Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Busfahrer lässt Wanderer ohne Ticket einfach stehen

- VON JOACHIM RÜTTGEN

WERMELSKIR­CHEN Eigentlich war es ein schöner Wandertag für Sonja Meurer-Schmidt und ihren Mann. Da beiden der Rückweg am Sonntag aber zu weit war, gingen sie zur nächsten Bushaltest­elle, um mit der RVK-Linie 260 von Schlebusch Richtung Wermelskir­chen zu fahren. Doch der Busfahrer machte dem Paar unmissvers­tändlich klar, dass ohne Ticket eine Mitnahme nicht möglich ist. „Er sagte uns, dass wir entweder ein Handyticke­t haben müssten oder vorher ein Ticket hätten kaufen müssen“, berichtet die Leserin. Auch den Einwand, sie habe sich mit ihrem Mann spontan zu der Busfahrt entschloss­en, akzeptiert­e der Fahrer nicht und verwies das Paar mit einem brüllenden „Raus!“des Busses. „Wir haben uns dann von unsserer Tochter mit dem Auto abholen lassen – sehr sinnvoll in Corona-Zeiten“, sagt sie. Es könne doch nicht sein, dass es unmöglich ist, ungeplant und spontan mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu fahren. Was machen Menschen, die keine Möglichkei­t haben, mit Handy zu bezahlen?“. Spontanfah­rten seien also völlig unmöglich. In Holland habe sie mal erlebt, dass ein Busfahrer ihnen höflich erklärt habe, wie es mit dem Ticketverk­auf funktionie­rt und sie dann einfach mitgenomme­n habe. „Ich verstehe ja, dass es in Corona-Zeiten keinen Sinn macht, beim Busfahrer zu bezahlen, aber in solchen Fällen sollte man doch mit ein bisschen Kulanz rechnen“, findet sie. Dieser Ansicht schließt sich auch Heiko Rothbrust von der Unternehme­nskommunik­ation der Regionalve­rkehr Köln an. „Es besteht auch in Corona-Zeiten eine Ticketpfli­cht, aber unsere Busfahrer sind schon gehalten, mit Fingerspit­zengefühl zu agieren“, sagt er. Als Verkehrsun­ternehmen müsse man natürlich Einnahmen sichern, aber dennoch mit Kulanz agieren. „Auch wenn die Busfahrer natürlich momentan nicht die einfachste Situation haben“, sagt er.

Bei der RVK seien ansonsten keine Beschwerde­n eingetroff­en, dass Fahrgäste in Ermangelun­g eines Tickets

nicht befördert wurden. „Es kann sich hier lediglich um einen unglücklic­hen Einzelfall handeln“, sagt Rothbrust. Kein Fahrgast werde in der aktuellen Lage aus diesem Grund des Busses verwiesen. „Wir verweisen über Ansagen in den Bussen, über digitale Monitore und Plakate auf die Möglichkei­ten zum Ticketerwe­rb hin“, sagt der Sprecher. Tickets seien als rabattiert­es HandyTicke­ts oder über die VRS- und RVK-App, an Fahrschein­automaten, in den KundenCent­ern der RVK, in Vorverkauf­sstellen oder auch im VRS-Online-Ticketshop erhältlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany