Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sack und Tonne ? – Klage möglich

Mehr Wermelskir­chener wollen statt einer Gelben Tonne den Sack behalten.

- VON JOACHIM RÜTTGEN

WERMELSKIR­CHEN Bis die erste Gelbe Tonne durch die Stadt rollt, könnte es noch dauern. Am Mittwoch veröffentl­ichte die Stadt das Ergebnis zu ihrer Abfrage zum Thema „Gelber Sack oder Gelbe Tonne?“, die sie 16.000 Grundstück­s- und Wohnungsei­gentümern mit dem Grundbesit­zabgabenbe­scheid zugeschick­t hatte. Nachdem sich knapp 40 Prozent für die Tonne und 60 Prozent für den Sack entschiede­n haben, wird die Stadt Kontakt aufnehmen zum Verhandlun­gspartner des Dualen Systems.

„Dem kündigen wir schriftlic­h einen laut Verpackung­sgesetz vorgesehen­en Verwaltung­sakt an – das heißt, wir wollen, dass den Wünschen der Bürger entsproche­n wird“, sagt Kämmerer Dirk Irlenbusch. Das Prozedere verlange, dass die Stadt stufenweis­e vorgeht, mithin könne sich das Verfahren zeitlich hinziehen. Denn die Dualen Systeme hatten schon vor der Befragung das von der Stadt favorisier­te Modell einer Wahlmöglic­hkeit (Sack oder Tonne) sowie die zweiwöchen­tliche Leerung aus wirtschaft­lichen Gründen abgelehnt. Das Mischsyste­m sei ineffizien­t und führe zu einer Doppelnutz­ung.

Deshalb erwartet Irlenbusch Widerstand. „Ich hoffe zwar auf Einsicht bei den Systembetr­eibern, schließe aber nicht aus, dass sie klagen werden“, sagt er. Nachdem die

Stadt ihren Wunsch geäußert hat, dürfen die Systembetr­eiber erneut ihre Argumente vorbringen. „Auf diesem Weg der Anhörung gibt es nochmal die Möglichkei­t, zu verhandeln. Wir müssen also nicht zwangsläuf­ig in ein Gerichtsve­rfahren laufen“, meint der Kämmerer.

Über den Ausgang eines Rechtsstre­its mag Irlenbusch nicht spekuliere­n. „Das ist völlig ungewiss“, sagt er. Die Haltung der Stadt sei eindeutig, weil die Politik klare Vorgaben gemacht hat und das Mischsyste­m einführen möchte. „Wir halten unseren verwaltung­stechnisch­en Aufwand im Blick, rein betriebswi­rtschaftli­ch würde ich aber daran zweifeln, dass es sich für die Systembetr­eiber lohnt, gegen das Mischsyste­m gerichtlic­h vorzugehen“, sagt der Kämmerer. Außerdem fehle noch jegliche Rechtsprec­hung zu dem Thema. „Für die Gerichte dürfte das völliges Neuland sein“, sagt Irlenbusch.

Über den Ausgang der Befragung waren weder Irlenbusch noch Rüdiger Kulartz, der sich in der Kämmerei federführe­nd um die Abfrage gekümmert hatte, überrascht. „Ich hatte erwartet, dass es kein eindeutige­s Ergebnis gibt, aber das Ergebnis ist für uns doch aussagekrä­ftig“, sagt Irlenbusch. 16.000 Grundstück­sund Wohnungsei­gentümer erhielten die Abfrage, melden mussten sich aber nur die, die eine Gelbe Tonne haben wollen. Die Rückmeldun­gen glich die Stadt mit den 9000 Objekten ab, die mit Abfallbehä­ltern veranlagt werden. Unterm Strich registrier­te die Abfallbera­tung 4000 Rückmeldun­gen von Eigentümer­n – inklusive Doppelmeld­ungen (Papier und online), so dass sich etwa 3500 für eine Gelbe Tonne ausgesproc­hen haben. Obwohl die Diskussion um die schlechte Qualität der Gelben Säcke immer wieder geführt wird, äußern sich nach Ansicht von Irlenbusch in der öffentlich­en Wahrnehmun­g immer nur die Menschen, die unzufriede­n sind, die stellen aber nicht die Mehrheit.

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FOTO: MOLL (ARCHIV) Stadtkämme­rer Dirk Irlenbusch ist gespannt.

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