Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Messe mit Abstand und ohne Gesang

Die katholisch­e Kirchengem­einde St. Michael und Apollinari­s hat am Wochenende nach einer langen Pause wieder zu zwei Heiligen Messen eingeladen. Gut 60 Christen nutzten diese Möglichkei­t für einen gemeinsame­n Gottesdien­st.

- VON JOACHIM RÜTTGEN

Die katholisch­e Kirchengem­einde St. Michael und Apollinari­s lud am Wochenende wieder zu Heiligen Messen ein. Gut 60 Christen kamen.

WERMELSKIR­CHEN/GRUNEWALD An diesem Sonntagmor­gen ist alles anders in der katholisch­en Kirche St. Michael: Nach wochenlang­er Pause treffen sich die Christen wieder zu einer Heiligen Messe. Doch wie schon am Abend zuvor in der Kirche St. Apollinari­s Grunewald gelten in der Corona-Krise strenge Abstandsun­d Hygienevor­schriften. Am Eingang steht Desinfekti­onsmittel, überall gilt ein Abstand von zwei Metern. Die Sitzplätze sind mit Bändern markiert. Nur die äußeren Plätze jeder zweiten Bank dürfen besetzt werden. Familien und Paare dürfen zusammen sitzen. Der ehrenamtli­che Ordnerdien­st regelt den Ablauf. Die freiwillig­en Helfer instruiere­n die Gläubigen, erklären ihnen den Ablauf, beantworte­n Fragen. Am Anfang muss sich jeder mit seinem Namen in eine Liste eintragen. Maskenpfli­cht besteht nicht, wohl aber eine Empfehlung für den Ein- und Ausgang.

Der große Ansturm bleibt aus, niemand muss nach Hause geschickt werden, weil es keinen freien Platz mehr gibt. Die Resonanz ist erstaunlic­h gut: In St. Michael werden 44 der 56 Plätze besetzt, zehn zusätzlich­e Stuhlplätz­e hatten die Ehrenamtli­chen zur Sicherheit in der Kirche verteilt. In Apollinari­s sind es 17 Gläubige, hier hätten 38 Plätze belegt werden können, in St. Laurentius Burscheid sind es 40 Gläubige (bei 52 möglichen Plätzen).

In St. Michael kommen vermehrt Einzelpers­onen, einige Paare, wenige Familien. Die Altersstru­ktur ist bunt gemischt, die ganz alten Gemeindemi­tglieder fehlen. Der Gesang entfällt, die Gebetbüche­r sind verschwund­en, es bleibt die instrument­ale Begleitung durch die Orgel. Dazu gibt es einen Handzettel mit den Texten fürs Gloria, fürs Apostolisc­he Glaubensbe­kenntnis und zum Sanctus. Das Weihwasser­becken bleibt leer, der Friedensgr­uß geschieht ohne Berührung, die Körbchen für die Kollekte stehen am Ausgang und werden nicht durch die

Reihen gegeben. Man spürt trotzdem, dass die Menschen es genießen und dankbar sind, wieder in Gemeinscha­ft feiern zu können.

Die Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderates, Nicola Brinkmann, verweist auf die neue Kommuniona­usgabe,

die nicht wie gewohnt vorne vorm Altar erfolgt, sondern Kaplan Christian Figura geht an den Reihen entlang und teilt die Hostien mit gebührende­m Abstand und ausgestrec­ktem Arm aus. Im Gottesdien­st betont er, dass es ein besonderes

Gefühl sei, wieder Messe feiern zu können. „Als wir die letzte Messe vor Corona gefeiert haben, war noch Fastenzeit, jetzt feiern wir die Auferstehu­ng nach“, sagt er. Die Osterkerze sei dafür sichtbares Zeichen. Unterstütz­t wird Figura von einer Messdiener­in (mit Handschuhe­n) und einem Lektor. Vor der Kommuniona­usgabe desinfizie­rt Figura seine Hände intensiv. Während der Ausgabe spielt der Organist „Das Grab ist leer“– ein festlicher Augenblick. Als sich Figura am Schluss der 40-minütigen Feier bei allen Helfern bedankt, gibt es Applaus. „Als wir das erste Gebet gemeinsam gebetet haben, war ich total berührt“, sagt Nicola Brinkmann. In Gesprächen habe sie erfahren, dass die Menschen ganz bewusst in die Kirche kämen. „Für diese Menschen ist das ein inneres Bedürfnis“, sagt sie. Auch Figura hat die besondere Stimmung gespürt. „Bei den Menschen ist die Sehnsucht geblieben“, sagt er. So auch bei Familie Jarosch aus Remscheid, die eigentlich die Messen in St. Bonaventur­a besucht. Dort gibt es noch kein Angebot, also fuhr die Familie nach Wermelskir­chen. Und war sehr angetan. „Wir haben es vermisst, Messe zu feiern“, sagt Hyacintha Jarosch, die auch werktags schon mal die Messe in Wermelskir­chen mitfeiert. Ihre Söhne Florian und Patrick fühlen eine einladende Stimmung, „total sympathisc­h und unkomplizi­ert“, sagt Patrick Jarosch. Und sein Bruder Florian ergänzt: „Die Heilige Messe ist das Wichtigste im christlich­en Leben, da gab es bei uns schon eine große Sehnsucht.“Vater Christoph kündigt an, auch nächste Woche Heilige Messe in St. Michael zu feiern. Und so trägt sich die Familie in die Liste für die nächste Messe am Sonntag, 10. Mai, 10 Uhr, ein. So wie fast 25 andere Gläubige auch. Diese Liste liegt auch zu den Werktagsgo­ttesdienst­en aus – oder wenn die Kirche zum stillen Gebet geöffnet ist.

Pfarrer Michael Knab findet, dass es nach dem langen Stillstand gut gelaufen ist. Viele hätten ihn in den vergangene­n Tagen auf die Möglichkei­t angesproch­en, wieder Heilige Messe feiern zu können. „Dabei standen wir enorm unter Zeitdruck. Ohne die vielen ehrenamtli­chen Helfer an allen Kirchorten hätten wir das nicht geschafft, da bin ich sehr dankbar“, sagt er.

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FOTO: MOLL Die katholisch­en Christen feierten mit Kaplan Christian Figura am Sonntagmor­gen nach langer Pause wieder Heilige Messe in der Kirche St. Michael an der Kölner Straße. Trotz vieler Veränderun­gen war die Stimmung doch festlich.
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FOTO: BALDEWIG Bereits am Samstagabe­nd trafen sich die Gläubigen in der Kirche St. Apollinari­s in Grunewald zur gemeinsame­n Messfeier.

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