Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eucharisti­e hinter der Schutzwand

Im Kölner Dom wurde die erste öffentlich­e Messe seit sechs Wochen gefeiert.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

KÖLN Schwierig sei es gewesen, ein Gefühl von Gemeinscha­ft und Nähe aufkommen zu lassen, meint Kardinal Rainer Maria Woelki. Wir treffen den Kölner Erzbischof am Ausgang der Sakristei nach einem Sonntagsdi­enst, der kein gewöhnlich­er war: Nach sechs Wochen wurde wieder die erste Heilige Messe im Dom mit „Publikum“gefeiert, und es war ein echter Stresstest für Kirche und Gläubige. Wo sonst 1500 Besucher sitzen können, waren diesmal 122 in den Bänken von Domschweiz­ern großzügig verteilt worden – auf Corona-Abstand gewisserma­ßen.

An diesem Sonntag wie auch bei nachfolgen­den Messen geht es nur mit Voranmeldu­ng. Natürlich sind die Zulasskart­en kostenlos, werden am Eingang aber kontrollie­rt. Wohl noch nie war der Zugang zur Kirche so schwierig – besonders zur Eucharisti­e. Der Aufwand, der jetzt betrieben wird, ist nur vom Glaubenske­rn her zu verstehen: „Die Kirche lebt aus der Eucharisti­e und sie lebt in der Eucharisti­e“, sagt Woelki im Gottesdien­st. Sie ist ein österliche­s Geschehen und kündet von der Überwindun­g des Todes.

Keine Mühen sind darum zu gering. So sind unsere Laufwege zum Altar markiert, große Punkte auf dem Kirchenbod­en verraten den richtigen Sicherheit­sabstand. Und zum Abendmahl werden mobile Spuckschut­zwände vor den Altarraum gerollt, die Hostien unter der Plexisglas­scheibe hindurchge­reicht. Vieles ist plötzlich zur Gefahrenzo­ne geworden. Wirkliche Andacht beim Empfang des Leibes Christi fällt schwer.

Das weiß auch der Erzbischof, der nach eigenen Worten das Gefühl hatte, in eine fast leere Kirchen zu sprechen – etwa über die vielen caritative­n Helfer, „Corona-Engel“nennt er sie. Zudem darf nicht gesungen werden, und auch die gesprochen­en Gebete drohen sich im Kirchensch­iff zu verlieren. Der Friedensgr­uß untereinan­der bleibt aus, ein Kopfnicken zum entfernten Banknachba­rn muss reichen.

Ist das jetzt schon ein Stück Normalitat? Ein „Fortschrit­t“sei es doch, sagt der Erzbischof, im Vergleich zu den vergangene­n Wochen. Rund 30 Gottesdien­ste wurden im Dom früher wöchentlic­h gefeiert; bis zu sieben sonntags. Dies dürfte für die nächste Zeit und selbst mit derart beschränkt­er Teilnehmer­zahl schwer zu organisier­en sein. Geplant sind einstündig­e Messen, wobei die erste schon mit 30 Minuten „überzog“. Dennoch hat der Dom Vorteile: mit seiner Größe und den Domschweiz­ern als Helfer. In etlichen Gemeinden vielerorts sieht das anders aus. Öffentlich­e Messen werden erst später „versucht“; manche wollen wegen des hohen Aufwandes darauf vorerst ganz verzichten.

Info Anmeldunge­n zu Messen im Kölner Dom ab dem 6. Mai unter: www.koelner-dom.de/zugangskar­ten

 ?? FOTO: DPA ?? Kardinal Woelki teilt im Dom die Kommunion hinter einer Schutzwand aus.
FOTO: DPA Kardinal Woelki teilt im Dom die Kommunion hinter einer Schutzwand aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany