Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mit deutschen Dichtern als „Nachbarn“

Ursula und Wolfgang Krömer haben vor 36 Jahren im damals neuen Wohngebiet Dierl gebaut. Es ist eins der größten der Stadt.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

DIERL Das Wohngebiet Dierl wurde in den 1980er Jahren erschlosse­n, seinen Namen erhielt es aber von einer kleinen Hofschaft unterhalb, die sich nahe der B 237 in Richtung Wipperfürt­h befindet. Wenn man aber in Hückeswage­n vom „Dierl“spricht, dann ist die Siedlung mit den vielen Einfamilie­nhäusern gemeint, die über die Montanusst­raße erreichbar ist und in der viele Straßen Dichternam­en tragen – Brüder-Grimm-Straße, Eichendorf-Weg, Wilhelm-Busch-Weg, Heinrich-Heine-Weg oder Theodor-Fontane-Weg. Die Rede ist daher auch von der „Dichtersie­dlung“. Es ist eine ruhige Wohngegend, in der die Häuser sich hinter teils hohen Hecken oder geschmackv­ollen Gartenzäun­en befinden.

Eine der letzten Baulücken am Droste-Hülshoff-Weg haben vor 36 Jahren Wolfgang und Ursula Krömer geschlosse­n. Es war ein echter Glücksfall für das junge Paar, wie Wolfgang Krömer sagt. „Wir hatten 1984 Interesse daran, ein Haus zu bauen – aber da waren alle schönen Grundstück­e auf dem Dierl schon vergeben.“Bis schließlic­h der eigentlich­e Besitzer des Eckgrundst­ücks am Droste-Hülshoff-Weg beruflich längerfris­tig in die USA musste – und sein Grundstück wieder verkaufte. „Wir haben innerhalb von drei Sekunden zugeschlag­en“, sagt Krömer schmunzeln­d.

Der 59-Jährige kommt eigentlich aus Remscheid, ist aber mit den Eltern bereits im Alter von fünf Jahren nach Hückeswage­n gezogen. „Ich fühle mich auch als Hückeswage­ner“,

versichert er. Seine Frau kommt aus Wermelskir­chen. Wenn man durch die Siedlung spaziert, fallen einem sofort die Ruhe und die friedliche Atmosphäre auf. „Ja, es ist schon sehr ruhig hier“, bestätigt Ursula Krömer. Aber daraus zu schließen, dass man sich in der Nachbarsch­aft

aus dem Weg gehe, sei völlig falsch, ergänzt ihr Mann.

„Es ist eine wunderbare Nachbarsch­aft. Man kann sich voll und ganz aufeinande­r verlassen“, versichert er. Die 59-Jährige ergänzt: „Unsere direkten Nachbarn machen abends immer das Licht an. Wenn das mal ausbleibt, werden wir direkt aufmerksam. Man kümmert sich hier umeinander“, sagt sie. Es sei ein ideales Miteinande­r, bekräftig Wolfgang Krömer. „Man lässt sich auch in Ruhe, ist aber jederzeit füreinande­r da.“In früheren Jahren sei diese Nachbarsch­aftlichkei­t auch durch Straßenfes­te ausgedrück­t worden. Das sei mittlerwei­le aber ein wenig eingeschla­fen, sagt Wolfgang Krömer. „Ich glaube, die Generation ist einfach ein wenig älter geworden“, kommentier­t er lächelnd.

Am Haus habe das Paar sehr viel selbst gemacht. Das sei sogar so weit gegangen, dass die Garage schon lange vor dem eigentlich­en Haus gebaut worden sei. „Wir hatten den Bauantrag gestellt und dann direkt mit der Garage angefangen. So habe ich das Maurern gelernt. Wobei die Nachbarn sich schon darüber gewundert haben, was wir hier für ein seltsames Haus bauen“, sagt der 59-Jährige.

Später, als dann die Fertighaus­teile auf einem großen Lkw geliefert wurden, seien die Handwerker aus allen Wolken gefallen. „Die haben angefangen, die Teile abzuladen, als plötzlich eine große Schafsherd­e mit etwa 300 Tieren von Hambüchen die Straße entlangget­rieben wurde. Die Handwerker haben wohl gedacht, dass sie am Ende der Welt angekommen wären“, sagt Wolfgang Krömer. Geholfen habe beim Baum vor allem sein Vater. „Der hatte da viel Erfahrung – und die Baustelle war seine zweite Heimat“, sagt er.

Neben der guten Nachbarsch­aft schätzt das Paar auch die perfekte Lage ihrer Siedlung. „Im Sommer gehen wir gerne zur Bever zum Schwimmen, da sind wir in ein paar Minuten. Wenn man in die Stadt will, ist man das mit dem Rad auch in kurzer Zeit – und in Richtung Hambüchen kann man sich schnell in die Natur aufmachen“, zählt Wolfgang Krömer die Vorteile der „Dichtersie­dlung“auf.

Als es noch die D-Mark gab, konnte der 59-Jährige seinen Wohnort immer ganz schnell mit einem Verweis auf den grünen 20-MarkSchein beschreibe­n. „Viele wussten mit der Droste nichts anzufangen – die Dame auf dem Geldschein konnten sie jedoch alle zuordnen“, sagt Wolfgang Krömer.

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FOTO: WOLFGANG WEITZDÖRFE­R Das Ehepaar Ursula und Wolfgang Krömer wohnt seit 36 Jahren auf dem Dierl – es hatte eine der letzten Baulücken ergattert
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FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH Eine der Straßen in der „Dichtersie­dlung“erinnert an Annette von Droste-Hülshoff.

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