Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Corona und Waldbrandgefahr fordern Feuerwehr
Die Wachabteilungen der Brandbekämpfer begegnen sich nicht mehr. Stadtbrandmeister hält eine Personal-„Reserve“vor.
WERMELSKIRCHEN Für Feuerwehr und Rettungsdienst ist es eine Doppelbelastung: Die Einsatzkräfte kämpfen mit den Folgen der Corona-Pandemie und obendrein mit der erhöhten Waldbrandgefahr durch die trockene Witterung. Stadtbrandmeister Holger Stubenrauch betont, dass die Kollegen auf beide Szenarien eingestellt sind – Maßnahmen zur Corona-Pandemie seien ergriffen worden, die erhöhte Waldbrandgefahr um diese Jahreszeit eine gewohnte Situation.
„Alle Einsatzkräfte rücken wegen Corona grundsätzlich mit Mundschutz aus, da die Situation in den Fahrzeugen beengt ist“, sagt der Feuerwehr-Chef. Das gelte für den Rettungsdienst wie für die Brandbekämpfer. „Der Rettungsdienst trägt Mundschutz. Im Verdachtsfall – und wir fahren zurzeit täglich Corona-Patienten – wird der Schutz auf Masken nach FFP2- oder FFP-Masken erhöht“, sagt Stubenrauch.
Vordringlichste Aufgabe der Organisation auf der Wache sei das Verhindern von Infektionen und die Aufrecht-Erhaltung der Einsatzfähigkeit.
Die drei hauptamtlichen Feuerwehr-„Touren“, die jeweils 24 Stunden ihren Dienst verrichten und dann 48 Stunden außer Dienst sind, begegnen sich bei der morgendlichen Übergabe derzeit nicht: Die diensthabende Wachabteilung verlässt am Eickerberg das Erdgeschoss in den Feierabend, während die folgende Schicht ihren Dienst ein Stockwerk höher antritt. Informationen werden per Telefon ausgetauscht, erst danach besetzt die nachfolgende Schicht das Erdgeschoss.
„Zusätzlich besteht eine Tour aktuell aus zehn Personen, also einer Staffel“, erläutert Stubenrauch: „Das ist das Minimum, um zu 100 Prozent einsatzfähig zu sein.“Die übrigen Personen bleiben zu Hause und bilden so eine „Reserve“. „Würde eine komplette Tour durch die Corona-Infektion
nur einer Person in Quarantäne müssen, wäre die Feuerwehr nicht mehr bereit – durch unsere Maßnahmen verhindern wir das“, sagt der Stadtbrandmeister. Dazu gehört auch ein getrenntes Essen mit Abstand auf der Wache und die Verlagerung eines Rettungswagens nebst Notarzt tagsüber von acht bis 23 Uhr an die ehemalige Feuerwehrwache in Kreckersweg. Möglichst viel Distanz schaffen, um im Fall der Fälle möglichst wenige Einsatzkräfte in Quarantäne zu haben, sei die Devise, die alle Feuerwehren umsetzten. Dass jeder in der Öffentlichkeit Mundschutz trägt, hält Holger Stubenrauch übrigens für sinnvoll: „Ich persönlich finde das richtig.“Klar müsse aber auch sein: „Der Sicherheitsabstand muss zusätzlich eingehalten werden.“
„Wir befinden uns in einer klassischen Jahreszeit für eine erhöhte Waldbrandgefahr“, sagt Stubenrauch. Der entsprechende Index und ebenso der für Grasbrand befände sich „noch“auf zweithöchster Stufe – eine Steigerung auf die höchste Stufe ist aber absehbar. „Wir haben das im Blick“, sagt Stubenrauch und appelliert: „Bloß keine Kippen oder Glas wegschmeißen.“Eine landesweit übliche und seit Jahren gewohnte Maßnahme ist bereits ergriffen: Landwirte halten in Gülle-Anhängern Wasservorräte bereit, auf die Brandbekämpfer bei Bedarf schnell zugreifen können. „Wald und Felder brennen momentan wie Zunder – da reicht ein Funke“, sagt Stubenrauch.