Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Blamables Gezerre um Geld für die Pf leger

- VON MARTIN KESSLER

Es wäre schon ein Trauerspie­l, wenn die Corona-Sonderpräm­ie von 1500 Euro für Altenpfleg­ekräfte ausgerechn­et an der Finanzieru­ng scheitern sollte. Das Lob der Politik darüber, wie wichtig und systemrele­vant die Pflegekräf­te sind, würde sich dann endgültig als leere Sonntagsre­de entlarven. Deshalb müssen sich die Verantwort­lichen über die Finanzieru­ng schnell einigen.

Aus der Systematik der Sozialvers­icherung ergibt sich, dass die Beiträge zum Nutzen der Versichert­en eingesetzt werden. Wenn also Kosten entstehen und von den Sozialkass­en getragen werden, dann müssen die Leistungen ausschließ­lich dem Kreis der Beitragsza­hler zugute kommen.

Eine Sonderpräm­ie für Alterspfle­gekräfte hilft aber allen Pflegebedü­rftigen, also nicht nur den Beitragsza­hlern. Denn wer die Pflege selbst bezahlt oder sie über eine private Krankenver­sicherung abdeckt, profitiert auch vom Bonus an die profession­ellen Helfer, wenn sie allein von den Pflegekass­en bezahlt wird. Die Prämie gilt als Anerkennun­g für die systemrele­vante Arbeit der Pfleger und soll die „Helden der Corona-Krise“darin bestärken, nicht nachzulass­en. Das kommt allen zugute. Es ist also eine gesamtstaa­tliche Aufgabe. Entspreche­nd sollte der Steuerzahl­er die Prämie finanziere­n, nicht der Beitragsza­hler. Natürlich können auch die Arbeitgebe­r ihren Teil dazu geben, um weiterhin attraktiv zu bleiben.

Allerdings sind die Träger der sozialen Pflegevers­icherung, also die AOKs, TKs und BBKs, damit nicht fein raus. Denn die skandalös niedrige Bezahlung der Altenpfleg­ekräfte fällt auf sie zurück. Hier ist eine Tariferhöh­ung dringend angesagt. Die höheren Mindestlöh­ne, die jetzt beschlosse­n wurden, helfen da kaum weiter. Die Sonderpräm­ie ist richtig, aber auch einmalig. Das sollte sich der Staat schon etwas kosten lassen.

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