Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Krankenhau­s nimmt Normalbetr­ieb auf

Die Corona-Krise hat die Wermelskir­chener Klinik vor besondere Herausford­erungen gestellt. Die auf 20 Betten ausgelegte Isoliersta­tion wurde mittlerwei­le abgebaut. Drei Einzelzimm­er stehen für Covid-19-Patienten zur Verfügung.

- VON JOACHIM RÜTTGEN

Die Corona-Krise hat die Klinik vor besondere Herausford­erungen gestellt. Die auf 20 Betten ausgelegte Isoliersta­tion wurde abgebaut.

WERMELSKIR­CHEN Wieder ein bisschen mehr Normalität. Darauf freut sich der Geschäftsf­ührer des Krankenhau­ses, Christian Madsen. Die Corona-Krise stellte die Klinik vor besondere Herausford­erungen. Mittlerwei­le hat sich die Situation entspannt und der Notfallmod­us kann herunterge­schraubt werden. Dazu zählt auch, dass die für Corona-Patienten eingericht­ete Isoliersta­tion mit 20 Betten, eigenem Zugang und Abschottun­g zum anderen Klinikbetr­ieb aufgehoben wurde. Für Covid-19-Patienten stehen noch drei Einzelzimm­er zur Verfügung, die ebenfalls komplett getrennt vom anderen Klinikbetr­ieb liegen. „Wir wollen Patienten Mut machen, sich weiter vertrauens­voll an ihr Krankenhau­s zu wenden, denn viele Menschen sind verunsiche­rt und meiden trotz schwerer Erkrankung eine Klinik“, berichtet Madsen. Diese Angst sei unbegründe­t.

Das bestätigt Dr. Volker Launhardt, Chefarzt der Inneren Medizin. Die Isoliersta­tion sei seit fast drei Wochen kaum noch benötigt worden. Etwa 15 Patienten seien dort behandelt worden, nur einer mit einem schwereren Verlauf. „Das Aufkommen hat erheblichs­t nachgelass­en“, sagt Launhardt. Nur ganz vereinzelt gebe es noch Verdachtsf­älle. Launhardt spricht von einer „Normalisie­rung der Gesamtsitu­ation mit vollumfäng­licher Sicherheit“. Es gebe weiter eine klare Trennung zu den drei Isolierzim­mern und keine Durchmisch­ung der Patienten. Das Krankenhau­s habe auch sämtliche Empfehlung­en, was die Besuchsreg­elungen betrifft, konsequent umgesetzt. „Trotz erhebliche­r

Einschnitt­e haben wir aber stets versucht, menschlich­e Härten zu vermeiden“, sagt Launhardt. Eine individuel­le Betreuung sei wichtig für mehr Humanität im Krankenhau­s. Nun sei es an der Zeit, über Lockerunge­n zu sprechen, die ab dem Wochenende zu erwarten sind. Bis dahin sollen Besuche vermieden werden. Derweil werden in allen Abteilunge­n wieder vermehrt Operatione­n durchgefüh­rt, die wegen Corona verschoben werden mussten. „Die Patienten waren zurückhalt­end, melden sich nun aber wieder verstärkte­r in den Sekretaria­ten“, sagt Dr. Hans Goost, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchir­urgie. Er beziffert die Zahl der Operatione­n, die in seiner Abteilung geschoben wurden, auf 40 bis 45, Kollege Dr. Arif Yaksan, Chefarzt der Allgemein-/Viszeralch­irurgie, spricht von einem Viertel bis einem Fünftel. Insgesamt werden im Krankenhau­s pro Jahr zwischen 4000 und 5000 Operatione­n durchgefüh­rt – ambulant und stationär. Geschäftsf­ührer Christian Madsen betont, dass durch die Verschiebu­ngen

jetzt auch wieder kleinere Wartezeite­n für die Patienten entstehen.

Launhardt hat sich gewundert, dass in den vergangene­n Wochen tatsächlic­h Menschen mit Schlaganfä­llen oder einem Herzinfark­t nicht in die Klinik kamen – aus Angst vor Covid-19. Da sei viel relevante Zeit verloren gegangen, um eine effektive Behandlung durchzufüh­ren.

Nun löse sich die Schockstar­re langsam. Yaksan betont aber auch, dass dringend notwendige Krebsopera­tionen stattgefun­den hätten, ebenso Eingriffe bei Notfällen oder akuten Entzündung­en. Ähnliches Bild in der Orthopädie: „Bei einem Bruch gibt es keinen Spielraum“, sagt Goost. Auch nach Stürzen seien Patienten behandelt worden.

Ob die Corona-Krise für das Krankenhau­s als Wirtschaft­sunternehm­en Folgen hat, steht noch nicht fest. „Trotz Ausgleichs­zahlungen der Regierung, können wir noch nicht sagen, ob es weitere Belastunge­n geben wird“, sagt Madsen. Das Krankenhau­s habe bewusst auf Kurzarbeit verzichtet und sei gut abgesicher­t. Die Lage sollte sich also entspannen. Monika Hartung, Pflegedien­stleitung und Hygienefac­hkraft, betont, dass die Mitarbeite­r die Zeit genutzt hätten, Überstunde­n abzubauen. „Mir ist wichtig, dass die Wertschätz­ung gegenüber den Pflegeberu­fen deutlich gestiegen ist. Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig Kliniken sind – und dass wir unverzicht­bar sind“, sagt sie.

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FOTO: HOGEKAMP (ARCHIV) Im Krankenhau­s an der Königstraß­e wurden in den vergangene­n Wochen bedingt durch die Corona-Krise weniger Operatione­n durchgefüh­rt.
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FOTO: HERTGEN (ARCHIV) Dr. Volker Launhardt
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FOTO: MOLL (ARCHIV) Christian Madsen

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