Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Joko und Klaas: Kritik an Sexismus zu bester Sendezeit
BERLIN (dpa) Fast die Hälfte aller Frauen in Deutschland wurde schon einmal sexuell belästigt – durch ungefragt zugeschickte Penis-Bilder, verletzende Kommentare im Internet oder körperliche Angriffe. Auf dieses Problem haben die Moderatoren Joko Winterscheidt (41) und Klaas Heufer-Umlauf (36) zur PrimeTime auf ProSieben hingewiesen. Im Netz ernteten sie dafür vor allem Zustimmung. Rund 2,04 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Sendung am Mittwochabend im Fernsehen, das entspricht einem Marktanteil von 6,3 Prozent. Auf Youtube wurde der Beitrag bis Donnerstagmittag mehr als eine Million Mal aufgerufen. Nur vereinzelt wurde kritisiert, dass in „Männerwelten“nur ein paar Perspektiven von sexueller Belästigung und Gewalt gegen Frauen beleuchtet wurden. Erfahrungen von queeren Frauen seien beispielsweise nicht thematisiert worden.
Winterscheidt und Heufer-Umlauf hatten bei ihrem Haussender wieder 15 Minuten freie Sendezeit erspielt und sie erneut für ein ernstes Thema genutzt. So führte Autorin und Journalistin Sophie Passmann durch die fiktive Kunstausstellung „Männerwelten“. Moderatorin und Schauspielerin Palina Rojinski zeigte zu Beginn eine Reihe von „Dick Pics“(dt.: Penis-Fotos), die viele Frauen im Internet ungefragt zugeschickt bekommen. Moderatorin Jeannine Michaelsen, Autorin und DJ Visa Vie und Model Stefanie Giesinger trugen Hasskommentare vor, mit denen sie in sozialen Netzwerken beleidigt worden sind. Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes und Entertainerin Katrin Bauerfeind lasen übergriffige Chatverläufe vor.
Winterscheidt und Heufer-Umlauf haben mit ihrer Sendung „Joko & Klaas Live“schon früher Aufsehen erregt: Im Mai 2019 durften in ihrer Sendung drei Menschen über die Themen Flüchtlingshilfe, Obdachlosigkeit und den Kampf gegen Rechtsextremismus sprechen.