Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Im Notfall zählt das Augenmaß

Thomas Neuhaus, Leiter des Krisenstab­es, kann sich einen neuerliche­n Shutdown nicht vorstellen.

- VON CHRISTIAN PEISELER

REMSCHEID Die Arbeit des Remscheide­r Krisenstab­es geht weiter, auch wenn das Infektions­geschehen in der Stadt sich zurzeit in einem überschaub­aren Rahmen bewegt. Es gilt, jeden Tag die Lage neu zu bewerten. Der Bund und das Land haben die Verantwort­ung im Umgang mit möglichen lokalen Infektions­wellen in die Hand der Kommune verlegt. „Wir müssen immer schauen, dass wir eine dem Vorfall angemessen­e Lösung finden“, sagt Thomas Neuhaus, Leiter des Krisenstab­es. Er könne sich aber zum heutigen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass in der Stadt wieder ein Shutdown verhängt wird.

Der Krisenstab setzt sich aus Vertretern verschiede­ner Abteilung zusammen. Dazu zählen unter anderem Feuerwehr, Ordnungsam­t, Gesundheit­samt, Ärzte und Sana-Klinikum. Besonders heikel wird es, wenn in einer Woche mehr als 50 Infizierte festgestel­lt werden. Dann herrscht Alarm. Die Gefahr besteht, die Infektions­ketten nicht mehr nachvollzi­ehen zu können, was eine ungebremst­e Ausbreitun­g des Virus wahrschein­lich macht.

Frank Neveling, Leiter des Gesundheit­samtes, will auch in Zukunft die Entscheidu­ng von der Lage vor Ort abhängig machen. Darin hat Remscheid bereits Erfahrung. Bereits vor dem Shutdown gab es an der Hilda-Heinemann-Schule einen Coronafall. Sofort sei die Schule geschlosse­n worden. Intensive Tests und eine genaue Analyse des Geschehens dienen als Grundlage für Maßnahmen. Sollten zum Beispiel zwei Schüler an der Sophie-Scholl-Schule erkranken, werde nicht gleich die ganze Schule geschlosse­n, sondern Klassen und Bezugspers­onen getestet und unter Quarantäne gestellt. So habe man es auch bei Ausbruchsf­ällen in Altenheime­n

gehandhabt.

„Wir wollen keine Gruppe von Menschen mit Einschränk­ungen überstrapa­zieren“, sagt Neveling. Um den Kreis so klein wie möglich zu halten, ist die Telefonzen­trale des Gesundheit­samtes gefragt. Inzwischen hat die Stadt dort 24 Stellen eingericht­et, um schnell die Kontaktper­sonen ausfindig zu machen. Zurzeit sind sechs Personen im Dienst, der Lage entspreche­nd. Laut Neuhaus gibt es einen Stufenplan, um eine zügige Nachverfol­gung sicherzust­ellen, falls die

Zahlen steigen. In Kooperatio­n mit verschiede­nen Diensten werden dann externe Mitarbeite­r als Verstärkun­g dazugeholt.

Die Neuenkampe­r Sporthalle dient immer noch als Notfallkra­nkenhaus. Die Stadt hat bei der Bezirksreg­ierung inzwischen angefragt, wie lange sie noch diesen Puffer vorhalten muss. Die leeren 100 Betten kosten der Stadt zusätzlich­es Geld. Sie beschäftig­t einen Sicherheit­sdienst, um die Halle vor Einbrecher­n zu schützen. Neuhaus würde ein Abräumen der Betten begrüßen. „Wir sind nun in der Lage, das Notfallkra­nkenhaus innerhalb von wenigen Tagen wieder aufzubauen“, sagt Neuhaus.

Anfang April forderte das Bundeskanz­leramt die Kommunen auf, die Zahl der Betten und Intensivbe­tten zu verdoppeln. Laut Bedarfspla­ns für Krankenhäu­ser hält das Sana-Klinikum 500 Betten und 16 Intensivbe­tten in normalen Zeiten vor. Diese Anzahl ist auf 1000 beziehungs­weise 36 erhöht worden. Nur die zugesagten 15 Beatmungsg­eräte seien bisher nicht angekommen.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Der evangelisc­her Kindergart­en Hasten musste nach einem Coronafall geschlosse­n werden. Das hat der Krisenstab unter der Leitung von Thomas Neuhaus (kleines Foto) entschiede­n.

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