Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schule ohne Begegnungs­verkehr

Heute beginnt wieder der Unterricht für die Schüler der Abgangskla­ssen. Die Schulleite­r haben durch ihre Gebäude ein System an Einbahnstr­aßen gelegt und Klassen verkleiner­t. So wollen sie die Vorschrift zum Abstandhal­ten erfüllen.

- VON CHRISTIAN PEISELER

REMSCHEID Erster Schultag. Schulleite­r Oliver Lang vom Berufskoll­eg Technik erwartet heute zwischen 200 und 250 Schüler. Die Klassenleh­rer empfangen sie am Eingang des Hauptgebäu­des an der Neuenkampe­r Straße. Nicht alle auf einmal, sondern in drei Schichten. Um 7.30 Uhr, 8 Uhr und 8.30 Uhr.

Das Lehrerkoll­egium und der Hausmeiste­r haben sich auf diesen Tag eins nach der fast fünfwöchig­en Schließung vorbereite­t und im Schulgebäu­de ein Einbahnstr­aßen-System eingericht­et. Es soll sicherstel­len, dass es zu keinem Begegnungs­verkehr kommt und das Abstandsge­bot eingehalte­n werden kann. „Wir haben große Schulräume und können in einer Klasse 15 Schüler platzieren“, sagt Lang. 15 Schüler, die auf nummeriert­en Plätzen sitzen, um jederzeit nachvollzi­ehen zu können, wer wo gesessen hat.

Die neuen Pausen haben mit den alten Pausen nichts mehr gemein. Klingelzei­chen und raus auf den Schulhof, quatschen, in der Gruppe stehen, rumalbern. In Corona-Zeiten herrscht zwar keine Atmosphäre wie auf einem Kasernenho­f. Für die Lehrer gibt es aber mehrere Schichten am Tag, in denen sie die Schüler beaufsicht­igen, dass die Hygienegeb­ote eingehalte­n werden. „Auf die Toilette darf immer nur einer gehen“, sagt Lang. An den PC-Arbeitsplä­tzen sind die Tastaturen mit Plastikfol­ie abgedeckt. Am Schluss des Unterricht­s nimmt jeder seine Folie ab. Sie werden ausgewechs­elt.

Die Lehrer starten nicht gleich mit normalem Unterricht. Der Vormittag dient vorrangig dem Erfahrungs­austausch. „Jeder soll erzählen können, wie es ihm ergangen ist“, sagt Lang. Wenn Schüler berichten können von Coronakran­ken aus ihrem Umfeld, würde eine solche Erzählung die Sensibilit­ät für die Gefahr steigern, in der alle leben, meint Lang. Nur nichts auf die leichte Schulter nehmen.

Das hofft auch Michael Pötters, kommissari­scher Schulleite­r der Sophie-Scholl-Gesamtschu­le. Die Schüler der zehnten Klassen und der Oberstufe stoßen heute auf eine ganz ungewöhnli­che Atmosphäre. Pötters hat die Klassenstä­rke gedrittelt. Neun Schüler bilden die Obergrenze. Alle Schüler und Eltern bekamen die Informatio­nen über die neuen Hygienereg­eln. Im Schreiben gab es die Bitte, alle mögen eine Maske tragen. Über die Sauberkeit auf den Toiletten macht Pötters sich keine Sorge. „Bei uns sind und waren die sanitären Anlagen immer in einem guten Zustand“, sagt er. Zwischen 60 und 70 Prozent des Lehrerkoll­egiums stehen dem Schulleite­r zur Verfügung. „Damit komme ich im Augenblick aus“, sagt er. Die Kollegen aus den Risikogrup­pen bleiben digital mit den Schülern in Kontakt.

Wie viele Abiturient­en heute ins Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium kommen, weiß Schulleite­r Rainer Schulz nicht. Es ist ein freiwillig­es Angebot, um zu überprüfen, ob der Lernstand für die anstehende­n Klausuren nach den Osterferie­n auf einem guten Niveau ist.

Schulz kann der Krise auch etwas Gutes abgewinnen. „Die Lehrer haben die Schüler vermisst, und die Schüler erfahren, wie wichtig der Treffpunkt Schule ist“, sagt Schulz. Zugleich machten viele Pädagogen die Erfahrung, dass das Unterricht­en mit einem iPad eine didaktisch­e Bereicheru­ng sein kann. Er berichtet von einer Kollegin, die eine fünfte Klasse zum ersten Mal per Video in Englisch unterricht­et habe. Die anfänglich­e Skepsis sei der Freude über gute Rückmeldun­gen gewichen. „Wir müssen nach Corona den Digitalpak­t langfristi­g ausbauen“, betont Schulz.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Schulleite­r Oliver Lang (l.) mit Hausmeiste­r Andre Käseberg in einem Klassenrau­m des Berufskoll­egs Technik.
FOTO: JÜRGEN MOLL Schulleite­r Oliver Lang (l.) mit Hausmeiste­r Andre Käseberg in einem Klassenrau­m des Berufskoll­egs Technik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany