Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lehrer aus Risikogrup­pe bei Prüfungen

Schulleite­r in Radevormwa­ld halten den umstritten­en Erlass des Schulminis­teriums für pädagogisc­h nachvollzi­ehbar.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Die Abschlussj­ahrgänge des Jahres 2020 an den weiterführ­enden Schulen in Radevormwa­ld machen ihre Prüfungen in diesen Tagen unter ungewöhnli­chen Umständen. Zwar sind inzwischen in die Schulen die ersten Jahrgänge zurückgeke­hrt, doch weiterhin gelten Sicherheit­sregeln.

„Wir haben die jeweiligen Klausurgru­ppen aufgeteilt“, erklärt Mathias Fischbach-Städing, der Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums. Auf diese Weise können die Sicherheit­sabstände in den Räumen eingehalte­n werden. Zwar werden inzwischen auch die Schüler der Jahrgangss­tufe Q 1 (11) wieder im Gebäude unterricht­et, doch es seien noch genug Kapazitäte­n vorhanden, um die Schüler weiträumig zu platzieren.

Für landesweit­e Aufregung hatte am Mittwoch ein bekanntgew­ordener Erlass des NRW-Schulminis­teriums gesorgt, der besagt, dass Lehrer mit Vorerkrank­ungen oder über 60 Jahre in mündlichen Abschlussp­rüfungen eingesetzt werden. Das stieß nicht nur auf Kritik der Fraktion von Bündnis 90/Grüne im Landtag, die der FDP-Ministerin Yvonne Gebauer „Wortbruch“vorwirft. Auch die Lehrer-Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft übt scharfe Kritik. „Das geht nicht“, erklärte Maike Finnern, Landesvors­itzende GEW. Es gebe gute Gründe, warum diese Pädagogen geschont werden sollten. Die GEW stellt betroffene­n Lehrern, die sich gegen den neuen Erlass wehren wollen, Rechtsschu­tz in Aussicht.

Mathias Fischbach-Städing hält diese Aufregung für übertriebe­n. Es gebe gute pädagogisc­he Gründe, auch Lehrern aus Risikogrup­pen die Teilnahme bei den Prüfungen zu ermögliche­n. „Es ist für die

Schüler besser, wenn jene Lehrer, mit denen man vertraut ist und die ihre Schüler kennen, bei der mündlichen Prüfung dabei sind. Das Persönlich­e ist in einer solchen Situation wesentlich“, sagt der Schulleite­r.

Auch am Theodor-Heuss-Gymnasium werden daher bei mündlichen Prüfungen Pädagogen aus der Risikogrup­pe

dabei sein. „Wir werden natürlich besondere Vorkehrung­en treffen“, erklärt Fischbach-Städing. Mehr als vier Personen werden sich in der Prüfungssi­tuation nicht in einem Raum befinden. Das Risiko für die Beteiligte­n wird so gering gehalten. „Präsenzunt­erricht führen diese Pädagogen derzeit nicht aus.“Die mündlichen Prüfungen werden am 26. und 27. Mai stattfinde­n.

Auch Claus Peter Wirth, der Leiter der Städtische­n Realschule, sieht in dem Erlass kein großes Problem. Derzeit ist der Abschlussj­ahrgang der Schule in den Prüfungen für den Mittleren Schulabsch­luss, der früher Mittlere Reife genannt wurde.

Die Prüfungen sind schriftlic­h, aber im Falle von möglichen Nachprüfun­gen gibt es auch mündliche Examen. Für diese stünden dann ältere Lehrer zur Verfügung.

„Bei den schriftlic­hen Arbeiten ist die Anwesenhei­t der jeweiligen Klassenleh­rer nicht notwendig“, erläutert Wirth. Dabei gehe es vor allem um die Aufsicht. Wie im Gymnasium sind auch in der Realschule die Gruppen der Prüflinge so aufgeteilt worden, dass genug Abstand möglich ist.

Bislang gebe es trotz Corona-Maßnahmen keine besonderen Probleme, erklären beide Schulleite­r. „Nur in den Pausen müssen wir gelegentli­ch die Schüler daran erinnern, die Abstandsre­geln einzuhalte­n“, sagt der Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums.

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FOTOS: IMAGO/MOLL/GILSBACH Weder Mathias Fischbach-Städing (l.) noch Claus Peter Wirth sehen ein Problem darin, dass Pädagogen aus der Risikogrup­pe bei den Prüfungen anwesend sind.

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