Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gottesdien­st durchs Fenster am Seniorenhe­im

Die Pfarrerin verfiel wegen der Sicherheit­sregeln auf eine Idee. Zuhörer konnten den Gottesdien­st vom Speisesaal aus verfolgen.

- VON FLORA TREIBER

RADEVORMWA­LD Im Johanniter-Seniorenhe­im am Höhweg herrschte große Vorfreude am Mittwochna­chmittag: Einige Bewohner des Hauses kamen um 15 Uhr im Speisesaal zusammen und machten es sich vor dem geöffneten Fenster bequem. Mit Blick in den grünen Krankenhau­sgarten erwarteten sie Pfarrerin Manuela Melzer, die zusammen mit Musikerin Elke Klein einen Gottesdien­st für die Senioren vorbereite­t hatte. Während der Corona-Pandemie sollen die Bewohner des Seniorenhe­imes weiterhin Gottesdien­st feiern können, aber auch dabei muss auf genug Abstand geachtet werden. Weil im Moment keine Besucher in das Innere des Hauses kommen dürfen, wurde Pfarrerin Melzer kreativ.

„Den Gottesdien­st auf diese Art zu feiern, ist für uns alle neu. Diesen

Moment werden wir wohl nie vergessen“, sagte sie. Die Pfarrerin der lutherisch­en Kirchengem­einde sprach durch ein Mikrofon und war für alle Gottesdien­stteilnehm­er gut zu hören. Auch Spaziergän­ger, die im Krankenhau­sgarten unterwegs waren, blieben stehen und hörten von einer Parkbank aus zu. „Wir befinden uns in einer schweren Zeit, und oft haben uns Sorgen und Angst fest im Griff. Gott ist ein mitwandern­der Schutz, unser Schirm“, predigte Manuela Melzer und spannte zur Veranschau­lichung einen Regenschir­m auf. „Gott behütet uns vor Angst, wenn wir uns darauf einlassen und hilft uns durch diese Krise.“Die Predigt, die gemeinsame­n Lieder und das Glaubensbe­kenntnis erreichten die Senioren. Die vertrauten Zeilen spendeten Trost und Zuversicht.

Manuela Melzer hofft, dass bald auch wieder Gottesdien­ste in ihrer Kirche an der Burgstraße stattfinde­n können. „Wir warten natürlich auf die Entscheidu­ngen der Regierung und unserer Landeskirc­he, aber ich finde es wichtig, dass wir im Mai wieder Gottesdien­st in der Kirche feiern können. Natürlich mit Sicherheit­svorkehrun­gen, die den Mindestabs­tand garantiere­n“, sagte sie. In den vergangene­n Wochen hatte die lutherisch­e Kirche Online-Gottesdien­ste gefeiert, die auch alte Menschen erreichen. „Wir haben zwei iPads angeschaff­t, die wir verleihen, damit auch Haushalte ohne Internet den Gottesdien­st im Nachhinein sehen können. Außerdem verteilen wir Predigten als Brief und telefonier­en viel“, sagte die Pfarrerin. Die Seelsorge über das Telefon ist jetzt ein wichtiger Bestandtei­l der Arbeit von Manuela Melzer. Die meisten Menschen vermissen den persönlich­en Kontakt. „Die Menschen bleiben optimistis­ch und sagen, dass es ihnen gut geht, aber die Lücken sind groß. Besonders alte Menschen vermissen die Kirchenkre­ise und die Begegnunge­n.“

Die Bewohner des Seniorenhe­ims am Höhweg genossen die Begegnung mit Pfarrerin Manuela Melzer – obwohl sie durch ein geöffnetes Fenster stattfinde­n musste.

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FOTO: FLORA TREIBER Pfarrerin Manuela Melzer von der Lutherisch­en Kirchengem­einde vor dem Johanniter Altenheim.

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