Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
(Straßen-) Wahlkampf mit Abstand
WERMELSKIRCHEN Wählen oder verschieben? Die drei Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl in Wermelskirchen gehen fest davon aus, dass der Termin am 13. September steht.
„Ich war eigentlich der Meinung, dass es besser wäre, die Wahlen Richtung Mai 2021 zu verschieben“, sagt Rainer Bleek. Der Wahlkampf sei nur eingeschränkt möglich, und auch die Sicherheitsvorkehrungen seien eine Herausforderung. „Allerdings ist die Wahlperiode mit sechs Jahren ohnehin sehr lang, und dann stellt sich auch die Frage der demokratischen Legitimation eines Bürgermeisters.“Bleek geht davon aus, dass die Wahl im September stattfindet.
„Für mich gibt es keinen Grund für eine Verschiebung“, sagt Marco Frommenkord, der von der FDP ins Rennen geschickt wird. Es bleibe genügend Zeit für einen Wahlkampf, der Corona-Trend sei positiv. „Die Wahl ist das wichtigste Instrument der Demokratie“, erklärt Frommenkord. „Das sollten wir nicht temporär außer Kraft setzen.“
Auch Marion Lück, die von der CDU und vom Bürgerforum unterstützt wird, hält eine Durchführung der Kommunalwahl im September für möglich. „Es gibt zwei entscheidende Faktoren: Der Gesundheitsschutz der Wähler und Wahlhelfer muss gewährleistet sein, und die Wahl muss ordnungsgemäß stattfinden können.“Beides halte sie für möglich – allerdings müsse die Politik in Düsseldorf noch nachschärfen und Baustellen lösen.
Alle drei Kandidaten stellen sich nun auf einen anderen Wahlkampf als ursprünglich erwartet ein. „Ich hätte gerne viel intensiveren Kontakt zu den Vereinen und Unternehmen aufgenommen“, sagt Marion Lück. Und sie plane auch weiterhin mit einem Haustürwahlkampf – „hoffentlich ab Juli oder August“. Bis dahin sei sie ansprechbar und biete Informationen über ihre Person auf ihrer Internetseite an. Aber: Im Moment hätten die Menschen keinen Sinn für Wahlkampf, weil sie sich in Zeiten der Corona-Pandemie um ganz andere Dinge Gedanken machen würden. „Sie müssen die Kinderbetreuung klären. Und viele machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz“, sagt Marion Lück. „Da wird Wahlkampf irgendwann zum sensiblen Thema.“
Auch Marco Frommenkord hält diese Wochen für „den falschen
Zeitpunkt für plakative Meinungen“. Vielmehr gehe es jetzt darum, die Krise bestmöglich durchzustehen. „Es ist Zeit für Taten statt für große Worte“, sagt Frommenkord. „Jetzt krempeln wir die Ärmel hoch, für den Wahlkampf bleibt immer noch genug Zeit.“Wie dieser dann aussehen kann, beraten die FDP und ihr Kandidat noch. „Wer mehr über mich wissen will, der kann sich aber melden“, sagt Frommenkord.
Auch Rainer Bleek und die SPD gehen davon aus, dass ein Wahlkampf mit zunehmenden Lockerungen möglich wird. „Das wird kein Wahlkampf wie in anderen Zeiten“, sagt Bleek. Aber er hofft, irgendwann trotzdem „Straßenwahlkampf mit Abstand“umsetzen zu können. Vielleicht seien auch im kleineren Rahmen Podiumsdiskussionen möglich. „Vor allem geht es aber darum, die Voraussitzungen für eine sichere Wahl zu schaffen“, sagt Rainer Bleek. „Wir werden die Abstandsvorgaben in Wahllokalen regeln müssen.“Die Kommunalwahl auf Briefe zu verlegen, sei für ihn nicht denkbar: „Niemand darf benachteiligt werden“, sagt Bleek.