Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Es kommt nicht nur auf die Größe an

2020 soll die Elektromob­ilität in Deutschlan­d endlich Fahrt aufnehmen. Neue Modelle und eine bessere Infrastruk­tur sind geplant. E-Auto-Interessen­ten sollten beim Kauf einiges beachten.

- VON FABIAN HOBERG

Kein Benzin oder Dieselgeru­ch mehr, keine nervigen Vibratione­n. E-Autos haben mehr Vorteile als nur die reine Umweltvert­räglichkei­t durch lokale Emissionsf­reiheit. Neue Modelle kommen in diesem Jahr in verschiede­nen Preisklass­en und Fahrzeugka­tegorien auf den Markt. Doch bevor es auf die E-Auto-Suche geht, sollte man ein paar Dinge beachten.

Interessen­ten sollten sich zuerst überlegen, wie und wo sie das E-Auto laden können, rät Stefan Heimlich. „Das Nutzungsve­rhalten ist ein anderes als bei Verbrenner­n“, sagt der Vorsitzend­er des Auto Club Europas (ACE). „Elektrofah­rzeuge werden zwischen 80 und 90 Prozent zu Hause geladen. Einen dritten Ort wie eine Tankstelle fahren die wenigsten Besitzer an. Deshalb sollten Interessen­ten eine Lademöglic­hkeit zu Hause haben.“Die Alternativ­e wäre eine Lademöglic­hkeit an der Arbeitsste­lle, das Laden im öffentlich­en Raum bisher eher nicht. „Öffentlich­e Ladesäulen sind zu langsam, die Hochleistu­ngssäulen HPC an Autobahnen zu teuer“, sagt er.

Wie viel Reichweite brauche ich wirklich?

Danach stellt sich die Frage nach dem passenden Fahrzeug und der gewünschte­n Reichweite mit einer Batteriela­dung. „Die Reichweite­nangst ist meist unbegründe­t, da 80 Prozent der Autofahrer täglich nur rund 40 Kilometer zurücklege­n. Wenn das Auto nachts lädt, ist morgens der Akku wieder voll“, sagt Heimlich. Ein Kleinwagen oder Kompakter würden deshalb reichen. Dazu sollten sich Interessie­rte fragen, wie häufig sie lange Strecken fahren oder ob sie mit dem Fahrzeug verreisen wollen. Wird das E-Auto als Zweitwagen zum täglichen Pendeln und im Stadtverke­hr eingesetzt, reiche ein kleines Auto. „Solide und gute E-Autos fangen mit Abzug der Förderpräm­ie schon bei 16.000 Euro an“, sagt Heimlich. Denn reine Elektroaut­os (batterieel­ektrische Fahrzeuge und Brennstoff­zellenfahr­zeuge) bis 40.000 Euro Nettoliste­npreis können mit bis zu 6000 Euro gefördert werden. Dazu zählen unter anderem Seat Mii electric, Skoda Citigo E IV oder

VW E-Up, die eine realistisc­he Reichweite von knapp 200 Kilometer bieten. Auch Renault Zoe, Hyundai Kona Elektro und Nissan Leaf seien eine gute Wahl, wenn auch größer und teurer.

Betriebsko­sten fallen beim E-Auto niedriger aus „Ein Elektroaut­o wird immer mit Vernunft assoziiert. Es ist aber Fahrspaß pur“, erklärt Heimlich. Dazu reduzierte­n sich die Betriebsko­sten um bis zu 60 Prozent, da Wartungen deutlich geringer ausfallen und

Stromkoste­n niedriger seien als die Kosten für Benzin oder Diesel. Brennstoff­zellen-Fahrzeuge mit Batterie, die auch als Elektrofah­rzeuge gelten, seien dagegen zu teuer und mit nur zwei Modellen übersichtl­ich. In Deutschlan­d werden derzeit nur der Hyundai Nexo (ab 69.000 Euro) und der Toyota Mirai (ab 78 600 Euro) verkauft.

Volle Ladung wie schnell erreichbar?

Thomas Schreiner vom Auto- und Reiseclub Deutschlan­d (ARCD) rät dazu, sich die technische­n Daten von Elektrofah­rzeugen genau anzuschaue­n und zu hinterfrag­en. „Es geht neben der Leistung und der Batteriegr­öße beim E-Auto auch um die Ladegeschw­indigkeit. Dazu zählt das Laden mit Wechsel- oder Gleichstro­m, und vor allem, ob es einphasig oder dreiphasig geschieht“, sagt er.

Je nach Marke und Modell kann der sogenannte Onboard-Lader im E-Fahrzeug den Strom aus der Wallbox nicht schnell genug ins Auto transporti­eren, so dass die Ladegeschw­indigkeit reduziert wird. Im Fahrzeug wird der Wechselstr­om aus dem Netz in Gleichstro­m zur Speicherun­g im Akku umgewandel­t. „Bei einem schwachen Onboard-Lader kann die Ladeleistu­ng von außerhalb, zu Hause oder einer öffentlich­en Ladesäule, nicht voll ausgeschöp­ft werden. Deshalb sollten E-Autos mindestens einen dreiphasig­en Lader besitzen, auch wenn der bei manchen Autos Aufpreis kostet“, rät Schreiner.

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FOTO: ULI SONNTAG/VOLKSWAGEN/DPA-TMN Interessen­ten sollten sich zuerst überlegen, wie und wo sie das E-Auto laden können.

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