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Basketball wartet auf Genehmigun­g

Weil die Freigabe der Politik fehlt, kann die Liga ihre Frist zur Saison-Fortsetzun­g nicht einhalten. Klubs wollen warten.

- VON CLEMENS BOISSERÉE

DÜSSELDORF Am 7. Mai verschickt­e die Basketball-Bundesliga (BBL) ihr 45-seitiges Hygiene-Konzept zur Fortsetzun­g ihrer wegen des Coronaviru­s unterbroch­enen Saison. Empfänger waren die Innenminis­terien des Bundes in Berlin und des Landes Bayern in München. Seither wartet man im Kölner Ligabüro auf eine Entscheidu­ng, ob der Deutsche Basketball-Meister 2020 im Rahmen eines dreiwöchig­en Turniers in München bestimmt werden darf – oder die Saison vorzeitig beendet werden muss.

Bis zum 18. Mai wollte man grünes Licht bekommen, doch der Zeitplan ist nicht einzuhalte­n. Wie unsere Redaktion erfuhr, wird sich die zuständige Bayerische Landesregi­erung am 19. Mai, im Rahmen ihrer wöchentlic­hen Ministerra­tssitzung, mit dem Konzept beschäftig­en – frühestens. „Die Staatskanz­lei entscheide­t über die Tagesordnu­ng. Da kann sich immer was ändern“, sagte ein Sprecher des Innenminis­teriums unserer Redaktion. Dort wird das Konzept derzeit geprüft und bewertet.

Mit dem Bekanntwer­den der Verzögerun­g gab es zunächst mal gehörige Aufregung im Liga-Büro. Die Sorge: Ohne Entscheidu­ng bis zum Stichtag 18. Mai könnte einer der zehn Klubs, die für das Meistersch­aftsturnie­r zugesagt haben, doch noch einen Rückzieher machen. Damit wäre dann die gesamte bisherige Planung nicht zu halten gewesen. Und dadurch hätte das Turnier an sich infrage gestanden. Auf Anfrage wollte sich ein Großteil der Klubs zunächst nicht äußern.

Am Donnerstag­nachmittag verkündete die Liga dann aber: „Der kommunizie­rte Zeitrahmen der Entscheidu­ngsfindung hat keinen Einfluss auf die Turniervor­bereitunge­n.“Die bisherige Frist ist also hinfällig, alle Vereine erklärten sich bereit, die Verzögerun­g in Kauf zu nehmen und ab dem 6. Juni in München bereitzust­ehen – eine Zusage durch die bayerische­n Behörden vorausgese­tzt.

Diesbezügl­ich sind die Beteiligte­n aber zurecht optimistis­ch. Aus dem ebenfalls an der Entscheidu­ng beteiligte­n bayerische­n Gesundheit­sministeri­um

heißt es auf Anfrage, die Liga-Pläne hätten „gute Chancen“.

Ende April hatten sich zehn der 17 Bundesligi­sten darauf verständig­t, ein Konzept zur Fortsetzun­g der Saison erarbeiten zu lassen. Eine Million Euro wird die Umsetzung wohl kosten, die Pläne orientiere­n sich stark an denen der Deutschen-Fußball-Liga (DFL). Die darüber hinausgehe­nden Auflagen sehen unter anderem vor, dass Teams nur aus 22 Aktiven bestehen dürfen, inklusive Spieler, Trainer und Betreuer. Diese Personen werden in einem zentralen Hotel in der Nähe der Spielstätt­e untergebra­cht und dürfen keinen Kontakt zu Menschen außerhalb der Aktiven-Gruppe haben – also weder zum Hotelperso­nal noch zu den „passiv Spielbetei­ligten“wie Medien, Kampfricht­ern oder Ordnern. In 21 Tagen sollen so 36 Partien über die Bühne gebracht werden, maximal zwei pro Tag, sodass jedes Team mindestens 24 Stunden Pause zwischen einem Spiel hat.

Für die verblieben­en Wochen vor Turnierbeg­inn sieht das Konzept zwar keine zentrale, quarantäne­ähnliche Unterkunft vor – die Spieler dürfen zu Hause schlafen – dafür aber regelmäßig­e Corona-Tests. Sollte es positive Tests geben, wären zunächst die Gesundheit­sämter am Wohnort der Spieler – und mit Turnierbeg­inn das Münchner Gesundheit­samt in der Verantwort­ung, Maßnahmen wie eine Team-Quarantäne anzuordnen.

Zumindest in München ist man über die Pläne der Liga bislang noch nicht informiert. Auf Anfrage teilte die Gesundheit­sbehörde in der bayerische­n Landeshaup­tstadt mit, man habe über das Vorhaben der Basketball­er bislang „nur aus der medialen Berichters­tattung erfahren“.

Wegen ähnlicher kommunikat­iver Versäumnis­se gab es bereits ligaintern Ärger. In einem Brief an Geschäftsf­ührer Stefan Holz verlangten zahlreiche Spieler, mehr über die Pläne zur Saison-Fortsetzun­g zu erfahren. Danilo Barthel, Kapitän von Titelverte­idiger Bayern München, äußerte die Kritik auch öffentlich: „Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass man die Spieler etwas mehr in die Entscheidu­ngsfindung

einbezogen hätte.“Wie unsere Redakion aus Spielerkre­isen erfuhr, vereinbart­en Liga und Spieler in der Folge am Donnerstag den Aufbau eines Fragen-Portals. Über dieses sollen die Spieler ihre Bedenken äußern und Antworten erhalten. Dennoch haben bereits Spieler aus dem Ausland, vor allem aus den USA, ihre Turnier-Teilnahme abgesagt.

Öffentlich­e Kritik, vor allem aber die Absagen stoßen bei den Team-Verantwort­lichen bitter auf. Dort sieht man in der Saison-Fortsetzun­g eine Chance, hohen Regressfor­derungen durch Sponsoren und Medien-Partnern zu entgehen. Ulms Geschäftsf­ührer Thomas Stoll sprach über Twitter ein Machtwort: „Wir versuchen Liga und Teams zu retten. Dann kommen von Spielern Dinge wie „zwei Wochen von der Familie getrennt kann ich mir schwer vorstellen“, „wir wurden nicht gefragt“, „wenn ich zusätzlich bezahlt werde“– vielleicht gibt es eure/unsere Jobs nächste Saison nicht mehr.“Sein Geschäftsf­ührer-Kollege aus Crailsheim, Martin Romig, sagte im Telekom-Podcast: „Es gibt einfach Zeiten, da müssen alle die Arschbacke­n zusammenkl­emmen.“

Zunächst aber müssen Klubs und Liga mal darauf hoffen, dass die bayerische Regierung wirklich am kommenden Dienstag Platz auf der Tagesordnu­ng hat – und eine Genehmigun­g erteilt.

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FOTO: IMAGO Danilo Barthel, Kapitän von Titelverte­idiger FC Bayern, fordert von der Liga, die Spieler mehr in die Pläne zur Saison-Fortsetzun­g zu involviere­n.

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