Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Online-Shop ersetzt nicht unsere besondere Beratung“
Julia Hannich betreibt mit „B(u)y Hannich“ein klassisches inhabergeführtes Modegeschäft.
Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt und sich auf die Wiedereröffnung vorbereitet?
JULIA HANNICH Die kurzfristige Schließung meines Geschäfts war erst einmal ein Schock. Das musste ich ein paar Tage verdauen. Da ich viele Stammkunden habe, stellte ich mir die Frage, wie ich sie trotzdem weiterhin erreichen kann. Ich habe intensiv die sozialen Medien genutzt und dann jeden Tag auf Facebook und Instagram mit Outfits eine kleine Modenschau gemacht. Meinen daraufhin eingerichteten, kontaktlosen und kostenfreien Auswahlund Lieferservice werde ich auch weiterhin anbieten, insbesondere für diejenigen Kundinnen, die noch nicht ins Geschäft kommen möchten. Außerdem habe ich inzwischen einen kleinen Online-Shop aufgebaut. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass er nicht den kleinen Fachhandel mit seiner besonderen Beratung ersetzen kann. Das werden auch viele in den letzten Wochen festgestellt haben. In den Tagen vor der Wiedereröffnung habe ich einen Spuckschutz für die Theke maßgenau anfertigen lassen und ausreichend Desinfektionsmittel für Hände und für Textilien angeschafft.
Welche Maßnahmen wünschen Sie sich von der Politik als nächstes?
HANNICH Für mich persönlich wünsche ich mir – und da spreche ich sicher für alle Einzelhändler – dass es nicht zu einer erneuten Komplettschließung kommt. Denn dann werden viele Geschäfte keine Chance mehr haben, diese zu überstehen. Allerdings möchte ich auch nicht mit den Politikern tauschen, die solche schweren Entscheidungen treffen müssen. Auch sie haben eine solche Situation noch nie mitgemacht
Glauben Sie, dass es wieder eine Normalität geben wird, wie wir sie kannten? Oder wird sich das öffentliche Leben grundlegend verändern? HANNICH Ein Leben wie vor der Corona-Krise wird es meiner Meinung nach nicht mehr geben, zumindest nicht in nächster Zukunft. Wir werden verändert und mit einem anderen Bewusstsein durch das Leben gehen. Das Gebot einer großen Vorsicht wird bestehen bleiben. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass manche jetzt umgesetzte Sicherheitsund Hygienemaßnahmen zukünftig zur Regel werden.