Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wieder vereint den Gottesdien­st feiern

Seit Anfang Mai dürfen Gläubige und Priester durch die Lockerung der Corona-Auflagen wieder gemeinsam Gottesdien­ste feiern. Die strengen und ungewohnte­n Regeln wurden dabei beachtet.

- VON HEIKE KARSTEN

Seit Anfang Mai dürfen Gläubige und Priester wieder gemeinsam feiern. Die strengen und ungewohnte­n Regeln wurden dabei beachtet.

HÜCKESWAGE­N Nach wochenlang­em Verbot für öffentlich­e Gottesdien­ste in Kirchen durften die Christen der Schloss-Stadt am Sonntag wieder gemeinsam feiern. Die katholisch­e Pfarrkirch­e wie auch die Kreuzkirch­e hatten ihre Gemeindemi­tglieder dazu erstmals wieder eingeladen. Für viele Gläubige und Geistliche war das eine entbehrung­sreiche Zeit – besonders die fehlenden Kirchenbes­uche zum Osterfest waren schmerzhaf­t. „Die

„Der Gottesdien­st gehört für mich zum Sonntag dazu, und ist anders als aus der Konserve“

Birgit Brocksiepe­r Gottesdien­stbesucher­in

Gottesdien­ste fehlten absolut“, sagte Katholikin Michaela Müller. Sie bedauerte, dass die Gemeinde auch auf den Gesang während der Messfeier verzichtet. „Singen ist Medizin für die Seele“, fügte sie hinzu.

Um die Infektions­gefahr zu minimieren, haben die Gemeinden eigene Hygiene- und Schutzkonz­epte entwickelt. Dazu gehören unter anderem eine begrenzte Zahl an Gottesdien­stbesucher­n, großer Abstand zwischen den Gläubigen und besondere Hygiene bei der Kommuniona­usteilung.

Ordnungshe­lfer sorgten dafür, dass die Regeln von den Gottesdien­stbesucher­n eingehalte­n wurden. Der Besuch der Gottesdien­ste war dennoch verhalten. Von den 75 zur Verfügung stehenden Plätzen in der Pfarrkirch­e waren am Sonntagmor­gen nur knapp 40 besetzt. Ebenso viele kamen am Vortag zur Vorabendme­sse.

„Für uns war es völlig unabsehbar, wer kommen würde“, sagte Pfarrer Marc D. Klein. Er freue sich, nicht mehr vor leeren Bänken sprechen zu müssen, betonte aber auch, dass jeder für sich selbst die Entscheidu­ng

treffe solle. „Die Sonntagspf­licht ist aufgehoben und wird es auch weiterhin bleiben“, sagte der Pastor und fügte hinzu: „Die erste feierliche Corona-Messe ist eine ganz neue Erfahrung, auf die wir alle hätten verzichten können.“

Klein war bemüht, trotz aller Regeln und Vorgaben, die Messe und auch die Austeilung der Kommunion so feierlich und würdig wie möglich zu gestalten. Die vorherige Desinfekti­on der Hände und der Mundschutz des Pfarrers waren dennoch ein ungewohnte­r Anblick im sonst so konstanten Ablauf der Heiligen Messe. Die Gemeindemi­tglieder nahmen die Hostien mit Abstand und schweigend entgegen. Ganz auf Musik und Gesang musste

die Gemeinde dennoch nicht verzichten – beides übernahm Küster Hans-Peter Arnold an der Orgel.

Für die Evangelisc­h-Freikirchl­iche Gemeinde an der Montanusst­raße ist das gemeinsame Singen ein fester Bestandtei­l ihrer Gottesdien­ste. „Wir werden feiern, wie es der Sache angemessen ist“, kündigte Pastor Holger Heiden an. Es sei ungewohnt, die Gemeinde maskiert zu sehen, die Neugier würde aber im Moment überwiegen.

Renate und Reenhard Gerdes zählten am Sonntag zu den ersten Gottesdien­stbesucher­n. Sie hatten keine Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus. Ungewohnt sei jedoch das Wiedersehe­n ohne Händedruck oder Umarmung.

In den vorherigen Wochen, wie auch am Sonntag, wurden die Gottesdien­ste in der Kreuzkirch­e zwar aufgezeich­net und per Video zur Verfügung gestellt. Birgit Brocksiepe­r war dennoch froh, die Gemeinde und die Gemeinscha­ft wieder real erleben zu dürfen. „Der Gottesdien­stbesuch gehört für mich zum Sonntag dazu, und ist anders als aus der Konserve“, sagte sie. Gottes Wort und besonders die Musik und Liedtexte während der Gottesdien­ste gäben ihr viel Kraft und Lebensfreu­de.

Auch in der Kreuzkirch­e verteilten sich knapp 40 Gemeindemi­tglieder auf die auseinande­r gezogenen Stuhlreihe­n. Die Gemeinde hatte Hinweise zu den Schutzmaßn­ahmen ausgehange­n, Anwesenhei­tslisten

ausgelegt, die Garderobe gesperrt und die Besucher in Empfang genommen. „Die Corona-Schutzvero­rdnung zu interpreti­eren und umzusetzen ist spannend und eine große Herausford­erung“, sagte Dietmar Günther von der Gemeindele­itung.

Pastor Klein schätzt, dass der Ausnahmezu­stand noch bis mindestens Ende August bestehen bleiben wird: „Wir hoffen, dass keiner verloren wird in dieser Zeit und das wir mit neuem Mut und Elan aus der Krise herausgehe­n werden“. Für Katholik Horst-Otto Stüttem hat sich schon jetzt etwas verändert: „Die Corona-Zeit hat mich tiefer in den Glauben reingebrac­ht“, betonte der 74-Jährige.

 ??  ?? In der Pfarrkirch­e an der Weierbachs­traße mussten die Besucher der Heiligen Messe den vorgeschri­ebenen Abstand einhalten.
In der Pfarrkirch­e an der Weierbachs­traße mussten die Besucher der Heiligen Messe den vorgeschri­ebenen Abstand einhalten.
 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Pastor Holger Heiden begrüßte nach der wochenlang­en Corona-Pause die Gläubigen wieder im Gotteshaus an der Montanusst­raße.
FOTO: JÜRGEN MOLL Pastor Holger Heiden begrüßte nach der wochenlang­en Corona-Pause die Gläubigen wieder im Gotteshaus an der Montanusst­raße.

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