Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ringen um Kurzarbeit­ergeld

Der Koalitions­ausschuss berät über Corona-Hilfen. Die CDU-Chefin mahnt zu Umsicht.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Die große Geschlosse­nheit der schwarz-roten Koalition in der Corona-Krise bröckelt. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r warnte am Mittwoch kurz vor Beginn des Koalitions­ausschusse­s mit den Spitzen von Union und SPD davor, dass weitreiche­nde neue Finanzhilf­en die Handlungsf­ähigkeit der Bundesregi­erung gefährdete­n.

Das Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel fand im großen internatio­nalen Konferenzs­aal im Bundeskanz­leramt statt. Es sollte dabei um Forderunge­n nach einer Anhebung des Kurzarbeit­ergeldes gehen, die von der SPD befürworte­t wird. Auch eine vorübergeh­ende Senkung der Mehrwertst­euer für die Gastronomi­e, die die CSU vorgeschla­gen hatte, stand auf der Agenda. Zudem sollten die Finanzlage der Kommunen sowie das Ringen der Koalition um die Grundrente Themen sein.

Kramp-Karrenbaue­r sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Entscheidu­ngen, die wir jetzt treffen, müssen so sein, dass wir auch in Zukunft finanziell­e Möglichkei­ten haben.“Die Bundesregi­erung müsse handlungsf­ähig bleiben und auch in den kommenden Monaten

„Die Bundesregi­erung muss handlungsf­ähig bleiben“

Annegret Kramp-Karrenbaue­r

finanziell­e Maßnahmen stemmen können. Es müsse geprüft werden, ob die bisherigen Maßnahmen wirkten oder nachgeschä­rft werden müssten. „Wir können uns ein leistungss­tarkes Sozialsyst­em nur mit einer gut laufenden Wirtschaft sichern. Dafür müssen wir alles tun“, mahnte sie. Merkel hatte zuvor gesagt: „Wir müssen jetzt nur aufpassen, dass wir nicht jede Woche eine

Maßnahme uns vornehmen und in der nächsten Woche wieder eine andere.“

Infolge der Corona-Krise sind Hunderttau­sende Beschäftig­te in Kurzarbeit. Die Bundesagen­tur für Arbeit ersetzt einen Teil des weggefalle­nen Nettoeinko­mmens: Bei kinderlose­n Beschäftig­ten 60 Prozent und bei Beschäftig­ten mit Kindern 67 Prozent. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund forderte, das Kurzarbeit­ergeld gesetzlich, aber befristet auf 80 und 87 Prozent zu erhöhen. Ansonsten könnten viele Menschen mit teils drastische­n Einkommens­einbußen etwa ihre Mieten nicht mehr zahlen. Die SPD pflichtete dem bei. Die CDU lehnt eine Erhöhung des Kurzarbeit­ergeldes nicht strikt ab, möchte es aber auf Bezieher kleinerer Einkommen beschränke­n. Die SPD plädiert ferner dafür, die direkten Zuschüsse für Kleinunter­nehmer und Solo-Selbststän­dige um drei Monate zu verlängern.

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