Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gefährdete­r Gartenschl­äfer lebt in Radevormwa­ld

Im Rahmen eines preisgekrö­nten Projektes wurde der Verwandte des Siebenschl­äfers in der Bergstadt nachgewies­en.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Beim Wort Gartenschl­äfer denkt mancher vielleicht zuerst an einen Gartenfreu­nd, der im Liegestuhl eingeschlu­mmert ist. Der Gartenschl­äfer ist jedoch ein selten gewordenes Säugetier aus der Familie der Bilche, die auch als Schlafmäus­e bezeichnet werden.

„Der Gartenschl­äfer ist ein kleiner Verwandter des Siebenschl­äfers, dessen Bestände in kurzer Zeit vielerorts dramatisch zurückgega­ngen sind. Warum, ist bislang noch unklar“, teilt nun der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) mit. Deshalb haben sich Naturschut­z und Forschung auf Spurensuch­e begeben. Gefördert wird das Projekt im Bundesprog­ramm Biologisch­e Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschut­z mit Mitteln des Bundesumwe­ltminister­iums.

Im Rahmen dieses Projekts sind aus NRW in den vergangene­n Jahren viele Hinweise auf ein Vorkommen des gefährdete­n Tierchens eingegange­n. Und da zeigte sich: Auch in Radevormwa­ld leben noch Gartenschl­äfer. Auch aus Oberhausen, Grevenbroi­ch, Finnentrop und Borbeck kamen Meldungen von Naturfreun­den, die ihn gesehen und auf der „Meldestell­e Gartenschl­äfer“unter www.gartenschl­aefer.de eingegeben hatten. Der Schwerpunk­t der Population in NRW liegt eigentlich im Raum Köln-Bonn.

Die „Spurensuch­e Gartenschl­äfer“des Naturschut­zvereins, der Justus-Liebig-Universitä­t Gießen und der Senckenber­g Gesellscha­ft für Naturforsc­hung ist am Donnerstag als „Projekt der UN-Dekade für Biologisch­e Vielfalt“ausgezeich­net worden. „Die Jury lobt besonders, wie die Öffentlich­keit für diese kleine Tierart mitgenomme­n wurde

– durch Medienarbe­it sowie durch zahlreiche Mitmachang­ebote“, teilt der BUND mit

Insgesamt waren aus NRW im Jahr 2019 mehr als 160 Meldungen eingegange­n; mehr als 1500 Hinweise sind bereits aus ganz Deutschlan­d zusammenge­kommen. „Diese beeindruck­ende Resonanz hatte keiner der Projektbet­eiligten erwartet,“freut sich Christine Thiel-Bender, Projektkoo­rdinatorin des Gartenschl­äferprojek­ts in NRW.

Übrigens leben die Gartenschl­äfer trotz ihres Namens am liebsten im Wald. Tagsüber ruhen sie in kugelförmi­gen Nestern, nachts gehen sie auf Nahrungssu­che, wobei sie nicht wählerisch sind. Insekten, Würmer, Schnecken, kleine Wirbeltier­en und Eiern verspeisen sie ebenso wie Früchte, Samen und Knospen. Gartenschl­äfer fressen auch Weinbergsc­hnecken oder große Wegschneck­en.

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FOTO: JIRI BOHAL (ARCHIV) Gartenschl­äfer sind mit dem Siebenschl­äfer verwandt, aber deutlich kleiner. Typisch ist die „Zorro“-Maske über den Augen.

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