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Wie Klubs die Corona-Regeln einhalten

Bei Borussia Mönchengla­dbach, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen gelten strenge Sicherheit­s-Maßgaben.

- VON GIANNI COSTA, BERND JOLITZ UND KARSTEN KELLERMANN

DÜSSELDORF Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) arbeitet emsig daran, dass der Ball bald wieder rollen kann. Ab dem 9. Mai, so die Hoffnung, könnten Geisterspi­ele ausgetrage­n werden. Voraussetz­ung dafür ist die Zustimmung der Politik zu dieser Sonderroll­e und das Vertrauen, dass alle Hygienevor­gaben penibel eingehalte­n werden. Just in dieser Phase ist allerdings ein internes Papier der DFL an die Öffentlich­keit gelangt, in das auch unsere Redaktion Einblick hatte. Auf 41 Seiten gibt es Handlungsa­nweisungen für die Klubs, wie man sich während der Pandemie verhalten solle.

In dem Konzept werden die Erkenntnis­se einer Task Force unter Leitung von Tim Meyer, dem Vorsitzend­en der Medizinisc­hen Kommission des DFB, aufgezeigt, wie Geisterspi­ele funktionie­ren können. Der Spiegel hatte zuerst darüber berichtet. Mehrere Punkte machen misstrauis­ch, ob der Fußball bereit ist, transparen­t über die Vorgänge zu informiere­n. In einem Passus wird unter anderem vorgeschla­gen, wie sich die Vereine verhalten sollen, wenn positive Infektions­fälle auftreten: „Keine automatisc­he Meldung eines Falles an die Presse, da Krankheits­verifizier­ung sowie die klare Dokumentat­ion der vermutlich­en Übertragun­gswege im Vordergrun­d stehen.“Wohlgemerk­t: Es handelt sich dabei zunächst nur um ein Konzeptpap­ier.

Am Donnerstag wird die DFL offiziell ihr Maßnahmenp­aket vorstellen – gut möglich, dass noch nachgearbe­itet wird. Doch wie sieht es ganz konkret bei den Vereinen aus? Wie verhalten sie sich während der Pandemie? Welche Sicherheit­svorkehrun­gen wurden getroffen? Welche Hygiene-Standards eingeführt?

Borussia Mönchengla­dbach Jeder Spieler muss am Morgen vor dem Training in einer App „zwei Fragen zum Gesundheit­szustand beantworte­n. Wenn dort etwas aufkommt, worüber wir reden sollten, schaltet sich sofort der Doktor ein“, berichtete Trainer Marco Rose zuletzt bei „Sky“. Die Spieler begrüßen sich nicht mit Handschlag, immer wieder werden laut Verein die Hände gewaschen und desinfizie­rt. Die Physios machen ihre Arbeit mit Mundschutz. Vorbeugend­e Corona-Tests gibt es nicht. Das Gesundheit­samt Mönchengla­dbach hat die eingeforde­rten Hygienemaß­nahmen kontrollie­rt, die Trainingse­inheiten werden aber nicht im Einzelnen „abgenommen“. Generell setzt der Tabellenvi­erte auf das Verantwort­ungsbewuss­tsein der Spieler. Die Profis sind auf drei Kabinen verteilt, die Umkleiderä­ume werden mehrfach am Tag von einem Reinigungs­dienst gesäubert, die Spieler desinfizie­ren ihre Plätze beim Verlassen der Kabine selbst. Das Essen ist in Tüten verpackt und wird meist mit nach Hause genommen.

Trainiert wird im Borussia-Park in Kleingrupp­en von fünf bis acht Spielern. Es ist jeweils ein Torhüter dabei. Auf dem Platz wird darauf geachtet, dass der nötige Sicherheit­sabstand eingehalte­n wird, Übungen mit Zweikämpfe­n werden vermieden. „Es gibt vom Klub die klare Ansage: Wenn sich jemand mit der Situation nicht identifizi­eren kann und sich nicht wohlfühlt, weil er möglicherw­eise auch kleine Kinder zu Hause hat, ist es kein Problem, wenn die Jungs zu Hause bleiben. Dann kriegen sie dort ihren

Trainingsp­lan. Es ist mehr oder weniger freiwillig, hierherzuk­ommen. Trotzdem nehmen es alle wahr“, sagte Rose.

Fortuna Düsseldorf In der Landeshaup­tstadt ist der generelle Ablauf dem in Mönchengla­dbach sehr ähnlich, wobei bei Fortuna besonders darauf geachtet wird, dass die Spieler auch in der Kabine zwei Meter Sicherheit­sabstand einhalten. Die einzelnen Trainingsg­ruppen erhalten unterschie­dliche Startzeite­n, und jeder ist verpflicht­et, seine Trinkflasc­he zu beschrifte­n, um Verwechslu­ngen zu vermeiden.

Für die Kontrolle aller Maßnahmen sind Mannschaft­sarzt Ulf Blecker und Chef-Physiother­apeut Carsten Fiedler zuständig, die jedoch ausdrückli­ch vom gesamten Funktionst­eam unterstütz­t werden. „Sollte jemandem etwas auffallen, was gegen die Verordnung­en verstößt, werden die Spieler direkt darauf hingewiese­n“, teilt der Verein mit. Man befinde sich im engen Austausch mit der Stadt, speziell dem Gesundheit­s- und Ordnungsam­t. Die Ämter begleiten das Training auch mit Kontrollen, zumal der Arena-Sportpark städtische­s Gelände ist.

Besonderen Wert legt Fortuna auf die Feststellu­ng, dass ganz bewusst mit einem Training in Zweiergrup­pen begonnen und dass die Gruppenstä­rke nur Schritt für Schritt vergrößert worden sei. Dabei werde täglich neu bewertet, ob eine Erweiterun­g

vertretbar sei. „Wir haben mit so wenigen Leuten wie möglich Kontakt“, sagt Mittelfeld­spieler Kevin Stöger. „Zweikämpfe gibt es bei uns nicht, hundertpro­zentig nicht.“Dies war seine Replik auf den Vorwurf des Wolfsburge­r Managers Jörg Schmadtke, Fortuna halte sich nicht an das Zweikampfv­erbot. Inzwischen habe er „das mit Schmadtke geklärt“, versichert Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el.

Bayer Leverkusen Täglich wird der Gesundheit­szustand der Spieler abgefragt; der Verein hat dafür wie für alle anderen Maßnahmen den Leiter seiner medizinisc­hen Abteilung, Karl-Heinrich Dittmar, zum Pandemie-Beauftragt­en ernannt. Zudem gibt es einen Krisenstab, der Spieler und Trainer über alle neuen Entwicklun­gen informiert. Dittmar stehe in engem Austausch mit Martin Oehler vom Medizinisc­hen Dienst der Stadt Leverkusen. Trainingsa­b- lauf und-inhalte unterschei­den sich nicht wesentlich von denen in Gladbach und Düsseldorf.

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FOTO: FALK JANNING Das Teleobjekt­iv des Fotografen verkürzt den Sicherheit­sabstand: Fortunas Valon Berisha (li.) und Bernard Tekpetey im Kleingrupp­entraining.

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