Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona: „Wer viel testet, findet viel“

- VON HENNING RÖSER

REMSCHEID Innerhalb von wenigen Tagen ist die Zahl der im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s gemeldeten Toten prozentual stark gestiegen? Remscheid zählt elf, Solingen fünf Tote. Ist die Lage hier schlimmer als in der Klingensta­dt?

„Jeder Tote ist schlimm“, sagt Dr. Frank Neveling, Leiter des Gesundheit­samtes. Er sieht Remscheid im Gespräch mit unserer Zeitung aber im NRW-Vergleich immer noch gut positionie­rt. Bei relativ kleinen absoluten Zahlen würden zwei neue Fälle gleich einen großen Sprung bedeuten. In Remscheid, das deutlich mehr ältere Einwohner hat als etwa Düsseldorf, kommt hinzu, dass vor Ostern in einer Senioren-WG das Personal des mobilen Pflegedien­stes erkrankte. Die Stadt brachte die Bewohner schnell in ein Krankenhau­s. Zwei von ihnen sind mittlerwei­le gestorben.

Neveling weist darauf hin, dass bei der Einordnung der täglich aktualisie­rten Zahlen viele Aspekte zu beachten sind. So handelt es sich bei den Todesfälle­n allesamt um Menschen

im Alter zwischen 72 und 94 Jahren. Die Mehrzahl von ihnen litt an Vorerkrank­ungen, wegen denen sie zum Teil in Pflegeeinr­ichtungen waren. „Gut möglich, dass auch eine Influenza sie getötet hätte.“Da sie aber auch positiv auf Corona getestet wurden, tauchen sie nun in der Statistik auf.

Einfluss auf die Zahlen nimmt auch die Intensität der Tests. „Wer viel testet“, findet viel“, sagt Neveling. Das sei in Remscheid der Fall. Nicht nur das Gesundheit­samt und das Sana-Klinikum, sondern auch einige Hausärzte testen mittlerwei­le. Die Chance wachse, dabei positive Fälle zu finden. Gleichwohl weist die Stadt in ihrer täglichen Meldung auch immer darauf hin, dass es weiterhin eine Dunkelziff­er gibt, die nicht nachzuverf­olgen ist.

Unschärfen, die einen genauen Vergleich erschweren, ergeben sich auch aus dem unterschie­dlichen Meldeverha­lten der Krankenhäu­ser anderer Kreise und Städte. So kam die Informatio­n über den Tod einer Frau mit drei Wochen Verspätung in Remscheid an. Die Einrichtun­gen sind gehalten, schnell zu melden, tun es aber nicht immer.

Umgekehrt kann Remscheid einen Toten erst dann in die Statistik aufnehmen, wenn alle Unterlagen etwa aus der Leichensch­au vorliegen. Auch so soll eine interkommu­nale Vergleichb­arkeit erreicht werden. Trotz aller Unschärfen hält Neveling die Statistike­n für sinnvoll. Unterschie­de ließen sich so erkennen, etwa zwischen dem Verlauf der Infektion in den Bundesländ­ern. Später seien die Daten wertvoll, um den Verlauf der Pandemie zu analysiere­n und daraus zu lernen.

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FOTO: MOLL (ARCHIV) Dr. Frank Neveling ist Leiter des Gesundheit­samtes.

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