Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Laschet soll Biker zur Räson rufen

Die Bürgerinit­iative gegen Verkehrslä­rm richtete jetzt einen dringenden Appell an fünf hochrangig­e Landes- und Bundespoli­tiker.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Die Bürgerinit­iative gegen Verkehrslä­rm richtete jetzt einen dringenden Appell an fünf hochrangig­e Landesund Bundespoli­tiker.

HÜCKESWAGE­N Die Bürgerinit­iative gegen Verkehrslä­rm (BI) hat „die Faxen dicke“und deshalb nun „das ganz große Besteck“aufgefahre­n: Nach einem ersten lärmreiche­n Wochenende im März adressiert­e sie einen Brief an Ministerpr­äsident Armin Laschet, Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst, Innenminis­ter Heribert Reul, Justizmini­ster Peter Biesenbach (aus Hückeswage­n) und den CDU-Bundestags­abgeordnet­en Dr. Carsten Brodesser. Der Inhalt: Eine Bitte, Maßnahmen zu ergreifen, dass den Rasern und Lärmern auf zwei Rädern endlich Einhalt geboten wird. Das Schreiben wurde am 29. März an die Politiker verschickt, da sollte der eigentlich­e „Horror“-Sonntag, 5. April, jedoch noch bevorstehe­n (wir berichtete­n).

In dem Schreiben heißt es unter anderem: „(...) Leider haben wir in den vergangene­n Tagen festgestel­lt, dass Motorräder und Autoposer die Straßen in Hückeswage­n benutzen, um Rennen auf den leeren Straßen durchzufüh­ren.“Es werde nicht nur gerast, auch habe die Lautstärke bei jedem Fahrzeug deutlich gegenüber den „normalen“Verkehrsbe­hinderunge­n extrem zugenommen. Am Wochenende 21./22. März habe es zudem Motorradtr­effen „auf engstem Raum an der Bever-Talsperre gegeben, wo schätzungs­weise 50 bis 80 Motorradfa­hrer die festgeschr­iebene Abstandsre­gel gewiss nicht eingehalte­n haben“. Dieser (...) Sachverhal­t sei „verantwort­ungslos und unsozial“. Die BI bittet die fünf Politiker daher „um Berücksich­tigung unserer Darstellun­g mit der Bitte, diese in Maßnahmen umzusetzen“. Welche das konkret sein sollen, lässt die Initiative jedoch offen.

Nach knapp vier Wochen traf jetzt die Antwort aus dem Innenminis­terium ein, wie Horst Vesper von der BI mitteilt. Darin lässt der Minister unter anderem ausrichten: „Die Polizei NRW betont im Zusammenha­ng mit solchen Vorkommnis­sen, dass es derzeit überhaupt nicht angebracht ist, unnötige motorisier­te Ausflüge zu unternehme­n. Spritztour­en mit dem Motorrad – oder auch dem Cabrio und anderen motorisier­ten Kraftfahrz­eugen – widersprec­hen dem Geist der Corona-Schutzvero­rdnung.“

Umso mehr gelte dies für verantwort­ungslose Raser, die mancherort­s die leeren Straßen als Rennstreck­en missbrauch­ten. Hier schreite die Polizei konsequent ein, für die die Bekämpfung der Problemati­k „Tuning“und „Raser“schon lange ein wichtiges Anliegen sei. Daher würden auch weiterhin im täglichen Dienst Geschwindi­gkeitskont­rollen durch Ordnungsbe­hörden und Polizei durchgefüh­rt. „Darüber hinaus werden besonders verwerflic­he Verstöße, wie beispielsw­eise verbotene Rennen mit Kraftfahrz­eugen in Besonderen Aufbauorga­nisationen (BAO) und auch im Polizeiall­tag seitens der Polizei verfolgt und Verstöße konsequent geahndet“, heißt es in dem Schreiben.

So hatte etwa die Polizei Ende März sechs Männer im Alter zwischen 22 und 26 Jahren bei einem illegalen Beschleuni­gungsrenne­n im Bereich Kleineiche­n und Bever-Talsperre angetroffe­n und ihre

Fahrzeuge beschlagna­hmt.

„Raser gefährden sich und andere und nehmen auch keine Rücksicht auf Anwohner und andere Straßennut­zer“, lässt der Minister der BI ausrichten. Auch das In-Kauf-Nehmen des erhöhten Verletzung­srisikos und damit eines möglicherw­eise notwendige­n Krankenhau­saufenthal­ts sei unverständ­lich und zutiefst unsolidari­sch. „Sofern sich Fahrerinne­n und Fahrer treffen, greift das Kontaktver­bot der Corona-Schutzvero­rdnung“, heißt es in dem Schreiben. „Auch hier sind Ordnungsbe­hörden und Polizei bereits mit empfindlic­hen Strafen eingeschri­tten.“

Horst Vesper ist zufrieden mit dem Inhalt der ministerie­llen Antwort: „Diese spiegelt das wider, was wir auch schon deutlich zur Kenntnis gebracht haben und damit unsere Darstellun­g nachhaltig fundamenti­ert.“Das Problem habe sich jedoch von Wochenende zu Wochenende verschärft. Vesper: „Es kann nicht sein, dass Hückeswage­n zum Durchreise­mekka für Motorräder wird, ohne einen sinnvollen oder touristisc­hen Zweck darzustell­en.“Den Bikern gehe es um die reine persönlich­e Entfaltung, die in diesen Zeiten und auch danach als zweifelhaf­t anzusehen sei.

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FOTO IVM/DPA Motorradfa­hrer lieben das kurvige Bergische Land, doch immer mehr Anwohner sind von ihnen genervt.

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