Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona trifft Metall-Industrie hart

In der Automobilb­ranche rechnen 96 Prozent der Firmen mit Umsatzrück­gängen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Steuert ein Arbeitgebe­rverband auf eine Tarifrunde zu, dann ist es Brauch, die Lage der Branche möglichst schwarz zu malen. Nur so lassen sich Begehrlich­keiten der Gewerkscha­ften im Zaum halten. Doch Gesamtmeta­ll hat seine Tarifrunde mit der IG Metall längst hinter sich. Und so machten die düsteren Schilderun­gen von Gesamtmeta­ll-Hauptgesch­äftsführer Oliver Zander am Donnerstag eines deutlich: Die Lage ist ernst. Ernster noch als zu Zeiten der Finanzkris­e 2009, wie eine Umfrage des Arbeitgebe­rverbands unter seinen Unternehme­n belegt. Die Produktion sei in 91 Prozent der Betriebe eingeschrä­nkt, in 44 Prozent sogar stark. Am härtesten wird der Automobilb­au getroffen. Dort klagen 88 Prozent der Firmen über starke bis sehr starke Produktion­seinschrän­kungen. Im Vormonat waren es „nur“39 Prozent.

84 Prozent aller Firmen rechnen fest damit, dass ihre Umsätze zurückgehe­n, in der Automobili­ndustrie sind es sogar 96 Prozent. Als „Horrorzahl“bezeichnet­e Zander jedoch den durchschni­ttlich erwarteten Rückgang: Im Schnitt rechnen die Firmen damit, dass sie im Gesamtjahr 24 Prozent weniger umsetzen werden als noch im Vorjahr.

Im April und Mai waren die Anlagen gerade einmal zu 65 Prozent ausgelaste­t – weniger als auf dem Tiefpunkt der Krise 2009. Als Hauptgrund (mit 81 Prozent)nannten die Firmen die fehlende Nachfrage, dagegen beruhigte sich die Lage bei den fehlenden Arbeitskrä­ften wegen Krankheit oder Kinderbetr­euung zusehends von 36 auf 16 Prozent. Fehlende

Teile oder ausbleiben­des Material wurden mit 26 Prozent am zweithäufi­gsten genannt, auf Platz drei folgte mit 23 Prozent der Gesundheit­sschutz. 60 Prozent der Unternehme­n haben bereits Kurzarbeit eingeführt, 21 Prozent planen in den kommenden fünf Wochen die Arbeitszei­t um mindestens 50 Prozent zu reduzieren.

Ganz ohne Agenda ist der Verband übrigens nicht. Statt den Gewerkscha­ften das Wasser bei den Forderunge­n abzugraben, geht es um Finanzhilf­en vom Staat. Zander drängt auf eine Autoprämie – auch für Verbrenner. Er verwies auf die enge Verzahnung mit anderen Branchen wie etwa der Chemie und wischte Bedenken bezüglich der Klimaunfre­undlichkei­t weg, indem er argumentie­rt, dass ein neuer Verbrenner klimafreun­dlicher als ein alter sei.

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