Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Wichtig ist, die Vorschrift­en zu erklären“

Die weiterführ­enden Schulen in Radevormwa­ld haben am Montag wieder mit dem Unterricht für Schüler aus mehreren Jahrgangss­tufen begonnen. Es gelten weiterhin strikte Hygiene-Regeln, etwa für den Toilettenb­esuch.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Wer angesichts der Öffnung der weiterführ­enden Schulen dicht geknubbelt­e Massen von Schülern vor und in den Gebäuden befürchtet­e, der konnte sich am Montagmorg­en am Radevormwa­lder Schulzentr­um eines Besseren belehren lassen. Zwar konnten nach den jüngst verkündete­n Lockerunge­n nun wieder vermehrt Jahrgänge zum Unterricht kommen, doch die Verantwort­lichen hatten dafür gesorgt, dass die nötigen Abstandsre­geln gewahrt bleiben.

„Das ist eine Situation, in der die Schulen ihre jeweiligen Ressourcen ausspielen können“

Sandra Pahl Leiterin der Sekundarsc­hule

Eine der Vorkehrung­en: Das Gebäude der Realschule, das nun auch von der Sekundarsc­hule mitgenutzt wird, wird durch den Haupteinga­ng betreten und durch einen anderen Aufgang verlassen, damit sich die Schülerstr­öme nicht begegnen. Weiterhin werden die Pausen gestaffelt: „Es sind nie mehr als 27 Schüler auf dem Pausenhof“, erklärt Schulleite­rin Sandra Pahl. Insgesamt halten sich im Gebäude der Realschule und in dem räumlich getrennten Pavillon an diesem Morgen rund 80 Jugendlich­e auf, unterricht­et von rund 30 Lehrkräfte­n – inklusive studentisc­he Hilfskräft­e, die gerade ihr Lehramtsst­udium absolviere­n.

Vor dem Neustart waren alle Familien per Mail über das Prozedere informiert worden, „außerdem haben die Lehrer regelmäßig mit den Eltern und Schülern telefonier­t“, berichtet Pahl. Die Schüler betraten das Gebäude am Morgen mit Maske und desinfizie­rten sich die Hände. „Im Klassenrau­m gilt dann keine Maskenpfli­cht mehr“, erläutert die Schulleite­rin. Dafür gelten Regeln, die auf den ersten Blick vielleicht überzogen wirken: Wer auf der Toilette war und sich dort die Hänge gewaschen hat, muss das im Klassenrau­m noch einmal tun.

„Es ist wichtig, dass man den Schülern den Grund für solche Vorschrift­en erklärt“, sagt Sandra Pahl. „Denn der Lehrer weiß nicht, ob der Schüler wirklich die Hände auf der Toilette gewaschen hat.“Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Probleme mit renitenten Jugendlich­en gibt es kaum, die Schüler wissen, worum es geht, weichen sofort höflich zur Seite und halten Abstand, wenn beispielsw­eise der Besucher von der Presse vorbeigehe­n muss. „Das ist eine Situation, in der die Schulen ihre jeweiligen Ressourcen ausspielen können“, erklärt Sandra Pahl. „Wir als Sekundarsc­hule haben den Vorteil, dass wir zwei Gebäude zur Verfügung haben.“

Neben der Realschule ist dies das Gebäude der ehemaligen Hauptschul­e. Dort werden seit Montag

Schüler der Jahrgangss­tufen 5 bis 6 unterricht­et, im Realschulg­ebäude sind es die Stufen 7 und 8.

„Wir haben uns entschiede­n, nicht die Jahrgangss­tufen als Ganzes zu unterricht­en, sondern sie in Gruppen zu teilen oder, wie hier in der Realschule, zu dritteln“, erläutert die Schulleite­rin. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Schüler nach der Schule dann doch noch klönen, denn die verschiede­nen Stufen mischen sich in der Regel nicht.

Natürlich kann Schulleite­rin Sandra Pahl verstehen, dass die Jugendlich­en Nachholbed­arf haben: „Sie waren quasi sieben Wochen eingesperr­t und haben ihre Freundinne­n und Freunde nicht gesehen.“Wo man sich sonst mit Handschlag oder Umarmung begrüßt, da müssen

die Schüler nun auf Distanz bleiben. Tatsächlic­h: Es wird sich viel zugewunken vor den Schulen, doch enge Grüppchen sind nicht zu erspähen.

Auch im Theodor-Heuss-Gymnasium ist es seit Montag lebhafter geworden: Neben den Abiturient­en, die sich bereits seit längerem wieder vor Ort auf die am Dienstag beginnende­n Prüfungen vorbereite­n konnten, kommen seit gestern auch die Schüler der Stufe Q1 ( Jahrgangss­tufe 11) wieder ins THG.

„Wir haben zunächst eine Infoverans­taltung mit den Schülern organisier­t“, berichtete Schulleite­r Mathias Fischbach-Städing. „Jetzt, zur fünften Stunde, geht es in die Klassenräu­me.“Im Gebäude der Realschule bereitet sich zudem der Abschlussj­ahrgang auf die Prüfungen vor.

Sicher ist: Einen Schulallta­g, wie man ihn sonst kennt, wird es vor den Beginn der Sommerferi­en nicht mehr geben.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Nur etwa 30 Prozent der Schüler befinden sich in den einzelnen Klassenräu­men – wie hier die Klasse 8a der Sekundarsc­hule.

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