Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Seit 48 Wochen wird am Schloss fürs Klima gestreikt

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Die Papiertüte mit der Aufschrift „Save the Climate ‘cause Hamburgers can‘t swim“(„Rettet das Klima, weil Hamburger nicht schwimmen können“) ist mittlerwei­le ein wenig ramponiert. Nach 48 Wochen im Einsatz ist das allerdings kein Wunder. Auch Leon Gräbner ist fast ein Jahr älter geworden, der mittlerwei­le 18-Jährige trägt inzwischen Vollbart. „Der hat aber nichts mit meinem Klimastrei­k zu tun“, sagt der Hückeswage­ner lachend. Seit dem 14. Juni 2019 ist Gräbner jeden Freitag vorm Schloss, sein kleiner Hund Chet begleitet ihn, und auch die Papiertüte hat er immer mit dabei.

Er habe etwas für den Klimaschut­z machen wollen, sagt er, und sei dem Vorbild Greta Thunbergs gefolgt. Am Anfang sei er alleine gewesen, bis zu den Sommerferi­en seien indes noch bis zu acht Mitstreite­r dazugekomm­en. „Dann ist das aber wieder ein wenig eingeschla­fen. Mittlerwei­le sind wir in der Regel zu zweit hier“, erzählt der 18-Jährige.

Seinen persönlich­en Klimastrei­k hatte der junge Mann, der vor einem Jahr noch das Berufskoll­eg in Wermelskir­chen besuchte, lange immer am Vormittag während der Schulzeit gemacht. „Irgendwann, nachdem ich schon die Attestpfli­cht von der Schule bekommen hatte, habe ich einen Brief bekommen, in dem mir der Rauswurf angedroht wurde. Daraufhin habe ich meinen Klimastrei­k auf den Nachmittag gelegt“, sagt Gräbner. Seitdem ist er jeden Freitag von 16.30 bis etwa 18 Uhr am Schloss.

Bei jedem Wetter? „Ja, auch im Winter und bei Regen. Ich bin allerdings irgendwann vom Rosengarte­n unter das Dach des Schlossbru­nnens umgezogen. Und im Sommer ist es natürlich schon angenehmer als im Winter“, sagt er schmunzeln­d. Hund Chet spaziert hingegen gerne quer über den Schlosshof. „Er freut sich immer, wenn wir am Freitagnac­hmittag losgehen“, sagt der 18-Jährige. Das Berufskoll­eg habe er mittlerwei­le beendet, derzeit sei er auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz als Tischler.

Der 18-Jährige sieht sein Engagement für das Klima mit Blick auf die Klimapolit­ik indes noch lange nicht beendet. „Ich werde solange weiterstre­iken, bis es in Deutschlan­d einen vernünftig­en und nachhaltig­en Klimaschut­z gibt. Also vermutlich noch eine ganze Weile. . .“, betont er. Ab und zu werde er von Besuchern am Schloss darauf angesproch­en. „Die meisten Reaktionen sind positiv. Die Leute finden es gut, dass ich mich für den Klimaschut­z einsetze“, versichert Gräbner.

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(FOTO: JÜRGEN MOLL)

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