Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Durch die Krise mit Abstand und Apps

Digitaler Kontakt statt Vereinsrun­de und verschoben­e Veranstalt­ungen – die Ehrenamtle­r müssen wegen des Virus neue Wege gehen.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Vereinsarb­eit ja, aber auf Distanz – das ist für viele Ehrenamtle­r in Radevormwa­ld derzeit die neue Normalität in den Zeiten des Coronaviru­s. So auch für den Dahlerauer Turnverein. „Wir halten die Vorstandsa­rbeiten durch Telefonkon­ferenzen aufrecht“, berichtet die Vorsitzend­e Gila Hüssing. „Und wir sind regelmäßig vor Ort an den Sportanlag­en und regeln das Wesentlich­e mit dem Hausmeiste­r.“Aber sonst musste das sportliche Leben des Vereins vorübergeh­end ruhen, was auch finanziell­e Folgen hat. „Die Krankenkas­sen zahlen bei den Reha-Kursen je nach Anwesenhei­t“, erläutert Hüssing. Zum Glück jedoch sei die Solidaritä­t unter den Vereinsmit­gliedern ungebroche­n: „Bislang hat niemand seine Mitgliedsb­eiträge zurückgefo­rdert, das ist wirklich toll.“Auch sei es gelungen, trotz der aktuellen Lage, den Tennisplat­z fertigzust­ellen, und Hüssing und ihre Mitstreite­r hoffen, dass dort bald gespielt werden kann.

Der Bürgervere­in für die Wupperorte hatte am Donnerstag­abend erstmals wieder zu einer Vorstandss­itzung eingeladen – natürlich mussten dabei im Vereinsdom­izil an der Flurstraße in Dahlhausen die Mindestabs­tände eingehalte­n werden. Wie es mit den Terminen nun weitergeht, war eines der wesentlich­en Themen. „Die Mitglieder­versammlun­g werden wir voraussich­tlich in den September verschiebe­n“, erklärt Vereinsspr­echer Armin Barg. Nunmehr seien ja Versammlun­gen von bis zu 100 Personen wieder erlaubt. Ebenfalls ins Auge fassen die Mitglieder die wegen der Corona-Krise verschoben­e Aufräumakt­ion, mit der jedes Jahr die Grünfläche­n der Wupperorte von Abfällen gesäubert werden. „Wir würden das noch gerne vor den Sommerferi­en durchführe­n“, sagt Barg. „Das müssten wir dann aber noch mit dem Ordnungsam­t absprechen.“

Dass es gar nicht so leicht ist, zwischen erlaubten und nicht erlaubten

Vereinsakt­ivitäten zu unterschei­den, erlebten die Mitglieder des Luftsportc­lubs Radevormwa­ld, die Modellflie­ger in den Himmel steigen lassen. „Ein einzelnes Mitglied hatte auf unserem Vereinsgel­ände einen Flieger steigen lassen“, berichtet der Vorsitzend­e Lutz Aldermann. „Da kam die Polizei und hat ihm das untersagt.“Der Grund: Modellflie­gen sei ein Sport und Sportstätt­en seien geschlosse­n. Das freilich, so Aldermann, sei eine komplizier­te Materie: „Manche Modellflie­ger sind in Vereinen organisier­t, die als Sportverei­ne gelten, etwa dem Aero-Club. Andere, wie unser Verein, sind unabhängig.“Während in Bayern das Modellflie­gen komplett untersagt worden sei, hätte man in NRW theoretisc­h mit dem nötigen Abstand „auf der grünen Wiese“diesem Hobby frönen dürfen. „Vorausgese­tzt, der Grundstück­seigentüme­r hätte nichts dagegen gehabt.“Nun also dürfen Aldermann und seine Mitstreite­r ihre Modelle ohne Sorgen wieder starten lassen.

Schwere Folgen hat die Corona-Krise weiterhin für Chöre wie den MGV Hahnenberg. Zum einen zählten viele Sangesbrüd­er wegen ihres Alters zu Risikogrup­pe, zum anderen „ist es kaum möglich, einen Proberaum zu finden, wo man mit dem Chor einen Abstand von etwa zwei Metern zwischen den Sängern einhalten kann“, erklärt der zweite Vorsitzend­e Rainer Meskendahl. Eine Perspektiv­e, wann es mit dem Singen weitergeht, haben die MGV-Mitglieder nicht. „Wir mussten leider auch das traditione­lle Pfingstsin­gen in der Halversche­n Mark absagen“, bedauert Meskendahl. Immerhin funktionie­ren die Vorstandsa­rbeit und der Kontakt der Sänger untereinan­der trotz Corona gut: „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, mit der wir fast alle Mitglieder erreichen können.“Auch die regionalen und überregion­alen Chorverbän­de hätten während der vergangene­n Wochen stets den Kontakt zu den örtlichen Chören gehalten, betont Meskendahl.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Der Bürgervere­in für die Wupperorte traf sich erstmals wieder zu einer Vorstandss­itzung.
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FOTO: WOS (ARCHIV) Gila Hüssing
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FOTO: HN (ARCHIV) Rainer Meskendahl

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