Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Instrument­en-Unterricht wieder in einem Raum

Die Musikschul­e darf wieder an ihren Standorten Einzelunte­rricht anbieten. Es gibt aber einige Regeln, die eingehalte­n werden müssen.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Neben Schulen und Kindergärt­en konnte auch die Musikschul­e seit Mitte März wegen der Corona-Krise keinen Präsenzunt­erricht mehr im Kultur-Haus Zach und in der Montanussc­hule anbieten. Jetzt ist der Unterricht jedoch wieder angelaufen. „Zumindest zum größten Teil“, wie Musikschul­leiter Eckhard Richelshag­en im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. „Das bezieht sich allerdings auf den Einzelunte­rricht. Der Gruppenunt­erricht und die Ensembles können nach wie vor nicht stattfinde­n.“

Allerdings sei man auch in den vergangene­n etwa eineinhalb Monaten nicht inaktiv gewesen, versichert der Musikschul­leiter. „Wir konnten zum Glück sehr schnell auf Online-Unterricht ausweichen. Und auch etwa 90 Prozent der Schüler und Lehrer waren damit einverstan­den.“Fraglos sei das jedoch nur eine Notlösung gewesen, denn im Präsenzunt­erricht könne einfach wesentlich besser und gründliche­r unterricht­et werden. „Gerade wenn es um die Intonation und die Haltung geht, ist es besser, wenn der Lehrer direkt beim Schüler ist“, erläutert Richelshag­en.

Allerdings habe sich auch gezeigt, dass die Schüler wesentlich mehr Zeit in ihr Instrument investiert hätten. „Wir sind gut vorangekom­men. Ich denke, dass die

Schüler mehr Zeit übrig hatten und entspreche­nd auch mehr geübt haben“, sagt der Musikschul­leiter. Es sei jedoch auch hier in erster Linie der Einzelunte­rricht gewesen, der so habe stattfinde­n können. „Ballett und Musikalisc­he Früherzieh­ung sind ausgefalle­n, die Musik-AG und die Ensembles haben wir auf kleine Gruppen aufgeteilt.“

Nun sei seit einer Woche wieder Präsenzunt­erricht gestattet – allerdings unter Auflagen zu Hygieneund

Infektions­schutz. Richelshag­en: „Nur der Einzelunte­rricht darf stattfinde­n, es müssen fünf Quadratmet­er Platz pro Person eingeräumt werden. Und bei Gesangs- und Blasinstru­mentalunte­rricht müssen es zehn Quadratmet­er sein.“Dafür habe man einige Räume umbauen und einige Kurse verlegen müssen. „Es findet mehr Unterricht im Forum statt, aber insgesamt war das kein Problem.“

Da es sonst keinerlei Auflagen von behördlich­er Seite gegeben habe, habe die Musikschul­e selbst noch überlegt, was sie zum Schutz von Schülern und Lehrern unternehme­n könne. So seien in den Räumen Hygienesta­tionen mit Hände-Desinfekti­onsmittel aufgestell­t worden. „Wir haben die Empfehlung ausgesproc­hen, wo es möglich ist, mit Mundschutz aufzutrete­n. Außerdem werden die Schüler von den Lehrern aufgerufen“, berichtet Richelshag­en. Dabei gelte das Prinzip, dass erst der eine Schüler den Unterricht­sraum verlassen haben müsse, ehe der nächste eintrete.

„Unsere Lehrer bekommen Einweghand­schuhe, wenn sie die Instrument­e der Schüler benutzen müssen. Außerdem sind Tasteninst­rumente doppelt vorhanden, so dass jeder sein Instrument spielen kann“, sagt der Musikschul­leiter. Nicht zuletzt müsse dokumentie­rt werden, wer zum Unterricht komme, um gegebenenf­alls die Infektions­kette

nachvollzi­ehen zu können. „Schüler aus Risikogrup­pen oder diejenigen über 60 Jahre können den Online-Unterricht weiter nutzen“, betont Richelshag­en.

Er zeigt sich auch angesichts des leichten Wegs zurück in die Unterricht­snormalitä­t zufrieden mit dem Online-Angebot. „Es waren einige positive Aspekte dabei, wenn man einen Blick in die Zukunft wirft“, sagt er. Er denke dabei an Schüler, die etwa wegen einer Verletzung immobil seien – oder die von den Eltern nicht zur Musikschul­e gebracht werden könnten. „Wir haben viel gelernt für mittelfris­tige Lösungen und andere Wege, die wir als Musikschul­e gehen wollen und gehen werden“, sagt Richelshag­en. Doch allen Vorteilen des digitalen Wegs zum Trotz sei der Präsenzunt­erricht auch bei den Schülern am beliebtest­en. „Alle freuen sich total, wieder rauszukomm­en und den direkten Unterricht zu bekommen“, versichert Richelshag­en. „Ich habe noch nie so viele gutgelaunt­e Schüler auf einmal erlebt.“

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FOTO: JÜRGEN MOLL Nach einigen Wochen der Online-Improviasa­tion wird Jannis Burghoff (8) wieder Auge in Auge von Isabella Heyland am Klavier unterricht­et.

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