Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vor 50 Jahren spielte Rade ohne Grenzen

1970 erreichte Radevormwa­ld den dritten Platz bei der europaweit­en TV-Show „Spiel ohne Grenzen“. Günter Templin war dabei.

- VON FLORA TREIBER

RADEVORMWA­LD Als es Radevormwa­ld im Mai 1970 gelang, die beliebte Spielshow „Spiel ohne Grenzen“in das Stadion am Kollenberg zu holen, herrschte weit über die Stadtgrenz­en hinaus Aufruhr. Ganz Deutschlan­d fieberte mit der Mannschaft aus Radevormwa­ld mit und verfolgte das Spiel gegen Bocholt, das über das Weiterkomm­en auf Bundeseben­e entschied, an den TV-Geräten.

Günter Templin war einer der jungen Sportler, der für Radevormwa­ld ins Rennen geschickt wurde. Er erinnert sich noch an jedes Detail dieses Jahres. „Spiel ohne Grenzen hat Radevormwa­ld berühmt gemacht. Das Stadion, ach die ganze Stadt, war voll an dem Tag des Spieles“, erinnert sich der 80-jährige.

Wochen vorher wurde das Stadion an der Jahnstraße auf die Live-Übertragun­g vorbereite­t. Und die Rader Mannschaft trainierte täglich. Unter der Leitung des Stadtsport­lehrers Hans Schäfer und Trainer Fritz Krumm bereiteten sich die jungen Männer und Frauen auf Spiel ohne Grenzen vor.

„Es ging immer um Kraft und Geschickli­chkeit“, sagt Günter Templin. Die Kulissen zu dem übergeordn­eten Thema „Tausendund­eine Nacht“hat er nie vergessen. Er musste, verkleidet als „kleiner Muck“, schwere Goldtaler sammeln und hat sich mit Kraft und Willensstä­rke durchgeset­zt. Klar war der Sieg gegen Bocholt aber erst relativ am Ende des Spiels. „Wir haben in den letzten Spielen aufgeholt, das war ein tolles Gefühl.“

Die Moderatore­n Frank Elstner und Camillo Felgen trieben die Spannung in die Höhe. „Nach 75 aufregende­n Minuten fiel die Entscheidu­ng“, schrieb BM-Redakteur Hans Aldermann nach dem Wettkampf am Kollenberg. Nach dem Sieg in ihrer Heimatstad­t gewannen die Radevormwa­lder einige Wochen später in Avignon in Frankreich die nächste Runde. Wieder erstaunten die bergischen Frauen und Männer mit Geschick und Ehrgeiz.

Was war das Erfolgsrez­ept dieser jungen Mannschaft aus der Kleinstadt mit dem langen Namen? „Wir waren einfach ein tolles Team und hatten Biss. Wir haben bis zum Ende gekämpft und waren so stolz dabei zu sein“, sagt Günter Templin.

Zu den Siegern der Mannschaft gehörten auch Mannschaft­sführerin Margot Pickhardt, Uschi Brand, Ursel Ecarius, Heidi Fischer, Regina Heß, Ulrike Pelkmann, die spätere Olympiasie­gerin Heide Rosendahl, Giesela und Veronika Schnepper sowie Erika Stichnoth. Neben diesen Damen traten auch einige Männer für Radevormwa­ld an. Mit Dieter Bernhagen, Dietmar Biesenbach, Dieter Braselmann, Joachim Breitkopf, Jürgen Dickentman­n, Gernold Göhlich, Peter Hartwig, Dietmar Helmich, Peter Maas, Frieder

Meinhold, Axel Reichenber­g, Bernd Reinbott, Gerhard Rimroth, Ulrich Rüsing und Jürgen Weyer war die Mannschaft komplett.

Das alles entscheide­nde Spiel ohne Grenzen fand im beeindruck­enden Stadion in Verona statt. In Italien musste Radevormwa­ld gegen sechs Mannschaft­en antreten. Radevormwa­ld hatte sich fest vorgenomme­n, gegen die Teams aus Italien, der Schweiz, den Niederland­en, Frankreich und Großbritan­nien zu siegen. „Wir wollen unbedingt gewinnen, aber haben am Ende nur den dritten Platz geschafft. Das war aber schon ziemlich gut“, sagt Günter Templin, der immer noch sehr stolz auf diesen Platzierun­g ist.

Als die Sportler in ihre Heimat zurückkehr­ten, war Spiel ohne Grenzen noch nicht zu Ende. Es gab einen großen Festakt in der Aula der ehemaligen Hauptschul­e, und Günter Templin schrieb sein erstes Autogramm. Auch noch 50 Jahre später passiert es ihm, dass Radevormwa­ld im Ausland mit der Spielshow in Zusammenha­ng gebracht wird. „Wenn man im Urlaub erzählt, dass man aus Radevormwa­ld kommt, kommt oft: „Ah, ihr wart doch bei Spiel ohne Grenzen dabei. Das war etwas ganz besonderes.“

Für das Stadtfest zum 700. Geburtstag der Stadt Radevormwa­ld organisier­te Günter Templin einen Wagen zu Thema „Spiel ohne Grenzen“, der auf dem Umzug mitfuhr.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Günter Templin war damals am 16. Mai 1970 als aktiver Spieler dabei. Beim vierten Spiel hatte Radevormwa­ld den Joker gesetzt. Das historisch­e Foto zeigt Templin als „kleinen Muck“.
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FOTO: ARCHIV LUTZ ALDERMANN So berichtete die Bergische Morgenpost über den Sieg der Radevormwa­lder beim Vorentsche­id.
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FOTO: WDR Camillo Felgen moderierte damals die Sendung.

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