Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Große Freude über Spielplatzöffnung.
Auf den 27 Spielflächen der Schloss-Stadt darf seit Donnerstag wieder getobt werden. Zahlreiche Familien und Teenager machen Gebrauch von der neu gewonnenen Freiheit. Die Abstandsregel gilt dort nur für die Begleitpersonen.
HÜCKESWAGEN Ohne müde zu werden springt Elias auf dem Trampolin auf und ab. Das Grinsen auf seinem Gesicht lässt auf viel Spaß schließen. „Das macht er sonst eigentlich nie“, wundert sich Mutter Sandra Sperling über die neue Leidenschaft ihres vierjährigen Sohnes. Nach siebenwöchiger Schließung der Spielplätze lässt Elias seinem Bewegungsdrang freien Lauf und genießt es sichtlich.
Nicht nur die Kinder haben viel Freude beim Schaukeln, Rutschen und Toben auf dem Spielplatz an der Goethestraße. Auch die Mütter Janine Günther, Sandra Sperling und
„Wenn es noch weiter gegangen wäre, hätte ich selber einen Impfstoff erfunden“
Patrick Kubsch Familienvater
Heike Koch nutzen in gebührendem Abstand die Zeit für einen Plausch untereinander. „Ich glaube, wir freuen uns mehr über die Öffnung der Spielplätze als die Kinder“, sagt Janine Günther und lacht. Ihre Kinder Curlysue (10) und Paul Louis (6) genießen es ebenfalls, sich an der frischen Luft zu bewegen. Während der Schließung aufgrund der Corona-Situation war die Familie kreativ und hat sich Bastelideen per YouTube-Videos angeschaut. „Ich weiß gar nicht, wie viele leere Klopapierrollen wir gesammelt haben, um damit ein mit Lichterketten beleuchtetes Parkhaus zu bauen“, berichtet Janine Günther. Die Mütter sind sich einig, dass es nicht immer leicht gewesen sei, die Kinder über die gesamte Zeit ohne Kindergarten und Schule sowie geschlossenen Spielplätzen mit Bastel-, Mal- und Brettspielen zu beschäftigen – insbesondere, wenn die Eltern arbeiten müssen. Zudem sei es besonders schwer gewesen, einem Kleinkind zu erklären, warum es den Spielplatz nicht betreten darf. Überlaufen ist er dennoch nicht. „Ich habe gedacht, es ist brechend voll, aber es ist ja überschaubar“, sagt Janine
Günther. Auf dem Spielplatz „Zur Landwehr“haben sich Jasmin (9), Alexander (6) und Vater Ulf Ellinghaus mit ausreichend Proviant auf eine längere Verweildauer eingestellt. Vor dem Ausbruch des Coronavirus hat die Familie aus Scheideweg sich öfter auf eine Art Spielplatz-Tournee begeben. „Dass es aber 27 Spielplätze in Hückeswagen gibt, habe ich nicht gewusst“, sagt Ulf Ellinghaus. Der eigene Garten diene den Kinder zwar auch zum Spielen, auf dem Spielplatz seien die Geräte aber vielfältiger. Ob die Schließung tatsächlich sinnvoll und notwendig war, weiß Ulf Ellinghaus nicht. „Ich denke, dass an verschiedenen Stellen übers Ziel hinausgeschossen wurde. Aber ich bin kein Virologe, daher kann ich mir keine Meinung bilden“, äußert der Familienvater seine Bedenken. Für Tochter Jasmin steht auf jeden Fall fest: „Ohne Spielplatz war es blöd, da mussten wir viel zu Hause spielen.“
Die große Wiese mit Spielgeräten an der Gutenbergstraße wird von den Teenagern Lea (11), Lina (12) und Freja (12) mehr als Treffpunkt als zum Spielen genutzt. Sie sitzen auf den Schaukeln und haben sich viel zu erzählen. „Als der Platz noch gesperrt war, haben wir uns vor dem Spielplatz getroffen und sind Spazieren gegangen“, berichten die Mädchen. Adelina (13) und Samantha (14) haben es sich auf dem Klettergerüst bequem gemacht. „Wir haben zugesehen, wie die Absperrung entfernt wurde und waren die Ersten, die auf dem Spielplatz waren“, berichtet Adelina und fügt hinzu: „Wir waren vorher jeden Tag hier – ohne die Treffen habe ich fast die Krise gekriegt.“
Ein regelrechter Andrang herrscht
auf dem Spielplatz am Kastanienweg. Das Piratenschiff zum Klettern ist ebenso in Beschlag wie das Drehkarussell, die Schaukeln und der große Sandkasten. Es herrscht eine fröhliche Stimmung bei den Kindern wie auch bei den Eltern. „Wenn es noch weitergegangen wäre, hätte ich selber einen Impfstoff erfunden“, witzelt Familienvater Patrick Kubsch. Die Kinder von Tatjana Frese hätten nicht nur den Spielplatz vermisst, sondern auch „ihren“Kindergarten, der gleich nebenan liegt. „Ich habe mich gefreut, dass der Spielplatz wieder auf ist“, sagte die vierjährige Stella. Dabei waren ihre Eltern, Snezana und Waldemar Mesec, einfallsreich, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. „Wir haben per Livestream Sport gemacht, um zu Hause fit zu bleiben“, berichtet der Familienvater. Der fünfjährigen Anastasia haben ihre Eltern sogar auf dem Dachboden ein neues Playmobil-Spielzimmer eingerichtet.
Zu den Favoriten einiger Familien zählt der Spielplatz auf dem Dierl, auf dem derzeit kaum Kinder spielen, da dort das hölzerne Klettergerüst abgebaut werden musste. „Sieben Wochen hat man Zeit gehabt, aber jetzt, wo die Spielplätze wieder öffnen, wird es abgerissen“, bedauert eine der Mütter.