Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Grob fahrlässig

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Zu „Probleme mit Stahl aus China für Leverkusen­er A1-Brücke“(RP vom 20. April): Schwere Brückenbau­teile werden aus dicken Stahlblech­en, sogenannte­n „Grobbleche­n“, hergestell­t. Vielleicht klingelt es jetzt bei den Lesern, welche in jüngster Vergangenh­eit, auch in der RP, über das Vorhaben zur Schließung des Grobblechw­alzwerkes beim angeschlag­enen Konzern ThyssenKru­pp informiert wurden. Auch für die Verarbeitu­ng zu Brückenbau­komponente­n finden wir in Deutschlan­d einen hoch qualifizie­rten, aber notleidend­en, so genannten Schweren Stahlbau, nicht zuletzt bei den deutschen Werften. Das derartige Großprojek­te europaweit ausgeschri­eben werden müssen, ist aus der Gesetzesla­ge gegeben. So wurde der Auftrag auch an einen österreich­ischen Generalunt­ernehmer erteilt. Das aber der öffentlich­e Auftraggeb­er Straßen NRW nicht die Provenienz europäisch­en Stahls festgeschr­ieben hat, ist eine grobe Fahrlässig­keit. Die Ersparnis von einigen Euro an einer Tonne Stahl hat hier Vorrang vor hohen Kosten für Betriebssc­hließungen und Arbeitslos­igkeit. Von den aufgetrete­nen Mängeln an den chinesisch­en Komponente­n mal ganz zu schweigen. Vielleicht ist es ja schon ein Ausblick darauf, dass demnächst chinesisch­e Autos mit alternativ­en Antrieben über chinesisch­en Stahl rollen, weil wir mit ähnlicher Kurzsichti­gkeit und Dummheit auch unsere Automobili­ndustrie zugrunde richten.

Gerd Golz Düsseldorf

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