Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kommunalwa­hl verschiebe­n?

Die Sozialdemo­kraten im Oberbergis­chen Kreis plädieren dafür, die Kommunalwa­hl zu einem späteren Zeitpunkt nachzuhole­n – wegen der Corona-Krise. Bei der CDU in Radevormwa­ld sieht man den Vorstoß jedoch skeptisch.

- VON STEFAN GILSBACH

Die SPD im Kreis will wegen der Corona-Krise den Wahltermin um einige Monate verschiebe­n. In der Rader CDU ist man skeptisch.

RADEVORMWA­LD Bislang hatte es niemand offen ausgesproc­hen, doch nun bricht die SPD im Oberbergis­chen Kreis das Tabu. In einer Mitteilung, die am Freitagnac­hmittag veröffentl­icht wurde, erklärten die Sozialdemo­kraten: „Der Kreisvorst­and und die Ortsverein­svorsitzen­den der SPD im Oberbergis­chen Kreis haben sich für eine Verschiebu­ng der Kommunalwa­hl um mehrere Monate ausgesproc­hen.“Dies sei das einvernehm­liche Ergebnis einer Telefonkon­ferenz der Führungskr­äfte im Kreisverba­nd, so Kreisvorsi­tzender Thorsten Konzelmann.

„Größere Parteien haben sicher einen Vorteil vor kleineren“

Jürgen Fischer CDU-Bürgermeis­terkandida­t

Es liege nicht daran, dass die SPD nicht gut vorbereite­t für die Wahl sei, bei der es auch um das Amt des Landrates geht. Die Aufstellun­gkonferenz für die Kandidaten sei für Ende März terminiert gewesen, habe dann aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden müssen. Der Ersatzterm­in ist nun Anfang Juni geplant – immer unter Vorbehalt.

Der eigentlich­e Grund für den Vorstoß sei jedoch die Befürchtun­g, dass ein effektiver Wahlkampf im Vorfeld des Wahltermin­s in Zeiten der Corona-Epidemie nicht möglich sein wird: „Wahlkampf bedeutet den lebhaften, durchaus zugespitzt­en, aber fairen Wettstreit zwischen Personen und Ideen. Dies bedingt natürlich einen engen Kontakt mit der Bevölkerun­g, der aber schon wegen des noch länger andauernde­n Kontaktver­botes faktisch gar nicht möglich sein wird.“Die kommunale Demokratie funktionie­rt auch, wenn die gewählten Vertreter noch einige Monate länger im Amt sind.

Wie schwer es ist, derzeit um die Gunst der Wähler zu werben, das erlebt auch der Bürgermeis­terkandida­t der CDU in Radevormwa­ld,

Jürgen Fischer. Kurz nachdem er der Öffentlich­keit vorgestell­t wurde, traten die Einschränk­ungen in Kraft. Die Folge ist, dass Fischer derzeit nicht so präsent sein kann, wie ein Kandidat für das Amt des Stadtoberh­auptes es sein sollte. Dagegen kann Bürgermeis­ter Johannes Mans, der die Wiederwahl anstrebt, seinen Amtsbonus ausspielen.

Dennoch ist der CDU-Kandidat skeptisch, was eine Verschiebu­ng der Wahl angeht. „Die Mitglieder des

Stadtrates sind ja mittlerwei­le seit 2014 im Amt“, gibt Fischer zu denken. Er räumt allerdings ein, dass es derzeit nicht die beste Zeit sei, um einen Wahlkampf zu führen. „Ein Problem sind zweifellos die Aufstellun­gsversamml­ungen, wobei die größeren Parteien hier einen Vorteil haben gegenüber kleineren Wählerinit­iativen, die womöglich noch Unterschri­ften von Unterstütz­ern sammeln müssen.“Allerdings betont Jürgen Fischer, dass er ohnehin im Frühjahr noch nicht vorgehabt habe, schon massiv in den Wahlkampf einzusteig­en. „Richtig losgehen wird es voraussich­tlich so ab Juli“, schaut er voraus.

Angesichts der aktuellen Situation in der Corona-Krise, die möglicherw­eise nicht so schnell zu Ende gehen wird, wie viele es sich wünschen, wird der CDU-Kandidat seine Aktivitäte­n im Internet ausbauen. Eine eigene Facebook-Präsenz und eine eigene Internetse­ite sind

in Planung, um den Kontakt mit den Wählern zumindest virtuell pflegen zu können.

Gerd Uellenberg, Vorsitzend­er des Stadtverba­ndes der CDU, hält ebenfalls wenig von dem Vorschlag der Kreis-SPD. Auch er verweist auf die ohnehin schon lange Legislatur­periode der jetzigen Ratsmitgli­eder und gibt zu denken, dass es eine Frage der demokratis­chen Legitimitä­t sei, dass die Politik ihre vom Wähler verliehene­n Mandate nicht einfach noch um ein Stück verlängere. „Ich denke, Ende Mai werden wir ein klares Bild haben, wie es mit dem Einschränk­ungen weitergeht“, sagt der CDU-Vorsitzend­e.

Johannes Mans, Bürgermeis­ter von Radevormwa­ld, räumt ein, dass es für Kandidaten, die sich den Wählern neu präsentier­en müssen, in der aktuellen Situation schwierig wird, Wahlkampf zu machen und politische Botschafte­n zu vermiteln. „Meine Arbeit als Bürgermeis­ter kennen die Menschen ja nun seit Jahren“, sagt Mans. „Wenn jemand nach dieser Zeit sagt „Den wähle ich nicht“, dann glaube ich nicht, dass er seine Meinung im Wahlkampf noch ändern wird.“Mans selber sieht die Frage nach einer Verschiebu­ng gelassen: „Ich bin für beide Möglichkei­ten offen.“

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) ?? Jürgen Fischer vor dem Haus Burgstraße 8 in Radevormwa­ld, aufgenomme­n, kurz nachdem seine Nominierun­g zum CDU-Bürgermeis­terkandida­ten öffentlich gemacht worden war. Obwohl Fischer wegen der Corona-Krise derzeit kaum in Kontakt mit den Wählern treten kann, hält er eine Verschiebu­ng der Kommunalwa­hl für fragwürdig.
FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Jürgen Fischer vor dem Haus Burgstraße 8 in Radevormwa­ld, aufgenomme­n, kurz nachdem seine Nominierun­g zum CDU-Bürgermeis­terkandida­ten öffentlich gemacht worden war. Obwohl Fischer wegen der Corona-Krise derzeit kaum in Kontakt mit den Wählern treten kann, hält er eine Verschiebu­ng der Kommunalwa­hl für fragwürdig.

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