine Maßnahme auch vorstellen? „Grundsätzlich bin ich gegen Denkverbote“, sagt er. Andererseits müsse eine Stadt auch ihre Lebensqualität behalten. Letztlich liege eine solche Entscheidung in den Händen der Politik. „Was nicht heißt, dass die Verwaltung die Zuständigkeit abwälzen darf“, stellt er klar. „Sie muss der Politik eine klare Empfehlung geben.“Wann er in Radevormwald sein neues Amt antreten wird, steht noch nicht ganz fest.
Angedacht ist der 1. Juli, es könnte aber auch der 1. August werden, sagt Woywod.
Die Wahl lief geheim ab, so dass nur gemutmaßt werden konnte, wer außer der CDU den Kandidaten Woywod unterstützt hatte. Die Fraktion der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) reagierte am Mittwoch mit einer Pressemitteilung auf die Wahl: „Wir freuen uns auf eine intensive Zusammenarbeit. Insbesondere bei der Haushaltssanierung in einer besonderen Situation, bei der notwendigen Neuausrichtung unserer Verwaltung und bei der nachhaltigen Stadtentwicklung werden wir ihm sehr eng zur Seite stehen.“Alle
drei Bewerber seien hochqualifiziert gewesen und hätten in ihren Präsentationen herausgestrichen, dass es in der Stadt „an einem stringenten Controlling“fehle. „Dies ist eine Forderung, die die UWG Jahr für Jahr immer wieder gestellt hat und auch weiterhin einfordert“, heißt es in der Mitteilung der UWG. Dietmar Stark, Fraktionsvorsitzender der SPD, zeigte
sich besonders erfreut darüber, dass alle drei Bewerber eine überzeugende Präsentation gezeigt hätten. „Wir hatten drei gute Kandidaten, die alle interessant waren“, sagt Stark. Die Prognose, die von manchen nach dem gescheiterten ersten Anlauf der Wahl geäußert wurde, dass sich nun keine qualifizierten Bewerber mehr melden würden, sei „ab absurdum geführt worden“. Was das Abstimmungsverhalten der SPD-Ratsmitglieder betrifft, so habe es keine vorgegebene Fraktionslinie gegeben, versichert Stark.
Die CDU-Fraktion, bei der Anfang des Jahres nach dem Rückzug des von ihr favorisierten Christian Klicki der Zorn groß gewesen war, zeigt sich nun zufrieden, dass ein von ihr unterstützter Kandidat das Rennen gemacht hat.
„Herr Woywod hat allerdings klar gemacht, dass seine CDU-Mitgliederschaft keinen Einfluss auf seine Amtsführung haben wird“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Dietmar Busch. Er freue sich, dass das Ergebnis so eindeutig ausgefallen sei und zeigt sich überzeugt, „dass der neue Beigeordnete unserer Stadt gut tun wird. In Marienheide hat er bereits ausgezeichnete Arbeit geleistet.“
„Was nicht heißt, dass die Verwaltung die Zuständigkeit abwälzen darf. Sie muss der Politik eine klare Empfehlung geben“
Simon Woywod