Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Wichtig ist, die Vorschriften zu erklären“
Die weiterführenden Schulen in Radevormwald haben am Montag wieder mit dem Unterricht für Schüler aus mehreren Jahrgangsstufen begonnen. Es gelten weiterhin strikte Hygiene-Regeln, etwa für den Toilettenbesuch.
RADEVORMWALD Wer angesichts der Öffnung der weiterführenden Schulen dicht geknubbelte Massen von Schülern vor und in den Gebäuden befürchtete, der konnte sich am Montagmorgen am Radevormwalder Schulzentrum eines Besseren belehren lassen. Zwar konnten nach den jüngst verkündeten Lockerungen nun wieder vermehrt Jahrgänge zum Unterricht kommen, doch die Verantwortlichen hatten dafür gesorgt, dass die nötigen Abstandsregeln gewahrt bleiben.
„Das ist eine Situation, in der die Schulen ihre jeweiligen Ressourcen ausspielen können“
Sandra Pahl Leiterin der Sekundarschule
Eine der Vorkehrungen: Das Gebäude der Realschule, das nun auch von der Sekundarschule mitgenutzt wird, wird durch den Haupteingang betreten und durch einen anderen Aufgang verlassen, damit sich die Schülerströme nicht begegnen. Weiterhin werden die Pausen gestaffelt: „Es sind nie mehr als 27 Schüler auf dem Pausenhof“, erklärt Schulleiterin Sandra Pahl. Insgesamt halten sich im Gebäude der Realschule und in dem räumlich getrennten Pavillon an diesem Morgen rund 80 Jugendliche auf, unterrichtet von rund 30 Lehrkräften – inklusive studentische Hilfskräfte, die gerade ihr Lehramtsstudium absolvieren.
Vor dem Neustart waren alle Familien per Mail über das Prozedere informiert worden, „außerdem haben die Lehrer regelmäßig mit den Eltern und Schülern telefoniert“, berichtet Pahl. Die Schüler betraten das Gebäude am Morgen mit Maske und desinfizierten sich die Hände. „Im Klassenraum gilt dann keine Maskenpflicht mehr“, erläutert die Schulleiterin. Dafür gelten Regeln, die auf den ersten Blick vielleicht überzogen wirken: Wer auf der Toilette war und sich dort die Hänge gewaschen hat, muss das im Klassenraum noch einmal tun.
„Es ist wichtig, dass man den Schülern den Grund für solche Vorschriften erklärt“, sagt Sandra Pahl. „Denn der Lehrer weiß nicht, ob der Schüler wirklich die Hände auf der Toilette gewaschen hat.“Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Probleme mit renitenten Jugendlichen gibt es kaum, die Schüler wissen, worum es geht, weichen sofort höflich zur Seite und halten Abstand, wenn beispielsweise der Besucher von der Presse vorbeigehen muss. „Das ist eine Situation, in der die Schulen ihre jeweiligen Ressourcen ausspielen können“, erklärt Sandra Pahl. „Wir als Sekundarschule haben den Vorteil, dass wir zwei Gebäude zur Verfügung haben.“
Neben der Realschule ist dies das Gebäude der ehemaligen Hauptschule. Dort werden seit Montag
Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 6 unterrichtet, im Realschulgebäude sind es die Stufen 7 und 8.
„Wir haben uns entschieden, nicht die Jahrgangsstufen als Ganzes zu unterrichten, sondern sie in Gruppen zu teilen oder, wie hier in der Realschule, zu dritteln“, erläutert die Schulleiterin. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Schüler nach der Schule dann doch noch klönen, denn die verschiedenen Stufen mischen sich in der Regel nicht.
Natürlich kann Schulleiterin Sandra Pahl verstehen, dass die Jugendlichen Nachholbedarf haben: „Sie waren quasi sieben Wochen eingesperrt und haben ihre Freundinnen und Freunde nicht gesehen.“Wo man sich sonst mit Handschlag oder Umarmung begrüßt, da müssen
die Schüler nun auf Distanz bleiben. Tatsächlich: Es wird sich viel zugewunken vor den Schulen, doch enge Grüppchen sind nicht zu erspähen.
Auch im Theodor-Heuss-Gymnasium ist es seit Montag lebhafter geworden: Neben den Abiturienten, die sich bereits seit längerem wieder vor Ort auf die am Dienstag beginnenden Prüfungen vorbereiten konnten, kommen seit gestern auch die Schüler der Stufe Q1 ( Jahrgangsstufe 11) wieder ins THG.
„Wir haben zunächst eine Infoveranstaltung mit den Schülern organisiert“, berichtete Schulleiter Mathias Fischbach-Städing. „Jetzt, zur fünften Stunde, geht es in die Klassenräume.“Im Gebäude der Realschule bereitet sich zudem der Abschlussjahrgang auf die Prüfungen vor.
Sicher ist: Einen Schulalltag, wie man ihn sonst kennt, wird es vor den Beginn der Sommerferien nicht mehr geben.