Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Heiraten in Zeiten von Corona
Viele Paare verschieben ihre Hochzeitsfeier in das nächste Jahr. Auch für Hochzeitsplaner ist die Situation nicht einfach.
REMSCHEID / WUPPERTAL Alles war schon vorbereitet. Die Location gebucht, die Einladungen verschickt, die Traurednerin engagiert. Der Hochzeit von Rabea Riemer und Lukas Friedrichs konnte eigentlich nichts mehr im Wege stehen – dann kam das Corona-Virus.
Die für den
26. Juni geplante Feier verlegten sie in das nächste Jahr. Neues Datum ist der
1. Mai 2021. Die standesamtliche
Hochzeit wird trotzdem im Juni stattfinden. „Dabei wollten wir eigentlich auf keinen Fall, dass zwischen den beiden Terminen ein großer Zeitraum liegt“, sagt Lukas Friedrichs.
Für Riemer und Friedrichs ist die verlegte Feier traurig und ärgerlich. Für Elena Böcker können die abgesagten Events existenzbedrohend sein. Böcker ist selbstständige Hochzeitsplanerin und Traurrednerin aus Remscheid, sie hatte zusammen mit Riemer und Friedrichs deren großen Tag geplant.
Die Wuppertaler sind nicht die einzigen von Böckers Kunden, die dieses Jahr keine Hochzeit feiern werden. Insgesamt haben über 25 ihre Feier verschoben oder ganz abgesagt. Ein Paar lässt sich im Düsseldorfer Autokino trauen, dafür ist Böcker nicht mehr zuständig. „Ich habe keinen Anspruch auf Soforthilfe“, sagt Böcker. „Es ist echt schwer gerade“.
Dabei habe sie nicht viel weniger zu tun als sonst. Sie muss sich mit um neue Termine und Locations kümmern – und um die Hochzeitspaare. „Ich bin momentan nicht nur Planerin“, sagt sie. „Ich bin auch ein bisschen Therapeuthin.“Sie sie habe verzweifete Bräute am Telefon, versucht mit ihnen, die Situation zu klären.
Bei Riemer und Friedrichs ist die Situation zum Teil schon geklärt. Mit der Location, der Villa Media in Wuppertal, haben sie mit dem 1. Mai 2021 einen neuen Termin vereinbart. Ob der 33-Jährige und die 30-Jährige für weitere Kosten aufkommen müssen, hänge davon ab, ob solche Feiern im Juni noch verboten sind. „Dann müssten wir nicht dafür aufkommen“, sagt Rabea Riemer.
Aber auch wenn das Paar im Juni wieder feiern dürfte, komme das nicht in Frage. „Wir wollen nicht, dass bei unserer Hochzeitsfeier alle Abstand halten und Masken tragen müssen“, sagt Lukas Friedrichs.
Im Standesamt Remscheid sind
Trauungen mit Abstand und Maske dagegen die neue Normalität. Es gebe zwar etwas weniger Trauungen als normalerweise, aber „es wird weiter geheiratet“, so Andreas Levermann, Leiter des Remscheider Standesamtes. Bisher nur in ganz kleinem Kreis, mit dem Brautpaar und Standesamt-Mitarbeitern. Doch bald könne man auch in Remscheid wieder standesamtlich Hochzeiten mit bis zu 17 Personen durchführen. Denn getraut werden soll im Ratssaal, in dem genug Platz sei, auch mit bis zu 17 Anwesenden eine Trauung abzuhalten. Aber natürlich sei Mundschutz und Abstand weiter Pflicht. „Für das Foto oder den Hochzeitskuss darf das Brautpaar die Maske kurz abnehmen“, sagt Levermann.
Die Verschiebung ihrer Hochzeitsfeier ging für Riemer und Friedrichs ganz schnell. „Mitte März habe ich noch gar nicht daran gedacht“, sagt Rabea Riemer. Ende März entschlossen sie sich, die Feier zu verschieben.
„Ich bin momentan auch ein bisschen Therapeutin“
Elena Böcker Hochzeitsplanerin
Dabei hatten sie Glück, im Jahr 2021 noch einen Termin zu finden. „Der 1. Mai war der einzige Samstag in der Hochzeitssaison, an dem die Villa Media noch freie Kapazitäten hatte“, sagt Riemer.
Das zeigt ein weiteres Problem, das mit den verschobenen Hochzeitsfeiern aufkommt: 2021 könnte es sehr viele Hochzeitsfeiern geben, viele Veranstaltungsorte sind schon ausgebucht. „Einige Paare mussten sich schon für ein Sonntag entscheiden“, sagt Hochzeitsplanerin Böcker.
Für sie bedeutet das, dass sie eventuell auch weniger Hochzeiten planen kann, weniger als Traurednerin arbeiten kann, als es 2021 Bedarf gibt. Schlichtweg, weil viele Termine dann schon besetzt sind. Außerdem hätte die Heiratssaison normalerweise jetzt im Frühling begonnen – und fällt nun größteinteils aus. Die nächste Saison startet im Frühling 2021. „Mir fehlen so über eineinhalb Jahre“, sagt Elene Böcker.