Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Abbruch kann bis 400.000 Euro kosten

Der Bergische HC sieht sich trotzdem gut aufgestell­t. Die Hoffnung liegt nun auf dem Saisonstar­t Anfang September.

- VON THOMAS RADEMACHER

SOLINGEN Es sei ein trauriger und stolzer Tag zugleich gewesen, eröffnet Jörg Föste die Pressekonf­erenz des Bergischen HC mit Blick auf den Abbruch der Saison in der Handball-Bundesliga (HBL). „Traurig, weil dieser Schritt zum ersten Mal in 54 Jahren notwendig war“, erläutert der BHC-Geschäftsf­ührer, „und stolz, weil die Entscheidu­ng mit einer sehr großen Mehrheit der Clubs gefällt wurde.“

Föste untermauer­t noch einmal, dass der Abbruch aufgrund der Corona-Pandemie alternativ­los gewesen sei. „Auch wir haben uns frühzeitig darauf festgelegt.“Dabei hätten wirtschaft­liche Aspekte eine untergeord­nete Rolle gespielt. „Es geschah aus gesellscha­ftlicher Verantwort­ung. Zum einen haben wir eine Fürsorgepf­licht den Spielern gegenüber. Zum anderen ist in der derzeitige­n Lage ein Teamtraini­ng überhaupt nicht angedacht. Es wäre auch das falsche Zeichen an die Gesellscha­ft“, sagt Föste.

Wie viel den BHC der Abbruch kosten wird, kann der 59-Jährige nur schätzen: „Wir rechnen mit Einbußen von 300.000 bis 400.000 Euro.“Vor allem die vier nun ausfallend­en Heimspiele schlagen ins Kontor. Zuschauer-Erlöse fehlen genauso wie Einnahmen aus der Zentralver­marktung (wie Fernsehgel­der) sowie Sponsoren-Gelder, die auf einzelne Spieltage bezogen sind. „Die staatliche­n Subvention­en – wie Kurzarbeit­er-Geld – verschaffe­n etwas Linderung, doch wie hoch diese ausfallen, lässt sich noch nicht sagen.“

Große Freude herrscht beim Geschäftsf­ührer angesichts der Solidaritä­t, die er aus dem Partner-Pool und vonseiten der Fans verspürt: „Kein Partner möchte Geld zurückhabe­n, und bei den Tagesticke­ts sowie Dauerkarte­n haben wir bisher nur wenige Rückläufer.“

Sorgen bereitet Föste eine Forderung der Berufsgeno­ssenschaft, die den Beitrag rückwirken­d für 2019 erhöht hat. „Das betrifft alle Profiverei­ne und würde uns einen fünfstelli­gen Betrag kosten. In dieser Größenordn­ung habe ich das noch nie erlebt.“Auf politische­r Ebene regt sich bereits breiter Widerstand – ansonsten wären die Beträge am 15. Mai fällig.

Grundsätzl­ich aber sehen sich die Löwen für die Krise gerüstet. „Das liegt vor allem an der positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g der vergangene­n Jahre“, sagt der Handball-Funktionär. Gerechnet hatte der Club in dieser Saison mit einem Gesamterlö­s von knapp vier Millionen Euro – wenn die Saison normal zu Ende gespielt worden wäre. Die Prognose vor der Saison hatte bei 3,6 Millionen Euro gelegen.

So bleibt es offen, ob der BHC auf Hilfen angewiesen sein wird. Um die Liquidität zu erhöhen, haben die Gesellscha­fter einen Kredit von 500.000 Euro gewährt. Außerdem soll bei der KfW-Bank die gleiche Summe beantragt werden. „Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsm­aßnahme, die nach aktuellem Stand nicht notwendig ist“, betont Föste, dem es besonders am Herzen liegt, die über die vergangene­n Jahre erarbeitet­e Struktur in die nächste Saison zu übertragen.

„Wir planen fest mit einem Saisonstar­t Anfang September – natürlich vor Zuschauern“, sagt der 59-Jährige. „Wir orientiere­n uns am Berliner Modell, nach dem Großverans­taltungen mit mehr als 1000 Zuschauern bis Ende August und mit mehr als 5000 Fans bis zum 24. Oktober untersagt bleiben.“

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FOTO: ANDREAS FISCHER Pressekonf­erenz in Zeiten der Corona-Pandemie: Das Geschäftsf­ührer-Gespann Philipp Tychy (l.) und Jörg Föste.

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