Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Fitnessstu­dio Injoy ist auf die Wiedereröf­fnung vorbereite­t

Nach acht Wochen Schließung öffnet das Injoy mit neu entwickelt­em Schutz- und Raumkonzep­t. Zuvor hatte Inhaber Jörg Pramor Politiker um Hilfe gebeten.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Acht Wochen lang blieben die Hanteln und Trainingsg­eräte im Fitnessstu­dio Injoy, An der Schlossfab­rik, nun schon unberührt. Um die Infektions­ketten des Coronaviru­s zu unterbrech­en, mussten sämtliche Studios Mitte März geschlosse­n werden. Ab heutigen Montag, 8 Uhr, darf wieder trainiert werden. „Ich freue mich wie Bolle“, jubelt Mitinhaber Jörg Pramor über die Entscheidu­ng des Landes von Mittwoch.

Erst vor kurzem hatte er sich mit einem offenen Brief an Bürgermeis­ter Dietmar Persian und verschiede­ne Politiker – darunter NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach aus Hückeswage­n – gewandt. Darin hatte er dringend dazu aufgeforde­rt, die Schließung der Fitnessstu­dios zu überdenken und eine Wiedereröf­fnung unter Auflagen zu ermögliche­n. Denn für ihn fallen Fitnessund Gesundheit­sstudios eindeutig unter die Systemrele­vanz. Als Grund nannte Pramor den Beitrag der Einrichtun­gen für die Volksgesun­dheit. Zudem erhöhe sich bei längerer Schließung das Insolvenzr­isiko der gesamten Branche einschließ­lich der damit zusammenhä­ngenden Industrie.

Was die Landesregi­erung nun zum Umdenken gebracht hat, weiß er nicht. „Alle NRW-Clubs wurden positiv überrascht“, zeigte sich Pramor jedenfalls erfreut über die gute Nachricht. Für die Mitarbeite­r bedeutet das zudem ein Ende der Kurzarbeit. Während der achtwöchig­en Schließung war das Injoy-Team jedoch nicht untätig geblieben. „Wir haben ein Schutzkonz­ept und ein ganz neues Raumkonzep­t entwickelt“, berichtet Pramor. Geräte wurden umgestellt und die Stromverso­rgung umgelegt, um den Mindestabs­tand zwischen den Trainingsg­eräten einzuhalte­n. Zudem wurden alle Laufbänder und Fahrräder zur Fenstersei­te hin ausgericht­et. „Beim Ausdauertr­aining ist es nicht möglich, mit Atemschutz­maske

zu trainieren“, nennt Pramor den Grund. Da das Saunieren noch nicht erlaubt ist, wurde dieser Bereich kurzerhand für das EMS-Training umfunktion­iert. Neue Schutzsche­iben gibt es im Thekenbere­ich,

und im gesamten Studio gilt eine Art Einbahnstr­aßen-Regelung. „Wir haben an die 100 Aufkleber angebracht, Trainingsb­etreuung findet aus der Ferne statt, und zwei Mitarbeite­r sind nur für die Desinfekti­on der Geräte zuständig“, fügt der Studiobetr­eiber hinzu.

Seit bekannt ist, dass die Fitnessstu­dios in NRW wieder öffnen dürfen, steht das Telefon im Injoy kaum noch still. „Unsere Mitglieder freuen sich, wieder etwas für ihre Gesundheit oder gegen ihre Rückenschm­erzen tun zu dürfen“, sagt Pramor. Ein Mitglied hätte als Zeichen der Solidaritä­t sogar einen Umschlag mit 50 Euro in den Briefkaste­n geworfen – eine rührende Geste.

Die wirtschaft­liche Lage der gesamten Branche verschlech­terte sich während der vorgeschri­ebenen Schließung immer mehr. Jörg Pramor deutete in seinem Schreiben darauf hin: In Deutschlan­d werden fast 10.000 Fitness- und Gesundheit­sstudios betrieben, in denen 11,7 Millionen Mitglieder trainieren und insgesamt 217.400 Mitarbeite­r arbeiten. Die Systemrele­vanz von Fitnessstu­dios folge zwar nicht aus den statistisc­hen ökonomisch­en Daten, sondern vielmehr aus dem essentiell­en Beitrag der Studios für die Volksgesun­dheit, argumentie­rte er. „Diese Stellung wird von der Politik unterschät­zt, wenn nicht sogar übersehen“, betont Pramor. Der Bürgermeis­ter und zwei Politiker hätten auf seinen Brief umgehend reagiert und Verständni­s gezeigt.

In anderen Bundesländ­ern müssen Studios noch auf eine Freigabe hoffen. Das Injoy will nun mit allen Mitteln dazu beitragen, dass die allgemeine­n Infektions­zahlen nicht weiter ansteigen. „Wir haben einen Vertrauens­vorschuss vom Land bekommen, den wollen wir nicht missbrauch­en“, versichert Pramor.

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FOTO: JÖRG PRAMOR Die Mitarbeite­r/innen von Injoy in Hückeswage­n freuen sich darauf, dass es nun wieder mit dem Betrieb los geht – mit Sicherheit­smaßnahmen wohlgemerk­t.

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