Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Durch die Krise mit Abstand und Apps
Digitaler Kontakt statt Vereinsrunde und verschobene Veranstaltungen – die Ehrenamtler müssen wegen des Virus neue Wege gehen.
RADEVORMWALD Vereinsarbeit ja, aber auf Distanz – das ist für viele Ehrenamtler in Radevormwald derzeit die neue Normalität in den Zeiten des Coronavirus. So auch für den Dahlerauer Turnverein. „Wir halten die Vorstandsarbeiten durch Telefonkonferenzen aufrecht“, berichtet die Vorsitzende Gila Hüssing. „Und wir sind regelmäßig vor Ort an den Sportanlagen und regeln das Wesentliche mit dem Hausmeister.“Aber sonst musste das sportliche Leben des Vereins vorübergehend ruhen, was auch finanzielle Folgen hat. „Die Krankenkassen zahlen bei den Reha-Kursen je nach Anwesenheit“, erläutert Hüssing. Zum Glück jedoch sei die Solidarität unter den Vereinsmitgliedern ungebrochen: „Bislang hat niemand seine Mitgliedsbeiträge zurückgefordert, das ist wirklich toll.“Auch sei es gelungen, trotz der aktuellen Lage, den Tennisplatz fertigzustellen, und Hüssing und ihre Mitstreiter hoffen, dass dort bald gespielt werden kann.
Der Bürgerverein für die Wupperorte hatte am Donnerstagabend erstmals wieder zu einer Vorstandssitzung eingeladen – natürlich mussten dabei im Vereinsdomizil an der Flurstraße in Dahlhausen die Mindestabstände eingehalten werden. Wie es mit den Terminen nun weitergeht, war eines der wesentlichen Themen. „Die Mitgliederversammlung werden wir voraussichtlich in den September verschieben“, erklärt Vereinssprecher Armin Barg. Nunmehr seien ja Versammlungen von bis zu 100 Personen wieder erlaubt. Ebenfalls ins Auge fassen die Mitglieder die wegen der Corona-Krise verschobene Aufräumaktion, mit der jedes Jahr die Grünflächen der Wupperorte von Abfällen gesäubert werden. „Wir würden das noch gerne vor den Sommerferien durchführen“, sagt Barg. „Das müssten wir dann aber noch mit dem Ordnungsamt absprechen.“
Dass es gar nicht so leicht ist, zwischen erlaubten und nicht erlaubten
Vereinsaktivitäten zu unterscheiden, erlebten die Mitglieder des Luftsportclubs Radevormwald, die Modellflieger in den Himmel steigen lassen. „Ein einzelnes Mitglied hatte auf unserem Vereinsgelände einen Flieger steigen lassen“, berichtet der Vorsitzende Lutz Aldermann. „Da kam die Polizei und hat ihm das untersagt.“Der Grund: Modellfliegen sei ein Sport und Sportstätten seien geschlossen. Das freilich, so Aldermann, sei eine komplizierte Materie: „Manche Modellflieger sind in Vereinen organisiert, die als Sportvereine gelten, etwa dem Aero-Club. Andere, wie unser Verein, sind unabhängig.“Während in Bayern das Modellfliegen komplett untersagt worden sei, hätte man in NRW theoretisch mit dem nötigen Abstand „auf der grünen Wiese“diesem Hobby frönen dürfen. „Vorausgesetzt, der Grundstückseigentümer hätte nichts dagegen gehabt.“Nun also dürfen Aldermann und seine Mitstreiter ihre Modelle ohne Sorgen wieder starten lassen.
Schwere Folgen hat die Corona-Krise weiterhin für Chöre wie den MGV Hahnenberg. Zum einen zählten viele Sangesbrüder wegen ihres Alters zu Risikogruppe, zum anderen „ist es kaum möglich, einen Proberaum zu finden, wo man mit dem Chor einen Abstand von etwa zwei Metern zwischen den Sängern einhalten kann“, erklärt der zweite Vorsitzende Rainer Meskendahl. Eine Perspektive, wann es mit dem Singen weitergeht, haben die MGV-Mitglieder nicht. „Wir mussten leider auch das traditionelle Pfingstsingen in der Halverschen Mark absagen“, bedauert Meskendahl. Immerhin funktionieren die Vorstandsarbeit und der Kontakt der Sänger untereinander trotz Corona gut: „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, mit der wir fast alle Mitglieder erreichen können.“Auch die regionalen und überregionalen Chorverbände hätten während der vergangenen Wochen stets den Kontakt zu den örtlichen Chören gehalten, betont Meskendahl.