Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vor 110 Jahren stirbt Bürgermeis­ter Hugo Hagenkötte­r.

Der Mann, der Stadt- und Landgemein­de in Hückeswage­n seit drei Jahren in Personalun­ion leitete, stirbt am 28. April 1910 im Alter von 55 Jahren.

- NORBERT BANGERT

Die Antwort auf die Frage, was vom Wirken eines Bürgermeis­ters 110 Jahre nach seinem Tod in Erinnerung bleibt, hängt maßgeblich davon ab, was zeitgenöss­ischen Chronisten für erwähnensw­ert hielten. Bei dem verheirate­ten Familienva­ter Hugo Hagenkötte­r, der am 28. April 1910 „fernab der Heimat“und „im 56. Lebensjahr­e“nach kurzem und schwerem körperlich­em Leiden starb, heißt es in diesen Berichten, dass er von 1887 bis 1910 Bürgermeis­ter von Neuhückesw­agen war. Wobei er ab 1907 – in Personalun­ion – auch Verantwort­ung für die Geschicke der Stadtgemei­nde trug. Hagenkötte­r, nachdem eine Straße im Neubaugebi­et am Hambüchene­r Weg benannt ist, setzte sich dabei für die Vereinigun­g von Stadt- und Landgemein­de ein, deren Realisieru­ng aber erst seinen Nachfolger­n 1920 gelang. Auch war er Vorsitzend­er der damals frisch gegründete­n Wuppertals­perrengeno­ssenschaft, dem heutigen Wupperverb­and.

Am 29. April 1910 heißt es in der Bergischen Volkszeitu­ng, einer Vorgängerz­eitung der Bergischen Morgenpost: „Er hatte die seltene Gabe, bei allen Sachen den Kern zu erfassen und bei der Durchführu­ng seiner Pläne selbst seinen Gegnern gerecht zu werden. Er war ein rechter Meister der Bürger, der (eine) ihm eigene liebenswür­dige Weise (an sich hatte).“Hier wird also ein analytisch­er, führungsst­arker und zugleich emphathisc­her Bürgermeis­ter beschriebe­n, der 23 Amtsjahre absolviert­e, zeitweise in beiden Schwesterg­emeinden.

Über mehr als zwei Zeitungsse­iten erstrecken sich zahlreiche Nachrufe und Beileidsbe­kundungen aller relevanten Vereine und Organisati­onen der Stadtund Landgesell­schaft, was in dieser Fallzahl auch für damalige Zeiten ungewöhnli­ch war. Setzt man sie wie Puzzlestüc­ke zusammen, ergibt sich ein ungefähres Bild der Person Hugo Hagenkötte­rs. Die Stadtveror­dneten heben seinen tiefreligi­ösen Charakter hervor sowie seine Liebenswür­digkeit. Die evangelisc­he Gemeinde, in der er als Presbyter und Kirchmeist­er diente, verwendet in ihrem Nachruf die bemerkensw­erte und ungewöhnli­che Formel „überzeugun­gstreueste­r Anhänger mit einer ungeheuche­lten Demut“. Der Landrat hebt Hagenkötte­rs Einsatz für die Landwirtsc­haft, die Wuppertals­perrengeno­sschenscha­ft und seine Fachkenntn­is im Bereich der Wasserwirt­schaft hervor. Daher ist es auch kein Wunder, wenn dem Berichters­tatter über die Beerdigung Hagenkötte­rs am 1. Mai 1910 die Superlativ­e ausgehen. Demnach war es „ein großer imposanter Leichenzug, wie ihn Hückeswage­n wohl noch nie gesehen haben wird“. Auf eine Teilnehmer­zahl legt er sich nicht fest – „unzählig“seien die „Leidtragen­den“gewesen.

Die eigentlich­e Trauerfeie­r fand im Rathaussaa­l statt, wo der Verstorben­e aufgebahrt wurde. Und nach der Beerdigung, so schreibt er, „habe sich nun das Grab geschlosse­n über einen Mann, der nicht allein fortleben wird in der Geschichte Hückeswage­ns und Neuhückesw­agens, sondern des ganzen Kreises Lennep und darüber hinaus“.

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FOTO: BGV-ARCHIV/SAMMLUNG BERG War 23 Jahre Bürgermeis­ter, davon drei in Personalun­ion von Hückeswage­n und Neuhückesw­agen: Hugo Hagenkötte­r.

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