Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die BI braucht die vernünftigen Biker
Die Bürgerinitiative (BI) gegen den Verkehrslärm hat den Ministerpräsidenten, drei Landesminister und den oberbergischen Bundestagsabgeordneten um Unterstützung gebeten in ihrem jahrelangen Kampf gegen die lärmenden Motorräder vor den Haustüren ihrer Mitglieder. In der Sache hat die BI Recht, denn ein kleiner Teil der Biker macht ihnen und anderen Anwohnern (nicht nur) in Hückeswagen das Leben schwer. Den Motorradfahrern allerdings ein „unverantwortliches und unsoziales Verhalten“in der Corona-Krise vorzuwerfen, geht dann doch zu weit. Denn damit greift sie alle an – auch die, die sich an die Tempobegrenzungen halten und mit angemessener Lautstärke durch die Gegend fahren.
Natürlich kann man die Frage stellen, ob sich in Zeiten des Kontaktverbots Heerscharen auf ihre Motorräder setzen müssen. Doch letztlich sind Spaßfahrten nicht verboten. Und auch der Autofahrer, der samstags zum Bummeln nach Köln oder zum Ausflug an den Drachenfels fährt, unternimmt eine Spaßfahrt. Ziel der Bürgerinitiative
muss es sein, einen Konsens mit den Motorradfahrern zu finden. Vor allem mit den vernünftigen unter ihnen. Denn nur gemeinsam hat ein Kampf gegen die Lärmer und Raser eine Chance. Die Wortwahl der BI zeigt indes auch, wie sehr die Nerven bei den lärmgeplagten Anwohnern blank liegen. Und das schon zu Beginn der Saison.
Eine schöne, weil kreative Idee hatte die Stadt, insbesondere die Tourismusbeauftragte, die eine Alternative zur abgesagten Bergischen Wanderwoche entwickelte: Die Hückeswagener sollen ab Christi Himmelfahrt für zweieinhalb Woche trotzdem die Wanderschuhe schnüren und unabhängig voneinander, aber dennoch gemeinsam mindestens 1000 Kilometer wandern. Auch diese Aktion zeigt, dass die Corona-Krise die Hückeswagener nicht kleinkriegt. Selbst wenn viel Liebgewonnenes abgesagt werden muss, so wird doch immer noch irgendwo eine Hintertür aufgeschoben.
Große Schwierigkeiten in den Corona-Zeiten haben die Sportvereine, die ihre Trainingsund Kurseinheiten nicht anbieten können. Das dürfen sie rein theoretisch seit dieser Woche wieder. Aber für ehrenamtlich geführte Vereine ist das Umsetzen der Hygieneund Sicherheitsmaßnahmen kaum umsetzbar. Daher verzichten viele bewusst auf den Neustart. Die Tennisvereine etwa oder der Golfclub sind außen vor, weil sich deren Sportler kaum in die Quere kommen. Aber von den Turnvereinen etwa will nur der ATV sein Kursangebot wieder aufnehmen. Ob allerdings Yoga oder Pilates mit Mundschutz wirklich Spaß machen wird, darf doch bezweifelt werden. Bis der (Breiten-)Sport wieder halbwegs normal funktioniert, wird es wohl noch lange dauern.