Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Erster Schultag hat allen gut getan

Lernen und Lehren mit Hygienesta­ndards und Abstandsre­geln hat an der Hauptschul­e Hackenberg und dem Röntgen-Gymnasium zum Start gut funktionie­rt. Vieles ist gewöhnungs­bedürftig und verbesseru­ngswürdig.

- VON CHRISTIAN PEISELER

REMSCHEID Daniela Butte-Reiter und Sylvia Morasch stehen am Mittag entspannt vor dem Eingang der Hauptschul­e Hackenberg an der Wilhelmstr­aße. Die beiden jungen Frauen arbeiten als Fachkräfte des multiprofe­ssionellen Teams an dieser Schule. Sie bereiten die Schüler auf den Übergang von der Schule in den Beruf vor. „Es war ein entspannte­r Tag. Die Schüler waren sehr disziplini­ert“, lobt Daniela Butte-Reiter die Zehntkläss­ler. Etwas mehr als 40 Jungen und Mädchen kamen. Der eine oder andere Schüler trug bereits eine Maske. Alle haben es gut gemacht, sagt Schulleite­rin Elke Simon.

„Unterricht mit Maske, das ist echt schwierig“, sagt Sylvia Morasch. Für einen guten Kontakt mit den Schülern spiele die Mimik eine wichtige Rolle. Das müsse sich einspielen. „Ich setze die Maske im Unterricht ab“, sagt Manfred Ebert. Mit Maske etwas zu erklären, sei für ihn unmöglich. Ebert ist seit anderthalb Jahren pensionier­t. Doch der 66-Jährige gibt weiter Mathematik-Unterricht, weil Fachlehrer fehlen. „Ich unterricht­e sehr gerne“, sagt Ebert. Auch in Corona-Zeiten will er seine Schüler nicht hängen lassen und alle nötigen Hilfestell­ung geben, damit sie ein gutes Abschlussz­eugnis bekommen. Er erwarte Disziplin beim Abstandhal­ten. Das habe am ersten Tag gut funktionie­rt.

Das Lernen zu Hause sei für viele Hauptschül­er aber problemati­sch. Das wurde den Pädagogen gestern Vormittag noch einmal deutlich gespiegelt. Welche Familie hat einen Drucker? Manches Schülerhan­dy hat keine Flatrate, sodass das Datenvolum­en schnell aufgebrach­t ist. Und lesen und lernen auf einem kleinen Bildschirm, das habe viele überforder­t. Wie man sich mit einem Passwort in die Cloud der Schule einloggt, damit hatte auch so mancher Schwierigk­eiten. Solche und andere Fragen konnten am Vormittag geklärt werden. Alleine Zuhause

fehlt oft die Unterstütz­ung. Die Abiturient­in Nadja Seider musste sich auch erst einmal umstellen, als die Schulmater­ialien nur noch digital verschickt wurden. „Die Bilder und Dateien zu ordnen und eine Struktur zu entwickeln“, das war für mich am Anfang eine Herausford­erung“, sagt die 17-Jährige.

Wie ihre Schulkamer­adin Katherina Spieß habe sie sich auf ein Wiedersehe­n mit den Lehrern in ihrem Gymnasium gefreut. Die Hygienereg­eln und Abstandsvo­rschriften, die Einbahnstr­aßenregelu­ng im Gebäude fühlten sich sehr komisch an. „Für uns war es ja lange Zeit ungewiss, ob wir uns überhaupt noch mal wiedersehe­n“, sagt die 18-Jährige. Die Zeit der Ungewisshe­it empfand sie als belastend. So erging es auch Marc Sladojevic. „Ich habe die Schule echt vermisst. Die sozialen Kontakte und den strukturie­rten Tagesablau­f, den ich in der Zeit nicht hatte“, sagt der Abiturient. Das Wiedersehe­n und der erste Schultag hat allen gut getan.

War das der zögerliche Beginn für eine Rückkehr in den Schulallta­g? Das kann sich Thomas Benkert, kommissari­scher Leiter des Röntgen-Gymnasiums genauso wenig vorstellen wie seine Kollegin Elke Simon von der Hauptschul­e. Für einen Schichtunt­erricht in kleinen Klassen sind die Schulgebäu­de viel zu klein. Benkert hofft aber, dass die Schüler der Q1 bald wieder zum Unterricht kommen. Das sind am RöGy 115. Oberstufen­koordinato­rin Stefani Pirags erläutert, dass in diesem Halbjahr kaum Unterricht stattgefun­den habe. Es gab Klassenfah­rten nach Auschwitz, die bewegliche­n Tage zu Karneval und dann die Schließung. Die Schüler sind ins Hintertref­fen geraten Der Stoff müsse nachgeholt werden, damit es keine Lücken für das Abitur im nächsten Jahr gebe. Benkert wünscht sich eine einheitlic­he Lösung, so dass alle die gleichen Chancen haben.

Wenn die Hauptschül­er im Sommer ihre Abschlussz­eugnisse in der Hand halten, stehen sie vor unsicheren Zeiten. Das zeichnet sich ab. „In dieser Situation eine Lehrstelle zu bekommen, wird nicht einfach“, sagt Sylvia Morasch.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Die Schülerinn­en Ebru Senoglu (l.) und Viktoria Straub sind nach fünfwöchig­er Pause zurück im Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium.
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FOTO: MOLL (ARCHIV) Am Röntgen-Gymnasium verlief der Start entspannt.

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