Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ungleichheit beim digitalen Lernen
Mit einem Fragebogen erkundet die Stadt, wie es mit der Ausstattung an Computern in den Remscheider Familien steht.
REMSCHEID Eltern von Schulkindern bekommen zurzeit von ihren Schulen einen Fragebogen zugeschickt. Auf diesem Weg will die Stadt erkunden, wie es um die Ausstattung mit digitalen Medien bestellt ist. Besitzt der Schüler einen eigenen Computer, oder muss er ihn mit den Eltern oder Geschwistern teilen ? Kann er die Kommunikation mit der Schule nur über ein Handy führen? Lernt er in einem eigenen Zimmer oder in Küche oder im Wohnzimmer?
Dieser Fragebogen soll mit als Grundlage für Schulverwaltung und Politik dienen, um über die Zukunft des digitalen Lernens zu diskutieren. Denn eines scheint festzustehen. Die Corona-Pandemie hat den Umgang mit digitalen Medien in den Schulen einen unerwarteten Schub gegeben und gezeigt, nicht alle sind gleichgut ausgerüstet.
„Wir haben nichts neu gemacht. Alles ist schon vorhanden gewesen“, sagt Dr. Thomas Giebisch, Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums in Lüttringhausen. Doch die vor Corona eher stiefmütterliche Behandlung der schuleigenen Cloud erfuhr ungeahnte Wertschätzung. Der schuleigene Server erreichte seine Grenzen. Der Förderverein des Gymnasiums bewilligte 1.500 Euro, um die Daten auf
einen neuen Server umzuheben. Dazu brauchte es externe Hilfe von Fachmann Klaus Rörig, der vor vielen Jahren am Leibniz-Gymnasium Abitur gemacht hat.
Die Stadt verfügt über einen Medienentwicklungplan. Bis Ende 2021 gibt es pro Jahr eine Millionen Euro. Von diesem Geld können Schulen Hardware einkaufen. Im Leibniz-Gymnasium haben zum Beispiel Fachleute in den Osterferien 15 Digitalboards aufgebaut.
Am Dienstag unterrichte Giebisch Mathematik mit den Schülern der 9. Klasse. Fünf Minuten nach Ende der Schulstunde standen die Materialien zum Üben zum Download bereit. „Das ist eine wunderbare Sache“, sagt Giebisch. Das Herunterladen soll in wenigen Monaten an allen Schulen komfortabler werden. Mit den Geldern aus dem Digitalpakt legt die Telekom in Remscheid zuerst die Breidbandleitungen in die Schulgebäude. Es gibt 35 Schulen mit 43 Standorten.
Mit Interesse verfolgt Dezernent Thomas Neuhaus die Diskussion um die 150 Euro, die die Schüler bekommen sollen, um sich einen PC zu kaufen. „Das sind bisher nur Willensbekundungen.“Er hofft auf gute Konzepte, wie die Anforderungen umgesetzt werden können. Für eine Kommune stelle sich etwa die Frage, ob sie genügend Personal habe, um technischen Support zu leisten. Welche Bestellsysteme für die digitalen Arbeitsgeräte wird es geben? Und welcher Qualifizierungsbedarf entsteht für die Lehrer und Schüler ?
Thomas Giebisch hat mehrfach im Schulausschuss gefordert, das technische Personal in der Stadt aufzustocken. „Wir haben hervorragende Fachleute bei der Stadt. Es sind aber zu wenige“, sagt Giebisch. Der Rektor mahnt aber davor, die digitalen Medien zu überhöhen. Matheunterricht per Videokonferenz – das könne kein Ersatz sein. „Ich brauche den sozialen Kontakt und freue mich, meine Schüler bald wiederzusehen“, sagt Giebisch.