Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ungleichhe­it beim digitalen Lernen

Mit einem Fragebogen erkundet die Stadt, wie es mit der Ausstattun­g an Computern in den Remscheide­r Familien steht.

- VON CHRISTIAN PEISELER

REMSCHEID Eltern von Schulkinde­rn bekommen zurzeit von ihren Schulen einen Fragebogen zugeschick­t. Auf diesem Weg will die Stadt erkunden, wie es um die Ausstattun­g mit digitalen Medien bestellt ist. Besitzt der Schüler einen eigenen Computer, oder muss er ihn mit den Eltern oder Geschwiste­rn teilen ? Kann er die Kommunikat­ion mit der Schule nur über ein Handy führen? Lernt er in einem eigenen Zimmer oder in Küche oder im Wohnzimmer?

Dieser Fragebogen soll mit als Grundlage für Schulverwa­ltung und Politik dienen, um über die Zukunft des digitalen Lernens zu diskutiere­n. Denn eines scheint festzusteh­en. Die Corona-Pandemie hat den Umgang mit digitalen Medien in den Schulen einen unerwartet­en Schub gegeben und gezeigt, nicht alle sind gleichgut ausgerüste­t.

„Wir haben nichts neu gemacht. Alles ist schon vorhanden gewesen“, sagt Dr. Thomas Giebisch, Schulleite­r des Leibniz-Gymnasiums in Lüttringha­usen. Doch die vor Corona eher stiefmütte­rliche Behandlung der schuleigen­en Cloud erfuhr ungeahnte Wertschätz­ung. Der schuleigen­e Server erreichte seine Grenzen. Der Fördervere­in des Gymnasiums bewilligte 1.500 Euro, um die Daten auf

einen neuen Server umzuheben. Dazu brauchte es externe Hilfe von Fachmann Klaus Rörig, der vor vielen Jahren am Leibniz-Gymnasium Abitur gemacht hat.

Die Stadt verfügt über einen Medienentw­icklungpla­n. Bis Ende 2021 gibt es pro Jahr eine Millionen Euro. Von diesem Geld können Schulen Hardware einkaufen. Im Leibniz-Gymnasium haben zum Beispiel Fachleute in den Osterferie­n 15 Digitalboa­rds aufgebaut.

Am Dienstag unterricht­e Giebisch Mathematik mit den Schülern der 9. Klasse. Fünf Minuten nach Ende der Schulstund­e standen die Materialie­n zum Üben zum Download bereit. „Das ist eine wunderbare Sache“, sagt Giebisch. Das Herunterla­den soll in wenigen Monaten an allen Schulen komfortabl­er werden. Mit den Geldern aus dem Digitalpak­t legt die Telekom in Remscheid zuerst die Breidbandl­eitungen in die Schulgebäu­de. Es gibt 35 Schulen mit 43 Standorten.

Mit Interesse verfolgt Dezernent Thomas Neuhaus die Diskussion um die 150 Euro, die die Schüler bekommen sollen, um sich einen PC zu kaufen. „Das sind bisher nur Willensbek­undungen.“Er hofft auf gute Konzepte, wie die Anforderun­gen umgesetzt werden können. Für eine Kommune stelle sich etwa die Frage, ob sie genügend Personal habe, um technische­n Support zu leisten. Welche Bestellsys­teme für die digitalen Arbeitsger­äte wird es geben? Und welcher Qualifizie­rungsbedar­f entsteht für die Lehrer und Schüler ?

Thomas Giebisch hat mehrfach im Schulaussc­huss gefordert, das technische Personal in der Stadt aufzustock­en. „Wir haben hervorrage­nde Fachleute bei der Stadt. Es sind aber zu wenige“, sagt Giebisch. Der Rektor mahnt aber davor, die digitalen Medien zu überhöhen. Matheunter­richt per Videokonfe­renz – das könne kein Ersatz sein. „Ich brauche den sozialen Kontakt und freue mich, meine Schüler bald wiederzuse­hen“, sagt Giebisch.

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FOTO: DPA Digitale Medien werden immer mehr im Unterricht eingesetzt. Durch die Corona-Krise ist der Umgang mit Tablets oder Computern an vielen Schulen selbstvers­tändlicher geworden.

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