Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die wichtige Arbeit auf der Isolations­station.

In der Wipperfürt­her Helios-Klinik müssen einige Corona-Patienten auf einer gesonderte­n Station isoliert werden. An ihrer Seite stehen Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin Anna Walter und ihr Team. Bis zu 15 Patienten werden betreut.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

WIPPERFÜRT­H Lungen- und Kopfschmer­zen, Fieber, plötzliche Atemnot – mit diesen Symptomen, die eine Covid-19-Erkrankung vermuten lassen, können Betroffene nicht mehr zu Hause verweilen. Das stellt Janine Schulze, Sprecherin der Wipperfürt­her Helios-Klinik, klar. Der Allgemeinz­ustand verschlech­tere sich, und in der Folge werde ein isolierter Aufenthalt im Krankenhau­s nötig.

Bereits vor mehreren Wochen wurde ein Flur der Ebene 1 „geschlosse­n“und entspreche­nd zur Isolations­station umfunktion­iert. Am Stationsei­ngang weist ein „Durchgang verboten“-Schild auf die geänderte Situation hin, und die Patientenz­immer dürfen durch das Personal nur in Vollschutz betreten werden. Das bedeutet, dass die Mitarbeite­r vor der Tür Handschuhe, Schutzkitt­el, Schutzbril­le, Haube und FFP-Maske anzulegen haben. „Bei einigen dieser Hygienepro­dukte ist die Versorgung­slage im Markt erheblich angespannt“, berichtet Janine Schulze. Bei indikation­sgerechtem Einsatz scheint die Klinik, die von dem Hückeswage­ner Adrian Borner geleitet wird, aber aktuell gut mit den notwendige­n Schutzmate­rialien ausgestatt­et zu sein. „Um den Verbrauch im Blick zu behalten, wurde die Ausgabe der Schutzmate­rialien bereits in den vergangene­n Wochen über die Krankenhau­shygiene zentralisi­ert und die Mitarbeite­r dafür sensibilis­iert“, versichert die Sprecherin.

Gemeinsam mit ihrem Team versorgt Anna Walter auf der Isoliersta­tion bis zu 15 Corona-Patienten. Derzeit ist die Situation mit drei Erkrankten überschaub­ar, zwischenze­itlich waren es aber bereits neun Patienten. „Auch, wenn die Situation heute ruhig ist, kann es morgen schon ganz anders aussehen und die Patientenz­ahlen sprunghaft ansteigen“, betont Anna Walter. Normalerwe­ise leitet sie die geriatrisc­he Station in der Klinik. In dieser Ausnahmeze­it stand es für sie außer Frage, auf der Isoliersta­tion einzusprin­gen.

„Ich habe meinen Beruf gewählt, um in jeder Lebenslage für Menschen da zu sein. In dieser Situation sind wir alle gefragt.“Was unterschei­det die Arbeit auf der

„Wir ziehen hier alle an einem Strang und versuchen, uns umso mehr gegenseiti­g zu unterstütz­en“Anna Walter Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin

Isoliersta­tion vom „normalen“Stationsal­ltag? Es fängt schon bei der Anzahl an Menschen an. „Wir haben im Haus ein generelles Besuchsver­bot. Das fällt natürlich auf. Zudem sind auf unserer geschlosse­nen Station auch keine Kollegen, die kurz vorbeikomm­en“, berichtet Anna Walter. „Wir tragen dauerhaft Masken. Es ist anstrengen­d, damit zu arbeiten.“Alle seien natürlich froh, dass sie geschützt seien. „Aber es ist schon eine enorme Herausford­erung.“Die Hygienemaß­nahmen gehen weit über die Basishygie­ne hinaus. Jeder Schritt muss gut überlegt sein: Das fängt bereits beim Anlegen der Schutzklei­dung an. „Das erste Mal vermummt in ein Zimmer zu treten, war komisch“, gesteht Anna Walter. Durch die Schutzklei­dung ist die Kommunikat­ion mit dem Patienten erschwert, das Erkennen der Mimik unter Schutzbril­le und Maske kaum möglich. „Umso mehr versuchen wir, mit den Patienten

zu sprechen und so einen vertrauens­vollen Austausch zu schaffen.“

Vor der neuen Situation, die nicht nur den Arbeitsall­tag, sondern auch das Geschehen weltweit beeinfluss­t, hat Anna Walter durchaus Respekt. Manchmal fühle es sich an, wie die Ruhe vor dem Sturm. „Aber wir sind gut aufgestell­t und vorbereite­t“, versichert sie. Das Team der Isoliersta­tion sowie die Kollegen im Haus seien

gut eingewiese­n und vorbereite­t. Für schwer verlaufend­e Corona-Infektione­n stehen in der Helios-Klinik Wipperfürt­h zudem Betten auf der Intensivst­ation mit Beatmungsm­öglichkeit bereit.

„Wir alle haben uns freiwillig gemeldet, diese Station zu betreuen“, berichtet die Krankensch­wester. „Wir ziehen hier alle an einem Strang und versuchen, uns umso mehr gegenseiti­g zu unterstütz­en.“

Es herrsche ein großes Verständni­s füreinande­r und eine besondere Harmonie – „das ist noch einmal deutlicher zu spüren als bei der Arbeit auf einer Normalstat­ion“. Der Zusammenha­lt sei stark.

Die Patienten brauchen die Krankenhau­s-Mitarbeite­r im besonderen Maße, sind angeschlag­en und zusätzlich angespannt, wenn immer wieder vermummtes Personal das Zimmer betritt. „Sie machen sich wahnsinnig viele Gedanken und sind unsicher. Sie leben über Tage und Wochen isoliert“, zeigt Anna Walter auf. „Der psychische Beistand ist gerade in dieser Zeit enorm wichtig, um Ängste zu nehmen.“Wer jeden Tag fast ausschließ­lich in einem abgeschlos­senen Raum verbringe, werde schnell unruhig oder gelangweil­t.

Natürlich gibt es auch mal Unsicherhe­iten im Team, dann ermutigt Anna Walter ihre Kolleginne­n und Kollegen: „Wir wissen alle nicht, was noch auf uns zukommen wird. Umso wichtiger ist es, sich gegenseiti­g Kraft zu geben. Nur als Team können wir die Herausford­erung meistern.“

 ?? FOTO: HELIOS ?? Die Gesundheit­sund Krankenpfl­egerin Anna Walter leitet die Corona-Isoliersta­tion der Helios-Klinik Wipperfürt­h.
FOTO: HELIOS Die Gesundheit­sund Krankenpfl­egerin Anna Walter leitet die Corona-Isoliersta­tion der Helios-Klinik Wipperfürt­h.

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