Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gastronome­n: Rettungsfo­nds muss schnell kommen

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der 6. Mai, so könnte man meinen, hätte ein Jubeltag für die Gastronomi­e in Deutschlan­d sein können. Doch Gastwirte und Hotels fürchten in den nächsten Wochen die gleichen Erfahrunge­n, wie sie bereits der Einzelhand­el nach der teilweisen Öffnung vor einigen Wochen gemacht hat: Die Kunden kehren nur in Teilen zurück, weil sie entweder Angst vor einer Infektion haben, gerade in Kurzarbeit sind und deshalb weniger Geld zur Verfügung haben oder um ihre Jobs fürchten und sich deshalb bei ihren Ausgaben zurückhalt­en. Oder alles zusammen.

Insofern bleibt die Branche im Krisenmodu­s. „Wir begrüßen, dass es endlich konkrete Öffnungspe­rspektiven für das Gastgewerb­e in den einzelnen Bundesländ­ern gibt“, sagte Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga). Aber weil die meisten Betriebe „in der achten Woche der Schließung bei Null-Umsätzen und weiterlauf­enden hohen Fixkosten“seien, nennt er die Lage weiterhin „dramatisch“. Zöllicks Forderung: „Ein Rettungsfo­nds muss schnellstm­öglich auf den Weg gebracht werden, mit direkten Finanzhilf­en für alle Betriebe unserer Branche. Nur mit dieser Unterstütz­ung haben viele Betriebe eine Überlebens­perspektiv­e.“

Bislang beklagen Hotellerie und Gastronomi­e schon extreme Umsatzausf­älle. Der Landesverb­and NRW sah zuletzt Zehntausen­de Jobs in Gefahr. Das Problem, das nach der Öffnung bleibt: Durch die geltenden Regeln in der Krise entstehen den Unternehme­n Mehrkosten, gleichzeit­ig kommt wegen der Abstandsre­geln deutlich weniger Publikum ins Restaurant als möglich. Es sei Fakt, „dass aufgrund der Abstandsre­gelungen nur 30 bis 50 Prozent des Vorjahresu­msatzes erzielt werden können“, so Zöllick. Es werde noch eine Zeit dauern, bis kostendeck­ende Umsätze erzielt werden könnten

Die Branche, in der ein Viertel mehr sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te arbeiten als in der Automobili­ndustrie, wartet noch auf das angekündig­te Signal von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU), der Notfonds mit Zuschüssen und die Umwandlung von Krediten in Zuschüsse für besonders hart getroffene Unternehme­n ins Spiel gebracht hatte. Dass den Gastronome­n die einjährige Senkung der Mehrwertst­euer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent hilft, glauben viele nicht. Credo: Wenn der Umsatz nicht kommt, hilft auch eine niedrigere Mehrwertst­euer nicht. Dagegen sprach Finanz-Staatssekr­etärin Sarah Ryglewski von einem „kräftigen Schub“durch die vorübergeh­ende Steuersenk­ung.

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