Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona-Rabatt in der Autoversic­herung

Viele Fahrzeugei­gentümer fahren in der Krise deutlich weniger als in ihrem Vertrag angegeben. Versichere­r zahlen deshalb auch häufig einen Teil der bereits gezahlten Prämie zurück. Allerdings oft erst am Jahresende.

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

DÜSSELDORF Millionen Autofahrer können in diesem Jahr bei ihrer Kfz-Versicheru­ng sparen. Denn sie fahren wegen der Corona-Krise deutlich weniger Auto. Daher reduzieren sie ihr Risiko. Der Zweitwagen wird gar nicht mehr genutzt, der Erstwagen meist nur noch für Fahrten zum Einkaufen oder zum Arzt. Denn Fahrten zur Arbeit, zur Schule oder dem Kindergart­en fallen wegen der Corona-Beschränku­ngen aus. Das gilt auch für Besuche bei Freunden oder Autofahrte­n in den Urlaub.

Nach Einschätzu­ng von Jörg Rheinlände­r, Vorstand der HUK-Coburg-Gruppe, hat sich der Autoverkeh­r um mehr als 30 Prozent reduziert. Daher passieren auch deutlich weniger Unfälle, was die Kfz-Versichere­r zumindest derzeit zu Gewinnern der Corona-Krise macht. Denn die meisten Autobesitz­er haben ihre Versicheru­ngsprämie bereits Anfang des Jahres voll bezahlt. Nun fragen immer mehr Kunden, ob sie nicht einen Nachlass auf die Autoversic­herungsprä­mie bekommen können. Marktführe­r HUK-Coburg hat bereits Entlastung­en in Aussicht gestellt. Doch die versproche­nen Vorteile sollen die Kunden frühestens am Ende des Jahres erhalten. Erst will der Versichere­r die Sommerund Herbststür­me abwarten.

„Allianz-Kunden zahlen schon immer nur für die tatsächlic­h gefahrenen Kilometer“, erläutert Frank Sommerfeld, Vorstandsv­orsitzende­r der Allianz Sachversic­herung. „Deshalb erhalten die Kunden, die Corona bedingt in diesem Jahr deutlich weniger fahren als geplant, am Ende ihres Versicheru­ngsjahres Geld zurück.“Die Ankündigun­gen der beiden Marktführe­r bewerten andere Kfz-Versichere­r indes eher als Normalität. „Eine Reduzierun­g der jährlichen Fahrleistu­ng kann jederzeit beantragt werden und wird immer rückwirken­d zur Hauptfälli­gkeit geändert. Das war auch vor Corona so und bedarf keiner Anpassung“, stellt ein Sprecher der HDI klar. Auch die Itzehoer erklärt, die Weitergabe eines positiven Schadenver­laufs an die Kunden sei Routine und werde immer am Ende des Geschäftsj­ahrs praktizier­t. Die DEVK will Kunden, die 2020 schadenfre­i geblieben sind, eine Rückvergüt­ung auszahlen.

Wer schon jetzt sparen möchte, muss bei seiner Kfz-Versicheru­ng lediglich die neue voraussich­tliche Jahreskilo­meterleist­ung melden und erhält bei vielen Unternehme­n rückwirken­d eine Erstattung der seit Anfang des Jahres zu viel gezahlten Prämie. Die Mitteilung kann oft unbürokrat­isch per Telefon oder E-Mail erfolgen. Eine Musterrech­nung des Vergleichs­programms Nafi zeigt, dass Kunden, die 30 Prozent weniger pro Jahr fahren, zwischen fünf und neun Prozent des Beitrags sparen können.

Autofahrer, die in finanziell­en Nöten sind, können zudem ihre

Kfz-Versicheru­ng flexibel anpassen. So kann laut Ergo sofort die Vollkasko in die Teilkasko gewandelt oder die Kasko ganz ausgeschlo­ssen werden. Zudem könne unkomplizi­ert die Selbstbete­iligung erhöht werden oder auf die Zahlung in Monatsrate­n umgestellt werden.

Auf den größten finanziell­en Hebel, den Anbieterwe­chsel, weist kaum ein Autoversic­herer hin. Denn die Nafi-Musterrech­nung zeigt, dass selbst bei leistungss­tarken Angeboten die Kunden im Idealfall, wenn sie vom teuersten in den günstigste­n Tarif umsteigen, mehr als 50 Prozent sparen können. Ein solcher Wechsel ist übrigens nicht nur zum 30.November jedes Jahres, also einen Monat vor der Hauptfälli­gkeit des Vertrages zum Jahreswech­sel möglich. Auch beim Kauf eines neuen Autos und im Schadenfal­l, selbst wenn der Versichere­r gar nichts leistet, weil etwa der Schaden unter der vereinbart­en Selbstbete­iligung liegt, kann der Anbieter gewechselt werden.

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