Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Laschet soll Biker zur Räson rufen
Die Bürgerinitiative gegen Verkehrslärm richtete jetzt einen dringenden Appell an fünf hochrangige Landes- und Bundespolitiker.
Die Bürgerinitiative gegen Verkehrslärm richtete jetzt einen dringenden Appell an fünf hochrangige Landesund Bundespolitiker.
HÜCKESWAGEN Die Bürgerinitiative gegen Verkehrslärm (BI) hat „die Faxen dicke“und deshalb nun „das ganz große Besteck“aufgefahren: Nach einem ersten lärmreichen Wochenende im März adressierte sie einen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet, Verkehrsminister Hendrik Wüst, Innenminister Heribert Reul, Justizminister Peter Biesenbach (aus Hückeswagen) und den CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Carsten Brodesser. Der Inhalt: Eine Bitte, Maßnahmen zu ergreifen, dass den Rasern und Lärmern auf zwei Rädern endlich Einhalt geboten wird. Das Schreiben wurde am 29. März an die Politiker verschickt, da sollte der eigentliche „Horror“-Sonntag, 5. April, jedoch noch bevorstehen (wir berichteten).
In dem Schreiben heißt es unter anderem: „(...) Leider haben wir in den vergangenen Tagen festgestellt, dass Motorräder und Autoposer die Straßen in Hückeswagen benutzen, um Rennen auf den leeren Straßen durchzuführen.“Es werde nicht nur gerast, auch habe die Lautstärke bei jedem Fahrzeug deutlich gegenüber den „normalen“Verkehrsbehinderungen extrem zugenommen. Am Wochenende 21./22. März habe es zudem Motorradtreffen „auf engstem Raum an der Bever-Talsperre gegeben, wo schätzungsweise 50 bis 80 Motorradfahrer die festgeschriebene Abstandsregel gewiss nicht eingehalten haben“. Dieser (...) Sachverhalt sei „verantwortungslos und unsozial“. Die BI bittet die fünf Politiker daher „um Berücksichtigung unserer Darstellung mit der Bitte, diese in Maßnahmen umzusetzen“. Welche das konkret sein sollen, lässt die Initiative jedoch offen.
Nach knapp vier Wochen traf jetzt die Antwort aus dem Innenministerium ein, wie Horst Vesper von der BI mitteilt. Darin lässt der Minister unter anderem ausrichten: „Die Polizei NRW betont im Zusammenhang mit solchen Vorkommnissen, dass es derzeit überhaupt nicht angebracht ist, unnötige motorisierte Ausflüge zu unternehmen. Spritztouren mit dem Motorrad – oder auch dem Cabrio und anderen motorisierten Kraftfahrzeugen – widersprechen dem Geist der Corona-Schutzverordnung.“
Umso mehr gelte dies für verantwortungslose Raser, die mancherorts die leeren Straßen als Rennstrecken missbrauchten. Hier schreite die Polizei konsequent ein, für die die Bekämpfung der Problematik „Tuning“und „Raser“schon lange ein wichtiges Anliegen sei. Daher würden auch weiterhin im täglichen Dienst Geschwindigkeitskontrollen durch Ordnungsbehörden und Polizei durchgeführt. „Darüber hinaus werden besonders verwerfliche Verstöße, wie beispielsweise verbotene Rennen mit Kraftfahrzeugen in Besonderen Aufbauorganisationen (BAO) und auch im Polizeialltag seitens der Polizei verfolgt und Verstöße konsequent geahndet“, heißt es in dem Schreiben.
So hatte etwa die Polizei Ende März sechs Männer im Alter zwischen 22 und 26 Jahren bei einem illegalen Beschleunigungsrennen im Bereich Kleineichen und Bever-Talsperre angetroffen und ihre
Fahrzeuge beschlagnahmt.
„Raser gefährden sich und andere und nehmen auch keine Rücksicht auf Anwohner und andere Straßennutzer“, lässt der Minister der BI ausrichten. Auch das In-Kauf-Nehmen des erhöhten Verletzungsrisikos und damit eines möglicherweise notwendigen Krankenhausaufenthalts sei unverständlich und zutiefst unsolidarisch. „Sofern sich Fahrerinnen und Fahrer treffen, greift das Kontaktverbot der Corona-Schutzverordnung“, heißt es in dem Schreiben. „Auch hier sind Ordnungsbehörden und Polizei bereits mit empfindlichen Strafen eingeschritten.“
Horst Vesper ist zufrieden mit dem Inhalt der ministeriellen Antwort: „Diese spiegelt das wider, was wir auch schon deutlich zur Kenntnis gebracht haben und damit unsere Darstellung nachhaltig fundamentiert.“Das Problem habe sich jedoch von Wochenende zu Wochenende verschärft. Vesper: „Es kann nicht sein, dass Hückeswagen zum Durchreisemekka für Motorräder wird, ohne einen sinnvollen oder touristischen Zweck darzustellen.“Den Bikern gehe es um die reine persönliche Entfaltung, die in diesen Zeiten und auch danach als zweifelhaft anzusehen sei.
Kontakt Sie haben ein Anliegen? Dann wenden Sie sich an unsere Redaktion unter 02196 720117. Oder schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Stichwort „Bürgermonitor“an hueckeswagen@ bergische-morgenpost.de