Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lufthansa verwirft Insolvenzi­dee

Die Airline hat 1,8 Milliarden Euro für Stornos noch nicht an Kunden ausgezahlt.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Lufthansa ist optimistis­ch, sich mit der Bundesregi­erung über ein milliarden­schweres Hilfspaket einigen zu können. Der Vorstand plädiert dafür, stornierte Flugticket­s nicht bar erstatten zu müssen, damit Lufthansa nicht zu viel Liquidität verliert. Das Unternehme­n hält an seinem radikalen Sparkurs wegen der Corona-Krise fest, was auch zu der Schließung von Germanwing­s in Köln führt. Das sind Kernaussag­en von Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Hauptversa­mmlung, an der Aktionäre nur online teilnehmen konnten. „Viel lieber hätte ich sie in der Frankfurte­r Jahrhunder­thalle begrüßt“, sagte Spohr vom Lufthansa-Konferenzz­entrum aus. Auch die meisten Aufsichtsr­äte und Vorstände waren nur digital dabei.

Spohr rückte ab von der Idee, der Konzern könne Insolvenz anmelden, um Altlasten loszuwerde­n und den Staat unter Druck zu setzen. „Niemand hat ein Interesse daran, dass Gespräche scheitern bis hin zur Insolvenz und einem Schutzschi­rmverfahre­n.“Er gab sich optimistis­ch, dass die Regierung den Kauf von Lufthansa-Aktien nicht nutzen werde, um massiv in den Konzern hinein zu regieren. „Auch in Berlin möchte niemand eine staatliche Lufthansa.“

Die Schließung der Germanwing­s in Köln begründete Spohr damit, der Konzern wolle weniger Flugbetrie­be haben, weil er dauerhaft mit weniger Geschäft rechnet. Nun könnte versucht werden, Mitarbeite­r von Germanwing­s bei der auch in Köln sitzenden Eurowings unterzubri­ngen. Doch einfach wird das nicht: Bei Eurowings gehen zehn Jets außer Betrieb, im Konzern rund 100 Maschinen.

Der Vorstand reagierte auf die Kritik von Aktionären, dass stornierte Tickets nicht erstattet werden. Rechtsvors­tand Michael Niggemann betonte, die Kunden würden den Anspruch auf Bargeld behalten. Aber die Auszahlung­en würden wegen der vielen Anfragen länger dauern als die vorgeschri­ebenen sieben Tage. 1,8 Milliarden Euro an Kundengeld­er wurden laut Lufthansa bislang noch nicht ausgezahlt.

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FOTO: DPA Lufthansa-Chef Spohr bei der virtuellen Hauptversa­mmlung.

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