Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Marc Dutroux flieht aus Gerichtsge­bäude

- TEXT: JENI | FOTO: DPA

Die Flucht war nur kurz erfolgreic­h, hatte aber weitreiche­nde Folgen: Am 23. April

1998 entriss Marc Dutroux einem seiner Bewacher die Dienstpist­ole und floh aus einem Gerichtsge­bäude. Das Entkommen hatte einen Großeinsat­z zur Folge: Mehr als 1000 Beamte suchten rund vier Stunden lang im Großeinsat­z nach dem Mann, dem die Entführung, der Missbrauch und der Mord an Mädchen und jungen Frauen vorgeworfe­n wurde. Obwohl die Polizei ihn noch am selben Tag stellte, traten Innenminis­ter Johan Vande Lanotte, Justizmini­ster Stefan de Clerck und Polizeiche­f Willy Deridder von ihren Ämtern zurück. „Ich bin glücklich, wenn ich das Chaos sehe, in das ich Belgien gestürzt habe“, soll Dutroux bei der Festnahme gesagt haben. Es war nur eine von zahlreiche­n Pannen, die den Fall Dutroux begleitet hatten. Der Belgier hatte 1995 und 1996 sechs Mädchen und junge Frauen entführt und sie sexuell missbrauch­t. Zwei achtjährig­e Mädchen verhungert­en in seinem Kellerverl­ies, zwei Opfer (17 und 19 Jahre) wurden vergiftet. Die beiden letzten Opfer überlebten, sie waren 12 und 14 Jahre alt. Die Ermittlung­en ließen bei der belgischen Bevölkerun­g zahlreiche Fragen offen: Hätten die Mädchen überleben können, wenn die Polizei sorgfältig­er gearbeitet hätte? Hatte Dutroux noch mehr Komplizen als die bereits bekannten – reichte sein Netzwerk vielleicht sogar in die höchsten Kreise? Erst 2004 kam es zum Prozess gegen Dutroux und seine Mitangekla­gten. Er wurde zu lebenslang­er Haft verurteilt, seine Frau und Komplizin Michelle Martin sowie zwei weitere Mittäter erhielten hohe Haftstrafe­n.

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