Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Gastronomen: Rettungsfonds muss schnell kommen
DÜSSELDORF Der 6. Mai, so könnte man meinen, hätte ein Jubeltag für die Gastronomie in Deutschland sein können. Doch Gastwirte und Hotels fürchten in den nächsten Wochen die gleichen Erfahrungen, wie sie bereits der Einzelhandel nach der teilweisen Öffnung vor einigen Wochen gemacht hat: Die Kunden kehren nur in Teilen zurück, weil sie entweder Angst vor einer Infektion haben, gerade in Kurzarbeit sind und deshalb weniger Geld zur Verfügung haben oder um ihre Jobs fürchten und sich deshalb bei ihren Ausgaben zurückhalten. Oder alles zusammen.
Insofern bleibt die Branche im Krisenmodus. „Wir begrüßen, dass es endlich konkrete Öffnungsperspektiven für das Gastgewerbe in den einzelnen Bundesländern gibt“, sagte Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Aber weil die meisten Betriebe „in der achten Woche der Schließung bei Null-Umsätzen und weiterlaufenden hohen Fixkosten“seien, nennt er die Lage weiterhin „dramatisch“. Zöllicks Forderung: „Ein Rettungsfonds muss schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden, mit direkten Finanzhilfen für alle Betriebe unserer Branche. Nur mit dieser Unterstützung haben viele Betriebe eine Überlebensperspektive.“
Bislang beklagen Hotellerie und Gastronomie schon extreme Umsatzausfälle. Der Landesverband NRW sah zuletzt Zehntausende Jobs in Gefahr. Das Problem, das nach der Öffnung bleibt: Durch die geltenden Regeln in der Krise entstehen den Unternehmen Mehrkosten, gleichzeitig kommt wegen der Abstandsregeln deutlich weniger Publikum ins Restaurant als möglich. Es sei Fakt, „dass aufgrund der Abstandsregelungen nur 30 bis 50 Prozent des Vorjahresumsatzes erzielt werden können“, so Zöllick. Es werde noch eine Zeit dauern, bis kostendeckende Umsätze erzielt werden könnten
Die Branche, in der ein Viertel mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten als in der Automobilindustrie, wartet noch auf das angekündigte Signal von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der Notfonds mit Zuschüssen und die Umwandlung von Krediten in Zuschüsse für besonders hart getroffene Unternehmen ins Spiel gebracht hatte. Dass den Gastronomen die einjährige Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent hilft, glauben viele nicht. Credo: Wenn der Umsatz nicht kommt, hilft auch eine niedrigere Mehrwertsteuer nicht. Dagegen sprach Finanz-Staatssekretärin Sarah Ryglewski von einem „kräftigen Schub“durch die vorübergehende Steuersenkung.