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Das müssen Urlauber wissen
Bis zum 14. Juni hat der Bund die Reisewarnung verlängert. Das Buchen wird noch riskanter.
DÜSSELDORF/BERLIN Das Coronavirus wird das Reiseverhalten in diesem Jahr verändern. Mehrere Trends sind abzusehen: Grundsätzlich werden weniger Deutsche in den Urlaub fahren als in den Vorjahren. Sie werden deutlich seltener mit dem Flugzeug reisen, wohingegen Touren mit dem Auto zunehmen dürften. Und nachdem die Bundesregierung die globale Reisewarnung am Mittwoch bis zum 14. Juni verlängert hat, ist auch klar, dass das Buchen eines Urlaubs im Ausland zum Glücksspiel werden kann. „Wer jetzt reserviert, kann manchmal gute Preise bekommen“, sagt Ute Dallmeier, Geschäftsführerin des First-Reisebüros in Mönchengladbach, „andererseits ist bei vielen Zielen völlig unsicher, ob die Reise angetreten werden kann. Dann kommt es auf die Stornoregeln an.“
Wie sieht es bei geplatzten Reisen bis zum 14. Juni aus?
Veranstalter wie Tui, FTI, Aida, DER Touristik und andere versuchen momentan, die Kunden mit Prämien dazu zu bringen, Gutscheine statt Bargeld für stornierte Reisen anzunehmen. Sie wollen damit verhindern, dass sie hohe Summen gleichzeitig auszahlen müssen – was sie finanziell in Schwierigkeiten bringen könnte. Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warnt vor dieser Praxis: „Das wäre ein massiver Vertrauensbruch und europarechtswidrig.“Er plädiert dafür, dass der Bund einen Fonds auflegt, damit die Kunden an ihr Geld kommen können und die Unternehmen trotzdem überleben.
Er ergänzt: „Grundsätzlich ist bei Gutscheinlösungen wichtig, dass die Verbraucher die Wahlfreiheit haben müssen. Viele Leute brauchen ja das Geld.“So können beispielsweise einige Kreuzfahrten schnell ein paar Tausend Euro kosten. Durch die Gutscheine wären die Kunden auch an den Veranstalter gebunden – selbst wenn sie andernorts künftig bessere Angebote sehen.
Wie sieht es bei neu gebuchten Pauschalreisen aus?
Eigentlich sind Kunden privilegiert, die eine Pauschalreise buchen, bei der Anreise und Unterkunft in einem Paket verkauft werden – sie können diese Reise bei einer weiteren Reisewarnung kostenlos stornieren. Doch weil die Branche eben versucht, die Rückzahlung bisher vieler hunderttausend Reisen zu vermeiden, indem sie für die „Gutscheinlösung“als Ersatz für Bargeld wirbt, sind die Kunden nun erst recht vorsichtig beim Buchen neuer Reisen.
Das Ergebnis: Tui Cruises, Ikarus, Chamäleon und andere Firmen bieten Kunden neuer Reisen seit einiger Zeit an, diese noch bis kurz vor Abreise zu stornieren oder zu verschieben. „Die Kunden müssen sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen anschauen, ob und bis zu welchem Termin und zu welchen Regeln sie problemlos stornieren dürfen“, rät Dallmeier. Außerdem müssen Kunden klären, ob das Unternehmen wirklich die Rückzahlung von Bargeld anbietet, einen Gutschein oder das Verschieben des Urlaubs auf einen anderen Termin. Die Tui erklärt, sie werde prüfen, ob sie weitere Angebote mache, um auf unsichere Reisende zuzugehen, nachdem die Reisewarnung verlängert wurde.
Wie sieht die Lage bei Einzelreisen aus?
Während Pauschalreisen für den Fall einer Reisewarnung versichert sein müssen, ist die Lage beim separaten Buchen eines Hotels schwieriger. Laut VZBV gibt es nicht unbedingt eine Zahlungspflicht für ein Hotel, wenn man wegen einer Reisewarnung nicht anreisen kann. Dies gilt aber nur für Buchungen nach deutschem Recht. Noch vorsichtiger müssen Kunden sein, die eine Unterkunft direkt beim Eigentümer im Ausland gebucht haben, weil dort die Regeln anders sind. Der Anwalt Tim Timmer aus Siegen rät dazu, in einem solchen Fall mit dem Hotel Kontakt aufzunehmen, um über eine Umbuchung zu reden. Ein sicheres Recht auf Rückzahlung des Geldes gibt es also keineswegs.
Wie reagieren Airlines?
Um wenigstens einige Passagiere für den Spätsommer oder Herbst anzulocken, bieten Lufthansa und Eurowings an, jetzt gebuchte Flüge später kostenlos oder zu erträglichen Kosten auf einen anderen Termin umzubuchen. „So nehmen wir den Kunden die Sorge, sie könnten sich nicht mehr umentscheiden“, sagt ein Sprecher von Eurowings. Das Angebot ist faktisch eine Preissenkung, weil Kunden ein Discountticket etwa für den Spätsommer oder Herbst in Italien oder Griechenland buchen können, dieses jedoch zu diesem Ziel so frei umbuchen können, als ob sie ein viel teureres Ticket gekauft hätten.
Booking.com hat als Hotelvermittler angekündigt, dass eigentlich nicht stornierbare Buchungen doch umgebucht werden können, wenn „höhere Gewalt“die Reise unmöglich macht. Reiseexpertin Dallmeier rät trotzdem zur Vorsicht: „Die jeweiligen Hotels können sich im Einzelfall anders verhalten. Die haben ja die Kredtitkartendaten der Kunden und können dann eine Stornogebühr abziehen.“Airbnb erklärt, für künftige Buchungen gäbe es keine speziellen Stornovorteile. Zu Anfang der Corona-Krise wurde großzügig umgebucht. Reisebüromanagerin Dallmeier fährt nun in ein direkt gebuchtes Hotel in Büsum an der Nordsee.