Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Pkw-Maut kann nur der zweite Schritt sein

- VON FLORIAN RINKE

Die Botschaft der Experten des Umweltrats ist eindeutig: Innovation­en und Effizienzs­teigerunge­n seien wichtig, reichten aber nicht: „Auch unsere Wirtschaft­s- und Lebensweis­en müssen sich verändern, um ökologisch­e Grenzen einzuhalte­n.“So, wie es ist, kann es nicht bleiben, Deutschlan­d tut aus ihrer Sicht zu wenig.

Die Experten schlagen unter anderem massive Eingriffe in den Verkehr vor, der einen großen Anteil an den CO2-Emissionen hat. Und weil dieser stärker zunahm als die Effizienzg­ewinne durch den technische­n Fortschrit­t, sind die Belastunge­n sogar gestiegen. Ein weiter so – Stichwort Umweltpräm­ien für Autos mit Verbrennun­gsmotor – kann es nicht geben, wenn wir es ernst meinen mit dem Klimaschut­z.

Es macht daher Sinn, den Individual­verkehr zu verteuern. Eine flächendec­kende Pkw-Maut kann jedoch nur Wirkung entfalten, wenn gleichzeit­ig Alternativ­en bereitsteh­en. Andernfall­s verteuert sie für den Pendler zwar die Fahrt zur Arbeit, mangels attraktive­r Bus- und Bahnanbind­ung wird er aber weiterhin auf das Auto zurückgrei­fen (müssen). Es klingt banal, aber am sinnvollst­en ist zunächst mal der Ausbau des klassische­n öffentlich­en Personenna­hverkehrs und ein Ausbau von Radwegen. Denn auch Mobilitäts­angebote wie Uber führen bislang nicht zu einer Reduzierun­g des Autoverkeh­rs in den Städten – daher sollte die Regierung auch nicht auf deren Lobbyisten hereinfall­en, die gerade versuchen, die Regulierun­g unter dem Deckmantel der Corona-Krise zu ändern.

Die Corona-Krise zeigt, wie heftig die wirtschaft­lichen und sozialen Schäden sind, wenn sich Staaten nicht rechtzeiti­g auf Szenarien vorbereite­n, die in der Wissenscha­ft diskutiert werden. Die Ausbreitun­g des Virus kann man per staatliche­r Notbremse verlangsam­en. Beim Klimawande­l geht das bald nicht mehr. BERICHT UMWELTRAT KRITISIERT DEUTSCHE . . ., WIRTSCHAFT

Newspapers in German

Newspapers from Germany