Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Organspende ist eine Frage der Solidarität.
Organspenden können Leben retten. Aber wie funktioniert das eigentlich? Die Transplantationsbeauftragte am Krankenhaus Wermelskirchen, Dr. Katrin Colinas-Winkler, klärt auf.
WERMELSKIRCHEN Es ist nicht nur das letzte Geschenk, das man einem anderen Menschen machen kann – es ist wohl auch das größte. „Mit einer Organspende kann man dem Transplantierten ein vollkommen neues Leben ermöglichen“, sagt auch Dr. Katrin Colinas-Winkler, Chefärztin der Anästhesie am Krankenhaus Wermelskirchen. „Eine Organspende demonstriert Solidarität in der Gesellschaft. Wenn man in einer Situation ist, ein Spenderorgan zu benötigen und es dann auch bekommt – dann ist das ein Hauptgewinn“, ergänzt sie. Derzeit warten etwa 10.000 Bundesbürger auf ein neues Organ, jedes Jahr sterben dabei etwa 1000 Menschen auf dieser Warteliste.
Was ist eine Organspende?
Bei einer Spende eines Organs stellt ein Spender unterschiedliche Organe zur Transplantation an Dritte zur Verfügung. „Man unterscheidet dabei zwischen Lebendspenden und postmortalen Organspenden“, sagt die Chefärztin. Nieren und Leberlappen können auch lebende Menschen spenden. Dabei kämen allerdings nur Personen aus dem engsten persönlichen Umfeld als Spender in Frage. „Bei der postmortalen Organspende stellen Verstorbene, die sich zu Lebzeiten für eine Organspende bereit erklärt haben und bei denen der hirntot zweifelsfrei festgestellt wurde, die eigenen Organe zur Verfügung. Besonders deutlich wird die Bedeutung von Organspenden daran, dass eine Spende bis zu sieben Menschen das Leben retten kann“, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler.
Welche Organe können gespendet werden?
Neben der Niere und den Leberlappen können nach dem Tod auch noch Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Darm gespendet werden. „Dazu kommen noch die unterschiedlichen Gewebespenden, die möglich sind: Horn- und Lederhaut der Augen, Herzklappen, Haut, Blutgefäße, Knochen, Knorpel
und Weichteilgewebe“, zählt die Chefärztin auf. In Wermelskirchen kommen indes eher selten Spender in Frage. Es habe durchaus Entnahmen gegeben, sie seien aber selten, sagt die Chefärztin.
Wer kann seine Organe spenden?
Grundsätzlich kann jeder Mensch Organspender werden. „Ab 16 Jahren kann man das selbst entscheiden, bei jüngeren Jugendlichen oder Kindern entscheiden das die Eltern“, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler. Entscheidend sei nicht das kalendarische, sondern das biologische Alter. „Wenn die Organe gesund sind, können sie auch gespendet werden“, sagt die Chefärztin. Dennoch gibt es Ausschlussgründe. „Eine überstandene Tuberkulose, bestimmte Krebserkrankungen oder eine HIV-Infektion sind Kriterien, die eine Organspende nicht möglich machen.“
Welche Sicherheiten hat der Spender?
Es kursieren immer wieder Horrorgeschichten davon, dass lebenserhaltende Maßnahmen früher abgebrochen werden, wenn bekannt wird, dass man Organspender ist. Da kann die Wermelskirchener Chefärztin beruhigen. „Das ist eine ganz unbegründete Angst. Die intensivmedizinische Versorgung wird in diesen Fällen sogar länger aufrechterhalten.“Die Menschen sollten sich bewusst machen, dass sie durch ihre Spende nach dem eigenen Tod das Leben eines oder sogar mehrerer Menschen retten können.
Welche Institutionen sind an Organspenden
beteiligt?
Die Organspende in Europa ist genau geregelt. Zwei Institutionen kümmern sich darum. Zum einen ist es Eurotransplant. „Dort werden die möglichen Spenderorgane vermittelt. Dabei handelt es sich um eine Stiftung, die 1969 in Leiden in den Niederlanden gegründet wurde“, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler. Für Deutschland gibt es zudem die Deutsche Stiftung Organtransplantation mit Sitz in Frankfurt/Main.
Wie lange sind Wartezeiten auf ein neues Organ?
Es gibt derzeit nach wie vor zu wenige Organe für zu viele Empfänger. Das werde durch einen Blick auf die Warteliste deutlich, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler. „Etwa 10.000 Bundesbürger warten bei Eurotransplant derzeit auf eine
Organspende. Jedes Jahr sterben von dieser Liste etwa 1000 Menschen.“Ausschlaggebend für die Aufnahme auf die Warteliste seien der zu erwartende Erfolg und die Dringlichkeit für das Überleben. Dahingehen würde die Warteliste abgearbeitet werden. Tatsache sei aber: „Es werden weniger Organe gespendet als gebraucht werden“, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler.
Wie ist der Ablauf einer Organspende?
Unabdingbare Voraussetzung dafür, dass eine postmortale Organspende überhaupt vorgenommen werden kann, ist der Hirntod des Spenders. Dieser Zustand muss durch zwei intensiverfahrene Ärzte unabhängig voneinander innerhalb von zwölf Stunden betätigt werden, sagt die Transplantationsbeauftragte des Krankenhauses. Diese Ärzte dürfen nicht an der Entnahme der Organ beteiligt sein. „Zwischenzeitlich finden weitere Untersuchungen und das Angehörigengespräch statt“, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler. „Das Krankenhaus stellt den OP-Saal, die Anästhesie und die OP-Pflegekräfte, das DSO schickt das Entnahme-Team.“Die Organe werden dann in ein Transplantationszentrum gebracht.
Wie wichtig ist ein Organspendeausweis?
Es ist die einfachste Art und Weise, um im Fall der Fälle mitzuteilen, dass man nach dem Tod seine Organe spenden möchte: der Organspendeausweis. Die kleine Karte ist aber nur eine von mehreren Möglichkeiten. „Im Grunde reicht auch eine Mitteilung an die Angehörigen, dass man dies nach dem Ableben machen will. Ebenfalls gültig sind eine Patientenverfügung oder ein anderes Schriftstück, auf dem der Wille dazu vermerkt ist“, sagt Dr. Katrin Colinas-Winkler. Die Chefärztin des Krankenhauses Wermelskirchen ist persönlich für die orange-blaue Karte: „Ich habe selber einen Organspendeausweis. Ich habe genau über die Entscheidung nachgedacht und sie nicht an meine Angehörigen delegiert.“