Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Montag können auch Sporthallen öffnen
Ab sofort ist der Sport- und Trainingsbetrieb im kontaktlosen Breiten- und Freizeitsport wieder erlaubt.
REMSCHEID Was vor wenigen Tagen Lichtjahre entfernt schien, ist seit Mittwoch scheinbar greifbar nah. Sportlerinnen und Sportler können endlich wieder ihre Leidenschaft nachgehen. Zumindest zum Teil und unter Einhaltung strikter Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen. So hat die NRW-Landesregierung bei den allgemeinen Corona-Lockerungen auch einen Stufenplan für den Sport- und Freizeitbereich aufgestellt.
Der besagt, dass ab sofort der Sport- und Trainingsbetrieb im kontaktlosen Breiten- und Freizeitsport wieder erlaubt ist, sofern dieser auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen stattfindet. Ab Montag, 11. Mai, können unter anderem auch Sporthallen und Kursräume der Vereine unter strengen Auflagen wieder öffnen. Und ab 30. Mai ist auch wieder die Ausübung von Sportarten mit unvermeidbaren Körperkontakt in geschlossenen Räumen gestattet.
Ankündigungen, die alle Beteiligten in erster Linie überrascht haben. „Erste Anfragen von Vereinen gab es bereits am Donnerstagmorgen“, berichtet Martin Sternkopf, der Sportamtschef in Remscheid. Wenige Stunden später erklärte der Fachdienst Sport und Freizeit der Stadt dann, dass alle Freianlagen und Stadion unter der strikten Einhaltung der Vorgaben geöffnet seien. Bis auf die Toiletten ist die Nutzung der Umkleide-, Dusch- und Waschräume untersagt.
Gewehr bei Fuß stehen auch die Verantwortlichen in Wermelskirchen. „Wenn es um die reinen Sportstätten geht, könnte es sofort losgehen“, berichtet Volker Niemz, der Betriebshofleiter der Stadt. Allerdings wartet er auf das grüne Licht der Verwaltung.
Sehr überrascht und sehr erfreut von der jüngsten Entwicklung sind die Fußballer in der Region. Allerdings bleiben gleichzeitig auch viele Fragezeichen. „Als ich den Stufenplan gesehen habe, war ich zunächst total happy“, erzählt Sebastian Pichura, der Trainer des Landesligisten SV 09/35 Wermelskirchen. Wie auch seine Schützlinge. Ob und wann sie zum ersten Mal nach Wochen unter den besonderen Bedingungen wieder auf den Platz dürfen, stünde aber auf einem anderen Blatt. „Ich hoffe, dass es ab Montag klappt“, sagt Pichura, der die besonderen Trainingspläne in der Schublade liegen hat. Da lagen sie auch beim Ligakonkurrenten FC Remscheid
seit einiger Zeit. „Dass wir sie so schnell herausholen können, hat uns total überrascht“, betont Teammanager Mike Zintner, der bereits an die Verfeinerung der Pläne geht. Beim FCR lautet der Plan, dass es am Dienstag im Röntgen-Stadion wieder losgeht. Geleitet werden die Einheiten dann von Mike Kupfer und Markus Hosnjak.
Zdenko Kosanovic, Coach des Bezirksligisten SC 08 Radevormwald, sagt ob der Lockerungen: „Bei mir ist die Freude richtig groß.“Er gibt aber auch zu: „Wir sind total überrumpelt worden.“So müsse nun erst einmal gut geplant werden, in welcher Form auf dem Kollenberg trainiert werden kann. Zwar sei alles besser, als nix zu machen. Von einem normalen Training könne aber keine Rede sein. „Das wird jetzt erst einmal eine Bastelstunde für alle Trainer“, meint Kosanovic zur Vorbereitung auf den Wiedereinstieg, den er Anfang nächster Woche für realistisch hält.
Wann und wie es nun tatsächlich wieder auf dem Platz losgeht, darüber
zerbricht sich auch Erdal Demir den Kopf. „Ich muss das erst einmal mit dem Vorstand abstimmen“, sagt der Trainer des SC Ayyildiz Remscheid, der ebenfalls „ziemlich überrascht“wurde. Kontaktlose Trainingsformen hält er durchaus für sinnvoll: „Man kann viel machen.“Dass ab dem 30. Mai auch wieder Zweikämpfe erlaubt sein sollen, könnte aus seiner Sicht auch Einfluss auf die unterbrochene Saison 2019/20 haben. Demir: „Ich bin gespannt, wie der Fußball-Verband Niederrhein jetzt reagiert.“
Christian Tiede, Torwart und Abteilungsleiter des Dabringhauser TV, plädiert weiter für einen Abbruch und dafür, jetzt nicht überzureagieren. „Wir werden versuchen, alle erst einmal wieder zu bremsen.“Grund für seine Vorsicht ist das Bestreben, sämtliche Hygiene- und Abstandsregeln in Gänze umzusetzen. Der DTV habe schon Desinfektionsmittel samt Spender bestellt. „Wenn es losgeht, wollen wir vorbereitet sein“, sagt der Abteilungsleiter.
Zwiegespalten ist Sascha Odina. „Einerseits“, sagt der Coach des SSV Bergisch Born, „kann ich das Thema nicht mehr hören.“Andererseits merke auch er die Ungeduld seiner Spieler: „Bei uns rumort es.“Er plant ein Training für Achter- oder Zehnergruppen, um die Abstandsregel einhalten zu können, und kann dem auch Positives abgewinnen: „Der Vorteil ist, dass es dann noch individueller abläuft.“Zu den ersten Einheiten will er auch zwei potenzielle Neuzugänge einladen.