Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Busfahrer lässt Wanderer ohne Ticket einfach stehen
WERMELSKIRCHEN Eigentlich war es ein schöner Wandertag für Sonja Meurer-Schmidt und ihren Mann. Da beiden der Rückweg am Sonntag aber zu weit war, gingen sie zur nächsten Bushaltestelle, um mit der RVK-Linie 260 von Schlebusch Richtung Wermelskirchen zu fahren. Doch der Busfahrer machte dem Paar unmissverständlich klar, dass ohne Ticket eine Mitnahme nicht möglich ist. „Er sagte uns, dass wir entweder ein Handyticket haben müssten oder vorher ein Ticket hätten kaufen müssen“, berichtet die Leserin. Auch den Einwand, sie habe sich mit ihrem Mann spontan zu der Busfahrt entschlossen, akzeptierte der Fahrer nicht und verwies das Paar mit einem brüllenden „Raus!“des Busses. „Wir haben uns dann von unsserer Tochter mit dem Auto abholen lassen – sehr sinnvoll in Corona-Zeiten“, sagt sie. Es könne doch nicht sein, dass es unmöglich ist, ungeplant und spontan mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Was machen Menschen, die keine Möglichkeit haben, mit Handy zu bezahlen?“. Spontanfahrten seien also völlig unmöglich. In Holland habe sie mal erlebt, dass ein Busfahrer ihnen höflich erklärt habe, wie es mit dem Ticketverkauf funktioniert und sie dann einfach mitgenommen habe. „Ich verstehe ja, dass es in Corona-Zeiten keinen Sinn macht, beim Busfahrer zu bezahlen, aber in solchen Fällen sollte man doch mit ein bisschen Kulanz rechnen“, findet sie. Dieser Ansicht schließt sich auch Heiko Rothbrust von der Unternehmenskommunikation der Regionalverkehr Köln an. „Es besteht auch in Corona-Zeiten eine Ticketpflicht, aber unsere Busfahrer sind schon gehalten, mit Fingerspitzengefühl zu agieren“, sagt er. Als Verkehrsunternehmen müsse man natürlich Einnahmen sichern, aber dennoch mit Kulanz agieren. „Auch wenn die Busfahrer natürlich momentan nicht die einfachste Situation haben“, sagt er.
Bei der RVK seien ansonsten keine Beschwerden eingetroffen, dass Fahrgäste in Ermangelung eines Tickets
nicht befördert wurden. „Es kann sich hier lediglich um einen unglücklichen Einzelfall handeln“, sagt Rothbrust. Kein Fahrgast werde in der aktuellen Lage aus diesem Grund des Busses verwiesen. „Wir verweisen über Ansagen in den Bussen, über digitale Monitore und Plakate auf die Möglichkeiten zum Ticketerwerb hin“, sagt der Sprecher. Tickets seien als rabattiertes HandyTickets oder über die VRS- und RVK-App, an Fahrscheinautomaten, in den KundenCentern der RVK, in Vorverkaufsstellen oder auch im VRS-Online-Ticketshop erhältlich.